Auch 2022 dürfen Zuschauer*innen sich über eine neue Staffel des Erfolgsformats „LOL: Last One Laughing“ bei Amazon Prime Video freuen. Schauspieler Christoph Maria Herbst ist dieses Mal mit von der Partie und stand uns vorab für ein Interview zur Verfügung. Und darin hat er uns nicht nur verraten, wer sein absoluter Angstgegner war, sondern auch, welche Erfahrung ihm dabei geholfen hat, sein Gesicht zu wahren und wie er seine gemeinsamen Momente mit Mirco Nontschew wahrgenommen hat.
Nach den ersten zwei erfolgreichen Staffeln „LOL: Last One Laughing“ legt Amazon Prime Video nun mit Staffel 3 nach. Während einige Stars – wie etwa Anke Engelke, Carolin Kebekus und Mirco Nontschew – sich bereits wiederholt der Challenge stellten, dürfen wir uns auch über zahlreiche neue Gesichter freuen. Und die Mischung verspricht mal wieder jede Menge Gründe zum Lachen – und Rausfliegen!
Christoph Maria Herbst über „LOL“-Teilnahme: Mirco war mein Angstgegner!
desired: Vor wem hatten Sie die größte Angst bzw. rückblickend auf die Staffel den größten Respekt?
Christoph Maria Herbst: Mirco. Auf jeden Fall. Für Mirco hatte ich zwei Seelen in meiner Brust. Unsere Wege haben sich nämlich nie gekreuzt, wir kannten uns nicht. Zu 51 Prozent Vorfreude und zu 49 Prozent Vorangst – sollte es diesen Begriff geben. Auch wenn er zehn Jahre jünger aussah als ich (lacht), bin ich trotzdem mit ihm großgeworden. Ich habe keine „RTL Samstag Nacht“-Show ausgelassen und fand das, was er da abgeliefert hat, immer ohne Worte. Und ich hatte Angst vor ganz vielem, was ich von ihm schon zu kennen glaubte, was aber doch noch mal etwas anderes ist, wenn jemand aus Fleisch und Blut in 3D vor dir steht und jede Bewegung mit einem eigenen Soundtrack unterlegt. Und da bin ich Gott froh, dass ich es geschafft habe, mich in den Momenten warm anzuziehen.
Ich war überrascht, dass Sie es geschafft haben, da nicht zu lachen. Also ich musste schon sehr lachen.
Ich hab' gelacht, ich hab' nach innen gelacht. Und mein Ansatz war tatsächlich der schauspielerische Ansatz. Ich hab' die ganze Zeit eine Maske getragen. Ich hab' mir vorgestellt, dass ich gerade eine Maske aufhabe und unter der Maske kannst du tun was du willst. Meine Maske war oft dieser runtergezogene Mund, den man auch in den ersten zwei Folgen ein paar Mal gesehen hat und bei dem man denkt: Was macht denn der da für ein Gesicht? Aber das machen ja viele bei „LOL“. [...] Max Giermann, Carolin Kebekus, in der dritten Staffel auch Hazel Brugger – die fackeln da ja auf einmal Gesichter ab, die der liebe Gott so nicht gewollt haben kann. Aber es ist letztlich eine Flucht, damit die Lachmuskeln einfach in eine andere Richtung getrieben werden.
Das hat ja auf jeden Fall bisher gut geklappt!
Bisher! Aber Sie haben ja auch erst zwei Folgen gesehen.
In diesem Sinne passt eine Frage ganz gut, weil Sie sagen, dass Mirco ihr größter Angstgegner war. Ich würde nämlich gerne wissen, was ihre schönste Erinnerung an ihn ist?
Die Erinnerung war natürlich sehr kurz, weil wir ja gar nicht so viel miteinander zu tun hatten. Aber die wenigen Momente, in denen man zumindest mal halbprivat miteinander reden konnte, waren von einer unglaublichen Sympathie geprägt, die ich für ihn empfand. Er war ein sehr offener, sehr bescheidener Mensch mit einem ganz großen Herzen, der mir auch gleich von seiner Familie erzählt hat. Als die Nachricht von seinem Tod über den Äther ging, hat mir das – wie all meinen Kollegen – den Boden unter den Füßen weggezogen. Es war nicht auszudenken, das war unfassbar traurig für uns alle.
Mirco Nontschew ist im Alter von gerade einmal 52 Jahren plötzlich verstorben. Damit reiht sich der Comedian tragischerweise in die Gruppe von Stars ein, die viel zu früh von uns gegangen sind:
Wiedersehen mit Christoph Maria Herbst in „LOL“ Staffel 4?
Ich habe mir letztens erst ein paar alte „Stromberg“-Folgen angeguckt. Da haben Sie teilweise Sachen machen müssen, bei denen es unvorstellbar ist, ernst zu bleiben. Würden Sie sagen, dass gerade diese Rolle Ihnen bei „LOL“ geholfen hat?
Ne, gar nicht. Wir haben so viele Outtakes gehabt bei „Stromberg“. Das ist ja auch der riesen Unterschied zu so einem Format wie „LOL“. Bei „LOL“ gibt's kein Script, bei „LOL“ gibt es keine Proben und der ganze „Stromberg“-Kosmos mit diesem wunderbaren Ensemble was wir da hatten, war eine große Verabredung. Und wie immer, ob jetzt am Theater oder vor der fiktionalen Kamera, werden die Dinge, die dann aufgenommen wurden, minutiös geprobt, damit man genau weiß, was als nächstes passiert. Das sind alles Verabredungen und unsere Kunst, wenn man davon reden will, besteht dann darin, das so zu spielen, dass die Zuschauerschaft das Gefühl hat, das passiert gerade. [...] Also Sie glauben nicht, wie oft ich nach „Stromberg“ gefragt wurde [...], wo ich diese Sätze immer hernehme. Da kann ich dann immer nur sagen: Leute, in langen Nächten hab ich mir die ins Hirn reingelernt wie lateinische Vokabeln. Das haben Autoren geschrieben und ich habe es dann gelernt. Insofern, wir haben unfassbar viel gelacht, unglaublich viel Spaß gehabt – und bei „LOL“ auch. Nur, dass der Spaß und das Lachen da nach innen gingen und man die Staudämme nur zwischendurch mal in den wenigen Momenten aufbrechen sieht, wo Bully reinkommt, den ich ja auch nie entlassen wollte.
Das hat man gemerkt, da ist alles abgefallen. Eine Frage hätte ich noch! So wie es vorhin klang, ist eine vierte Staffel durchaus denkbar und wahrscheinlich zu erwarten. Könnten Sie sich denn grundsätzlich vorstellen, noch mal teilzunehmen?
Grundsätzlich ja. Grundsätzlich bedeutet wie Sie wissen, dass es durchaus auch andere Entscheidungen beinhalten kann. Aber grundsätzlich ja. Insgesamt würde ich meine Erfahrung, die ich da gemacht habe, aber als einmalig bezeichnen wollen. Um mich da wie so ein Politiker jetzt aus der Affäre einer Antwort zu ziehen.
Das ist ok (lacht). Was würden Sie denn generell sagen, wenn Sie jetzt zurückdenken. Was haben Sie aus der Staffel mitgenommen, was hat sie Ihnen beigebracht?
Ich bin Gott froh, dass wir in einer Welt leben, in der wir lachen können, wo wir lachen dürfen, wo es nicht verboten ist. Dass wir nicht wie in „Der Name der Rose“ in einem Kloster leben, wo das Lachen, wie es so schlimm hieß, „vom Teufel ist“. Dass ich nicht Tim Taler bin und mein Lachen an den Teufel verkauft habe. Oder wir nicht in einer Gesellschaft leben, in der Lachen verpönt ist. Solche Länder gibt es auf der Welt ja durchaus auch. Dieses Stück Freizügigkeit und Freiheit leben zu dürfen weiß man immer erst zu schätzen, wenn man sieben Stunden „LOL“ gedreht hat.
In der Pressekonferenz (Anm. der Redaktion: zur neuen Staffel „LOL“) kamen wir schon mal auf das Thema zu sprechen, dass die Entscheidung im Raum stand, ob man diese aufgrund der aktuellen Lage stattfinden lässt oder nicht. Wenn Sie weiterdenken zur Veröffentlichung der Staffel – warum würden Sie sagen, dass „LOL“ genau jetzt richtig ist?
Ich kann nicht sagen, ob es jetzt genau richtig ist. Kriege gibt es überall auf der Welt, der Krieg erreicht unsere Herzen natürlich noch mal auf eine andere Weise, weil er mitten in Europa ist und auch physisch noch mal näher ist. Und auch unseren Kulturkreis betrifft und man nie gedacht hätte, dass das nach über 70 Jahren überhaupt noch mal möglich sei. Ich glaube, Formate wie „LOL“ und andere Komödien, die gerade im Fernsehen und im Kino laufen, haben dennoch ihre Daseinsberechtigung, weil unser Leben weitergehen muss. Es ist niemandem geholfen, keinem einzigen Menschen, der gerade in der Ukraine leidet, wenn wir jetzt in Depressionen verfallen und erstarren. Wenn wir erstarren würden, gäbe es diese ungeheure Hilfsbereitschaft in ganz Europa nicht – eben auch auf deutscher Seite. Wenn ich die Kapazitäten gerade hätte, hätte ich längst drei, vier Busse gechartert und wäre selbst dahin gefahren, um Menschen an der Grenze abzuholen. Das ist mir nicht möglich. Ich habe zumindest in meiner Ohnmacht mit einer Geldspende das getan, was ich irgendwie momentan tun kann. All das würde ich, würden wir nicht tun, wenn wir erstarren würden. Und das kann nicht sein.
Wir müssen gucken, dass wir unser Leben weiterleben. Immer hoffend und betend, dass es so bleiben wird. Weil wir nicht wissen, was für Begierlichkeiten auf der Seite der Aggressoren noch geweckt werden. Insofern ist das ein sehr zweischneidiges Messer. Aber ich hätte es genauso falsch gefunden, wenn wir „LOL“ zu diesem Zeitpunkt nicht rausgebracht hätten, wie ich es falsch gefunden hätte – und sogar unsäglich falsch, geradezu kontraproduktiv falsch – zu sagen: Mirco Nontschew ist von uns gegangen, wir müssen ihn aus der Staffel rausschneiden. Was für ein Unsinn. [...] Mirco war so durch und durch Entertainer, dass es wirklich keine Stanze ist zu sagen, er hätte gewollt, dass sein letztes künstlerisches Schaffen tatsächlich auch mit ihm das Licht der Welt erblickt. Genau das hätte er gewollt, weil er dafür ein viel zu großer Unterhalter war.
Wenn „LOL“ eines schafft, dann definitiv, dass wir alle lachend vor dem Fernseher sitzen. Und das tut gut! Deswegen haben wir gleich noch ein bisschen Gute-Laune-Nachschub für dich parat, den du gucken kannst, wenn du schon alle Folgen geschaut hast oder einfach mal etwas Balsam für deine Seele brauchst:
Bildquelle: Amazon Prime Video / Frank Zauritz, filmcontact