Millionen Menschen verfolgten in den letzten Wochen auf Netflix das Schicksal von Anna Sorokin, die sich als reiche Erbin Anna Delvey ausgab. In der Serie wird sie als Hochstaplerin enttarnt und muss für ihre Taten ins Gefängnis. Doch was passierte danach? Sitzt Anna Sorokin immer noch ihre Strafe ab und wie denkt sie heute über ihre Zeit als Fake-Erbin?
Update, 17.03.2022: Chaos um Abschiebung nach Deutschland
Eigentlich sollte Anna Sorokin am 15. März aus dem Gefängnis der Einwanderungsbehörde ICE zurück nach Deutschland abgeschoben werden. Ob das geklappt hat, ist jedoch unklar. Verschiedene Medien, unter anderem die Bild-Zeitung berichten, Sorokin habe sich erfolgreich gegen ihre Abschiebung gewehrt, indem sie sich geweigert habe, ins Flugzeug zu steigen. Ihre Anwälte berufen sich dabei auf eine Notfall-Bleibegenehmigung, die weiterhin bestand habe. Ihr Anwalt Manny Aurora sagte gegenüber der Daily Mail, man habe einen Eilantrag gestellt, um die Abschiebung um weitere 30 Tage zu verschieben. Für Sorokin bedeutet das jedoch keine Freiheit in den USA, sondern einen weiteren Aufenthalt im ICE-Gefängnis.
Das geschah nach Anna Sorokins Verhaftung 2017
Anna Sorokin wurde bereits im Oktober 2017 verhaftet. Bis es zu einer Verurteilung kam, dauerte es jedoch noch eineinhalb Jahre. Erst im Mai 2019 wurde das Strafmaß für die Betrügerin festgelegt. Wie wir in der Netflix-Serie mitbekommen, wurde Sorokin ein Freikommen auf Kaution verweigert, Deals, die ihr eine kürzere Freiheitsstrafe in Aussicht stellten, schlug sie aus. Am Ende wurde sie zu vier bis 12 Jahren Haft verurteilt. Zählt man die Zeit mit, die sie auf der Gefängsinsel Rikers Island auf ihren Prozess wartete, hätte sie also frühestens im Herbst letzten Jahres entlassen werden können oder könnte sogar noch auf unbestimmte Zeit im Gefängnis sitzen. Tatsächlich verlief ihre Geschichte jedoch ein wenig anders.
Anna Sorokin war für sechs Wochen frei
Anna Sorokin wurde bereits im Februar 2021 aus der Haft entlassen. Allerdings konnte sie ihre Zeit in Freiheit nur kurz genießen. Nach sechs Wochen wurde sie wieder festgenommen. Dieses Mal nicht wegen eines neuen Betrugsfalls, sondern, weil ihr Visa abgelaufen war. Etwas, woran sie selbst keine Schuld hat, behauptet Anna Sorokin. Seitdem sitzt sie im Gewahrsam der US-Einwanderungsbehörde ICE. Tatsächlich hätte sie schon im Herbst nach Deutschland abgeschoben werden können, doch Sorokin stellte einen Antrag, um ihre Abschiebung zu verhindern. Danach steckte ihr Fall, wie sie es selbst ausdrückt, im Limbo fest. Wegen verschiedener bürokratischer Fehler wurde lange keine Entscheidung gefällt. Ein Freikommen auf Kaution wurde ihr erneut verwehrt, was das Gericht damit begründet, dass Anna Sorokin nach ihrer Freilassung die „Fähigkeit und Neigung“ habe, weiterhin Betrug zu begehen.
Anna Sorokin hat „Inventing Anna“ gesehen
Kurz vor der Veröffentlichung der Netflix-Serie über ihr Leben schrieb Sorokin einen Gast-Artikel für das US-Magazin Business Insider. Darin erklärt sie, wie ungerecht sie sich von ICE behandelt fühle. „Ich habe keine einzige der Bewährungsregeln von ICE oder des Staates New York gebrochen“, heißt es etwa. Auch auf die Netflix-Serie geht Anna Sorokin ein. Die Rechte an ihrer Geschichte hat sie selbst an Netflix verkauft und dafür 320.000 US-Dollar erhalten. Mit dem Geld bezahlte sie unter anderem ihre Schulden bei Banken ab. Im Business Insider Artikel spricht sie noch davon, die Serie nicht vom Gefängnis aus sehen zu wollen. „Selbst wenn ich ein paar Fäden ziehen könnte, um es möglich zu machen, klingt es für mich nicht verlockend, eine fiktionale Version von mir aus dieser kriminellen Irrenanstalt zu sehen." Offenbar hat sie ihre Meinung dazu seit dem Artikel geändert. Denn die Serie schaute sie gemeinsam mit Cosmopolitan-Journalistin Emily Palmer. Die Darstellung ihres Charakters von Julia Garner ist für sie nicht immer leicht zu sehen. „Bin ich wirklich so unausstehlich?“, fragte sie die Journalistin nachdem sie den Trailer zur Serie gesehen hatte.
„Inventing Anna“ ist nicht das einzige Serien-Highlight, auf das wir uns 2022 auf Netflix freuen:
Bis vor kurzem war Anna Sorokin noch immer im Gewahrsam von ICE. Auf ihrem Instagram-Account (ja, den gibt es noch immer!) fragte sie nach Anwälten, die ihr bei ihrer Freilassung helfen könnten. Auch teilt sie regelmäßig Artikel über sich. Dort heißt sie auch weiterhin Anna Delvey.
Anna Sorokin verklagt Einwanderungsbehörde wegen Corona-Infektion
Anfang des Jahres steckte sich Sorokin im Gefängnis mit dem Coronavirus an. Besonders bitter, da da sie zuvor um eine Auffrischungsimpfung gebeten hatte, die ihr laut eigenen Angaben jedoch verweigert wurde. Durch eine Nierenerkrankung zählt Anna Sorokin zur Risikogruppe. Sie entwickelte klassische Krankheitssymptome, hat die Krankheit an sich allerdings mittlerweile überstanden. Allerdings entwickelte sie Long Covid Symptome wie Depressionen, Angstzustände, Husten, Kurzatmigkeit, Wahrnehmungsveränderungen und Müdigkeit. Gemeinsam mit drei weiteren Insassinnen verklagt sie die Behörde nun, da es für die Inhaftierten keine klaren Regelungen zum Umgang mit der Auffrischungsimpfung gab.
Bildquelle: Netflix/Nicole Rivelli, Imago/Future Image International/O. Martin