Auf diesen Moment haben viele gewartet: Endlich kehrt die preisgekrönte Netflix-Serie „Die Kaiserin“ mit einer zweiten Staffel zurück. Eine Staffel, die definitiv nicht enttäuscht – so viel kann ich schon jetzt verraten. Und das liegt nicht nur an der unglaublichen Performance der Darsteller*innen (Devrim Lingnau ist wieder mal krass!) und einzelnen Szenen, die auch Tage später noch nachhallen, sondern sicherlich auch daran, dass die 2. Staffel es ebenfalls schafft, mit Elisabeths unermüdlichem Kampf für ihre eigene Selbstbestimmtheit und Freiheit irgendwie einen Nerv unserer Zeit zu treffen.
Kaum eine andere historische Persönlichkeit zieht Menschen auch heute noch so sehr in ihren Bann wie Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn – mich eingeschlossen. Deswegen gibt es mittlerweile auch etliche Filme („Sissi“ ist natürlich DER Klassiker) oder auch Serien (RTL+ hat sich ebenfalls an eine „Sisi“-Reihe gewagt) über die Monarchin. Und so sehr ich vor allem die legendäre „Sissi“-Reihe mit Romy Schneider auch vergöttere (die läuft bei mir wirklich jedes Jahr zu Weihnachten), hat mich die Netflix-Serie „Die Kaiserin“ nochmal anders gecatcht. Denn schon in der ersten Staffel der Netflix-Produktion (die übrigens mit dem International Emmy als beste Dramaserie ausgezeichnet wurde), war klar: Von der liebreizenden Lisl von Possenhofen bekommen wir hier nichts zu sehen. Nein, „Die Kaiserin“ schenkt uns eine Elisabeth, die ihren eigenen Willen hat, sich auflehnt und die vor allem bereit ist, für sich und ihre eigene Freiheit zu kämpfen. Eine Rebellin eben.
Und damit geht es auch in der 2. Staffel weiter – und das sehr viel tiefer. Denn im Fokus der neuen Folgen steht vor allem das Thema Thronfolge. So geht es auch direkt in Folge 1 los, in der Elisabeth hochschwanger ist. Denn klar, nach ihrem ersten Töchterchen muss natürlich ein männlicher Erbe her, der die Zukunft des Reiches sichert. Oder um es in den Worten von Erzherzogin Sophie (Melika Foroutan) zu sagen: „Männer führen Kriege und wir Frauen werden verheiratet, um unser Reich zu sichern“. Das ist eben das, was man von einer Kaiserin erwartet – was die Monarchie verlangt.
Hier kannst du dir direkt noch einmal den Trailer zu Staffel 2 anschauen:
Devrim Lingnau ist eine Wucht
Und nun ja, wer die Geschichte von Kaiserin Elisabeth etwas kennt, weiß, dass sie nach Tochter Sophie erneut schwanger mit einem Mädchen ist. Und hui, ich will an dieser Stelle gar nicht zu viel spoilern, aber ich sage nur so viel: Nach der Geburt ihrer Tochter (Ich war nicht auf diese Geburtsszene vorbereitet!!!) hat Elisabeth verständlicherweise erst einmal keine Lust mehr, weiter als – plump gesagt – Geburtsmaschine fürs Reich herzuhalten. Nicht nur ihrer eigenen Gesundheit wegen, sondern vor allem auch, weil sie eigene Vorstellungen und Wünsche hat und den Drang, als Kaiserin etwas zu bewirken. Nur ist das schwierig, wenn eigentlich alle Konventionen gegen dich sind – und selbst dein eigener Mann, auf dem natürlich dieselben Verpflichtungen lasten, nicht wirklich den gewünschten Support bietet.
Und doch kämpft Elisabeth in diesen Folgen – trotz aller Verpflichtungen und Schicksalsschläge (da kommt einiges, trust me, ich könnte immer noch heulen ...) – weiter für sich und ihre Werte. Und ich muss an dieser Stelle einfach mal sagen, wie sehr mich Devrim Lingnau dabei wieder einmal umgehauen hat. Denn was Romy Schneider vielleicht in ihrer Sissi-Rolle mit ihrer Zartheit und entzückenden Art geschafft hat, schafft Devrim in „Die Kaiserin“ mit ihrer Stärke und Power. Ja, es gibt einfach Schauspieler*innen, die dich mit ihrer Performance umhauen. Die ihren Figuren diese gewisse Tiefe geben und dich wirklich mitfühlen lassen. Devrim ist so eine Person.
Da ist so eine unglaublich große Wut ...
Aber vielleicht liegt dieses Gefühl auch einfach daran, weil man ihren inneren Kampf, ihre Wut und gleichzeitig auch diese Machtlosigkeit den vorgegebenen Rollenbildern gegenüber so nachempfinden kann. Denn I mean, selbst heute kämpfen Frauen noch in einer vom Patriarchat geprägten Gesellschaft darum, endlich gleichberechtigt zu sein und ihren Weg gehen zu können, ohne ständig ausgebremst zu werden.
Wenn Elisabeth in der Serie also Dinge sagt wie „Ich werde nicht ruhig sein“ und im selben Atemzug einem Arzt seine verabreichten Tröpfchen entgegenrotzt, mit denen sie im wahrsten Sinne des Wortes ruhiggestellt werden soll (weil eine Kaiserin, die nichts sagen kann, eben das kleinere Übel ist), schwingt da irgendwie eine gewisse Doppeldeutigkeit mit. Denn dieser Kampf gegen all die Konventionen und dafür, dass ihre Stimme endlich gehört wird, ist ein Kampf, den Frauen auch heute noch kämpfen müssen. Und genau von diesen Parallelen lebt die Serie – ohne dabei aber das historische Setting und natürlich die Geschichte von Elisabeth komplett aus den Augen zu verlieren. Denn trotz vieler aktueller Themen, die in der Serie unterschwellig mitschwingen, bleibt „Die Kaiserin“ natürlich eine historische Dramaserie. Obwohl man auch hier nicht davon ausgehen darf, dass sich die Macher*innen komplett an alle historischen Fakten gehalten haben. Denn in der echten Elisabeth hat vielleicht der Wunsch nach Selbstbestimmtheit, aber definitiv nicht ein so feministisches, für das Volk aufopfernde Herz geschlagen, wie wir es in Devrims Elisabeth sehen – zumindest wenn man sich Meinungen von Historiker*innen so durchliest.
Aber das muss es auch nicht. „Die Kaiserin“ ist eben irgendwie auch ein Produkt unserer Zeit – und das finde ich gut so. Mal abgesehen davon, dass ich historische Dramaserien eben einfach liebe, haha. Das gewürzt mit tollen Schauspieler*innen, Figuren mit Tiefe (es geht natürlich nicht nur um Elisabeth in Staffel 2) und wundervollen Kostümen und Settings, ist das Rundumpaket. Heißt: Wenn du die erste Staffel schon verschlungen hast, wirst du das ganz sicher auch mit der Fortsetzung (ab dem 22. November bei Netflix) tun. Ich kann es dir nur ans Herz legen.