Nach dem Erfolg von „Love is blind“ schickt Netflix mit „Finger weg!“ (englischer Titel: „Too Hot To Handle“) eine neue, skurrile Datingshow ins Rennen. Ich habe sie mir komplett angesehen – und bin nur noch verstört.
--- ACHTUNG, ES FOLGEN SPOILER! ---
Klar, was erwartet man auch von einem Format, zu dem es schon im Trailer heißt, dass die zehn Teilnehmer die notorischsten dauergeilen Sex-„Swiper” sind. Also Menschen, die auf Dating-Apps wie Tinder, Lovoo und Co. nur nach rechts wischen, um ein Bett-Abenteuer nach dem nächsten mitzunehmen. Diesen Leuten winkt bei „Finger weg!” nun ein Preisgeld von 100.000 Dollar – jedoch nur, und das verrät der Sendungstitel ja schon, wenn sie es schaffen, die Finger voneinander zu lassen. Stattdessen sollen sie eine tiefe, emotionale Verbindung zueinander aufbauen.
Was ja eigentlich ganz witzig klingt, war beim Gucken dann jedoch eher eine Art gigantischer, versexter, oberflächlicher TV-Unfall.
Aber der Reihe nach:
#1 Warum schafft es keiner, sich an das Motto „Finger weg!“ zu halten?
Logisch, die Show spielt mit der Idee, vermeintliche Sex-Addicts auf eiskalten Entzug zu setzen. Und dass das nicht vollständig klappen wird, ist ein berechenbarer Teil von „Finger weg!”. ABER: Die Kandidaten befinden sich ca. vier Wochen in ihrem kleinen Dating-Urlaub und es geht um 100.000 Dollar Preisgeld für einen glücklichen Gewinner. Wie schwer kann es also sein, sich wirklich mal auf das Experiment „Emotionen vor Körperlichkeiten” einzulassen?! Nach gefühlt fünf Minuten fallen die ersten lüsternen Singles übereinander her und das obwohl sie genau wissen, dass jede Knutscherei beispielsweise 3.000 Dollar kostet und vom Gewinn abgezogen wird. Ja, ich rede über euch, Francesca und Harry sowie Rhonda und Sharron.
#2 Die „Workshops” zur Selbstfindung sind, also, naja...
Eigentlich geht es ja um emotionale Tiefe und darum die scheinbar völlig ihren Trieben ausgesetzten Kandidaten ein bisschen an die Hand zu nehmen, weswegen „Lana”, eine Art virtuelle Moderatorin, mehrere Workshops für die Frauen und Männer verordnet. In diesen sollen sie lernen, zu sich und ihren Gefühlen zu finden.
Das wäre ja auch ganz nett, wenn die Workshops nicht beispielsweise daraus bestehen würden, dass sich die Männer gegenseitig mit Schlamm einreiben, ihre Ängste auf ein Blatt Papier schreiben und diese mit Anlauf und Stöcken dann schreiend zerfetzen sollen. Oder die Frauen ihr Bikinihöschen ausziehen sollen, um ihre Hoohaa mit einem Handspiegel zu bestaunen und sie anschließend für alle zu malen. Oder dass sich die Männer und Frauen gegenseitig mit Seilen fesseln sollen...
Angeblich fühlen sich danach alle empowered und total mit ihren Gefühlen verbunden. Ich musste ehrlich gesagt nur verstört lachen beim Zusehen.
#3 Francesca & Harry? Rhonda & Sharron? Niemals sind das echte Paare!
Okay, es ist nicht gerade erschreckend, aber doch irgendwie enttäuschend. Denn „Finger weg!” hätte nun mal wirklich eine tiefere Bedeutung vertragen können. Eine Bekehrung der brünftigen, oberflächlich agierenden Mittzwanziger zu geläuterten Erwachsenen, die die Zeit nutzen, sich auf echte Dates und echte Gefühle einzulassen. Zwar kommen am Ende Paare herum wie Francesa und Harry und auch Rhonda und Sharron, also die, die bereits am Anfang der Show herumgemacht haben, aber so richtig nimmt man es ihnen bis zum Schluss nicht ab, dass da tatsächlich eine emotionale Bindung zustande gekommen ist. Ging es dann nicht doch viel mehr um den schönen Schein für das Preisgeld?
Noch hat keines der Pärchen ein offizielles Statement zum aktuellen Beziehungsstatus abgegeben. Falls sich wider Erwarten doch Liebe entwickelt hat, nehme ich all meine Zweifel zurück, versprochen! Hast du „Finger weg!” schon gesehen und dich auch so über die genannten Punkte aufgeregt? Sag mir deine Meinung gern in den Kommentaren!
Bildquelle: Netflix