„Das Damengambit“ zählt zu den beliebtesten Netflix-Serien aller Zeiten. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet eine Serie übers Schachspielen so viele Menschen in ihren Bann zieht? Vielleicht die ehemalige Schachweltmeisterin Nona Gaprindaschwili, immerhin war auch sie in Russland so bekannt, dass sogar ein Parfum nach ihr benannt wurde. Und auch in der Netflix-Serie wird sie namentlich genannt. Was dort über sie gesagt wird, gefällt ihr jedoch so gar nicht. Die Aussagen über sie bezeichnet Gaprindaschwilli als „offenkundig falsch und zudem grob sexistisch und erniedrigend“ – und genau deshalb verklagt sie Netflix nun.
„Das Damengambit“ erzählt die Geschichte des fiktiven Schachwunderkinds Beth Harmon. Das Mädchen wächst im Waisenhaus auf und entdeckt dort ihr Talent fürs Schachspielen. Schnell nimmt sie an zahlreichen Wettbewerben auch international teil. Unter anderem in der Sowjetunion. Dort kommentiert ein Sprecher: „Das einzig Ungewöhnliche an ihr ist ihr Geschlecht, und auch das ist in Russland keine Seltenheit. Da wäre Nona Gaprindaschwili, aber sie ist als Weltmeisterin nie gegen Männer angetreten.“
„Dreist und wissentlich gelogen“
Leider stimmt das nicht so ganz. Denn Nona Gaprindaschwili ist zwar vierfache Schach-Weltmeisterin der Frauen, das bedeutet jedoch nicht, dass sie in ihrer Karriere nie gegen Männer angetreten wäre. Außerdem ist die heute 80-Jährige keine Russin, sondern Georgierin. Letzterer Teil stört das reale Schachgenie jedoch weniger. In ihrer Klage geht es ihr vor allem darum, dass Netflix „dreist und wissentlich über Gaprindaschwilis Errungenschaften gelogen [habe], um auf billige und zynische Weise für Drama zu sorgen und um es so aussehen zu lassen, als habe die fiktive Heldin etwas geschafft, das vor ihr noch keine geschafft hat.“ Das berichtet die Zeitschrift Variety.
„Das Damengambit“ ist definitiv eines der größten Serien-Highlights auf Netflix. Doch auch 2022 erwarten uns wieder zahlreiche neue Serien, auf die wir uns schon jetzt freuen:
Netflix muss Klage akzeptieren
Der Streamingdienst wollte die Klage zunächst mit Berufung darauf, dass es sich um ein fiktionales Werk, das von der Meinungsfreiheit geschützt ist, zurückweisen. Doch für die zuständige Richterin war diese Erklärung nicht ausreichend, wie sie in ihrer Begründung schreibt: „Die Tatsache, dass es sich bei der Serie um ein fiktionales Werk handelt, entbindet Netflix nicht von der Haftung für Verleumdung, wenn alle anderen Elemente der Verleumdung gegeben sind.“ Gaprindaschwili hatte Netflix bereits im Herbst auf fünf Millionen Dollar Schadensersatz verklagt. Nachdem die Klage nun zugelassen wurde, stehen die Chancen gut, dass der Streamingdienst ihr diese Summe zahlen muss. Doch was bedeutet ihre Klage für die Zukunft der Serie?
Hat die Klage Auswirkungen auf „Das Damengambit“?
Große Auswirkungen auf die Netflix-Serie dürfte die Klage nicht haben. Fünf Millionen Dollar dürften für die Streamingdienst im Angesicht des riesigen Erfolgs der Serie keine große Summe sein. Möglich wäre es jedoch, dass die entsprechende Folge noch einmal nachbearbeitet werden muss, um die beanstandete Passage zu ändern. Auf eine Fortsetzung der Serie hingegen wird sich der Vorfall wohl nicht auswirken – denn die sollte es ohnehin nie geben, wie die Serienmacher bereits im Herbst gegenüber dem Branchenmagazin Deadline bestätigten.
Bildquelle: PHIL BRAY/NETFLIX