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Faktencheck

„Queen Charlotte“ auf Netflix: War die echte Charlotte wirklich Schwarz?

Queen Charlotte Schwarz

Die Netflix-Serie „Queen Charlotte“ ist definitiv mehr Fiktion als historisch korrekte Darstellung. Und doch orientieren die Hauptcharaktere Queen Charlotte und King George sich an realen Vorbildern. Auch Charlottes Hautfarbe ist bewusst gewählt. Denn tatsächlich gibt es immer wieder Spekulationen, dass die echte Sophie Charlotte, Herzogin zu Mecklenburg-Strelitz, tatsächlich Schwarz war.

Als die erste Staffel „Bridgerton“ erschien und viele Mitglieder des Adels mit Schwarzen Schauspieler*innen besetzt waren, sorgte das bei vielen für Verwunderung. Die Erklärung des Showrunners Chris van Dusen lautete damals: „Wir besetzen immer die besten Schauspieler*innen auf eine Art, welche die Welt heute repräsentiert.“ Aber auch in der Serie wurde diese historische Ungenauigkeit nicht einfach kommentarlos hingenommen. Anhand der Vorgeschichte des Duke of Hastings erfahren wir, dass seiner Familie der Adelstitel und die Ländereien zugesprochen wurden, als Queen Charlotte zur Königin wurde. Die Serie entwirft also ein Was-Wäre-Wenn-Szenario: Was wäre, wenn es eine Schwarze Königin gegeben hätte und diese ihre Macht für andere Schwarze Menschen genutzt hätte?

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Ein bisschen dunkler als erwartet …

Dieses Gedankenspiel führt „Queen Charlotte“ nun fort. In der Serie ist es zwar nicht Charlotte selbst, die das sogenannte „große Experiment“ vorschlägt, bei dem Schwarzen Menschen aus der Oberschicht Adelstitel zugeschrieben werden, sondern ihre Schwiegermutter Prinzessin Augusta, doch der Grund ist nach wie vor Charlottes Hautfarbe. Dass es dieses Experiment nicht wirklich gab, ist eindeutig. Doch die Frage nach Charlottes Hautfarbe ist nicht so leicht zu klären. In der Serie zeigt sich Augusta überrascht, als sie Charlotte zum ersten Mal sieht. Man habe ihr berichtet, dass sie einen etwas dunkleren Teint habe, aber die Frau, die am Tag der Hochzeit vor ihr stand, war dann doch dunkler als erwartet. Dass es eine solche Begegnung auch im Fall der echten Charlotte gab, ist eher unwahrscheinlich. Einige Historiker*innen gehen davon aus, dass Charlotte Schwarze Vorfahren hatte, genauer gesagt soll sie von der portugiesischen Adeligen Margarita de Castro e Souza abstammen, die wiederum Schwarz gewesen sein soll. Zwischen den beiden Frauen liegen allerdings neun Generationen und auch bei Castro e Souza ist es umstritten, ob sie wirklich Schwarz war.

Ist Queen Charlotte auf Portraits Schwarz?

Dass die dunklere Hautfarbe nach neun Generationen noch präsent ist, ist zwar eher unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich. Die Theorie, dass Charlotte Schwarz gewesen sein könnte, wird nicht nur alleine von dieser Abstammung getragen. In einem The Guardian Artikel von 2009 wird der Historiker Mario de Valdes y Cocom genannt, der argumentierte, dass Charlotte auf royalen Portraits „auffällig afrikanische Gesichtszüge“ habe. Ihr Arzt, der Baron Christian Friedrich Stockmar soll ihr Gesicht zudem als „true mulatto“ beschrieben haben. „Mulatto“ war damals eine Bezeichnung für Menschen mit gemischter Herkunft. Schaut man sich die meisten Portraits an, die es von Queen Charlotte gibt, ist ihre Haut darauf eindeutig weiß. Einige Kunsthistoriker*innen argumentieren jedoch, dass das nicht sonderlich aussagekräftig sei. Denn Künstler seien damals angehalten gewesen, als unästhetisch geltende Merkmale nicht hervorzuheben oder zu kaschieren. Eine dunklere Hautfarbe könnte damals ein solches Merkmal gewesen sein. Auffällig sei daher, dass auf den Portraits des Künstlers Allan Ramsay Charlottes Gesichtszüge stark an die typischen Gesichtszüge afrikanischer Frauen erinnern sollen.

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Wie akkurat ist Netflix bei der Darstellung von „Queen Charlotte“?

Es gibt nicht viele Beweise dafür, dass Queen Charlotte Schwarz gewesen sein könnte. Das Gegenteil lässt sich jedoch ebenfalls nur schwer eindeutig beweisen. Dass Charlottes Haut wirklich so dunkel war, wie die der Darstellerinnen India Ria Armateifio (junge Charlotte) und Golda Rosheuvel (alte Charlotte) ist unwahrscheinlich. Doch diesen Anspruch erhebt die Serie auch gar nicht. Vielmehr nimmt sie die Vermutung als Anlass dafür, eine alternative Geschichte zu schreiben. Bei vielen weiteren Details hingegen hat man sich an die historischen Tatsachen gehalten. Queen Charlotte stammte tatsächlich aus Mirow im heutigen Mecklenburg-Vorpommern, sie war bei der Hochzeit mit King George tatsächlich 17 Jahre alt und sah ihn an ihrem Hochzeitstag zum ersten Mal. Die beiden bekamen tatsächlich 15 gemeinsame Kinder und auch Georges Krankheit ist keine Erfindung der Serie. George III war unter anderem auch als der „Mad King“ bekannt. Dies wird unter anderem auch im Film „King George – Ein Königreich für mehr Verstand“ thematisiert, in dem Charlotte übrigens von der weißen Schauspielerin Helen Mirren dargestellt wird.

„Bridgerton“: 17 klare Unterschiede zwischen Büchern und Serie

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Bildquelle: IMAGO/Heritage Images, Netflix/Liam Daniel

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