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Podcast-Interview

Anja Rützel über Trash TV: „Im Endeffekt skripten die Leute sich selbst“

Anja Rützel

Reality TV-Shows haben nicht nur in Deutschland, sondern weltweit einen riesigen Hype. Formate wie „Der Bachelor“ laufen bereits in der 13. Staffel. Doch warum interessieren uns solche Shows so sehr. Ist es purer Voyeurismus oder steckt mehr dahinter? Genau darüber haben wir im Podcast mit Journalistin, Autorin und Podcasterin Anja Rützel gesprochen.

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Dies ist eine gekürzte Version des Interviews. Das vollständige Interview kannst du dir in unserer aktuellen Podcast-Folge anhören.

desired: Was sind deine liebsten Realitiy TV-Shows?

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Anja Rützel: Lange Zeit hätte ich als Erstes das Dschungelcamp genannt, weil das so ein All-Time-Klassiker ist. Das hat dieses Jahr auch sehr gut abgeliefert. Aber in den letzten Jahren wurde es als mein Favorit vom „Sommerhaus der Stars“ abgelöst. Ich habe das Gefühl, dass die Leute da am echtesten sind – und genau das will man ja sehen. Aktuell hat mir auch „Prominent Getrennt“ sehr gut gefallen. Ich merke gerade, es sieht ein bisschen danach aus, als hätte ich Spaß daran, Paaren beim Scheitern zuzuschauen … das stimmt auch. Das hat etwas von ausgleichender Gerechtigkeit. In unserer Gesellschaft wird eine Paarbeziehung als ultimatives Liebes-Goal dargestellt. Das vermitteln zumindest Formate wie „Der Bachelor“ oder andere Dating-Formate. Da muss man vercouplet sein, sonst fliegt man raus. Ich finde es nur fair, dass man auch präsentiert bekommt, dass es nicht immer so eine gute Idee ist und nicht alle Beziehungen dem Ideal entsprechen.

Zumal wir in Formaten wie „Prominent Getrennt“ ja auch ganz oft die Paare sehen, die sich zuvor in anderen Dating-Formaten kennengelernt haben.

Diesen Kreislauf finde ich auch interessant. Ich weiß von fast all diesen Paaren gefühlt mehr über deren Beziehung als bei Freund*innen im wahren Leben. Man kriegt mit, wie sie sich in diesen Formaten kennenlernen, wie sie versuchen, als Paar zu bestehen und wie es am Ende dann doch nicht mehr läuft.

Reality TV führt teils zu unvergessenen Momenten. Unsere Highlights siehst du hier:

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Wann hast du angefangen, Reality TV zu gucken und was hat dich daran so fasziniert?

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Ich habe immer schon gern ferngesehen. So richtig ins Reality Game reingezogen wurde ich während des Studiums, weil ich da einfach viel Zeit hatte, um das Nachmittagsprogramm zu verfolgen. Da gab es noch diese ganzen Gerichtssendungen. Als es dann losging mit dem Dschungelcamp und diesen ganzen Formaten, war das für mich noch interessanter. Ich fand es einfach faszinierend, wie viel einem da geliefert wird an menschlichen Situationen, die man ganz frei beobachten kann. Dafür müsste man ja sonst beim Nachbarn an der Tür lauschen. Ich belausche auch gern die Gespräche fremder Leute in Zügen. Ich tue dann so als, würde ich Musik hören, aber bin mit einem Ohr doch bei diesem Gespräch dabei. Und es ist besonders spannend, was Leute erzählen, wenn sie sich unbeobachtet fühlen. Das ist auch die Idealvorstellung beim Reality TV – die Leute wissen zwar, dass sie gefilmt werden, vergessen es dann aber doch wieder. So bekommt man einen unverstellten Blick auf die Menschen. Ich weiß ja, dass es normalerweise nicht korrekt ist, Leute heimlich zu belauschen. Aber diese Formate sind quasi ein Freibrief, das zu tun.

Podcast-Tipp: Anja Rützel war nicht nur in unserem Podcast zu Gast, sie hat auch seit kurzem ihren eigenen Podcast „Verbrechen am Fernsehen“ in dem sie mit prominenten Gästen wie Mirella Precek, Laura Larsson, Yasmine M Barek, Carolin Worbs oder Oliver Polak über weitere Themen rund um ihre liebsten und weniger liebsten TV-Formate spricht.

Wobei diese ganzen Gerichtsshows meist gestellt waren. Viele glauben immer noch, dass „Der Bachelor“ & Co. geskriptet sind, dabei ist mittlerweile klar, dass dem nicht so ist. Die Produktion kann aber natürlich vieles lenken und auch die Kandidat*innen wollen sich natürlich auf eine bestimmte Weise darstellen. Glaubst du, das hat einen großen Einfluss auf die Shows?

Ich glaube, das ist ein wichtiger Punkt, den die meisten Leute, die glauben, alles sei geskriptet vergessen: Die Leute, die da reinkommen haben auch einen Plan. Viele sind auch nicht nur in einem Format, sondern treten gleich in mehreren auf und sind im Reality TV schon feste Größen. Je öfter jemand dabei war, desto professioneller geht die Person das natürlich auch an. Die Teilnehmer*innen fragen sich auch: Wie präsentiere ich mich hier und was will ich erreichen? Will ich wirklich den Bachelor kennenlernen oder doch nur Follower? Im Endeffekt skripten die Leute sich selbst.

Viele Menschen bezeichnen Trash TV als ihr „Guilty Pleasure“. Was hältst du von dieser Einstellung?

Ich halte da tatsächlich gar nichts von. Ich glaube, man macht sich das Leben unnötig schwer, wenn man Sachen, die einem Spaß machen in würdig und unwürdig einteilt. Ich finde, selbst aus dem allergrößten Schrott kann man noch etwas lernen – wenn man möchte. Es ist aber auch legitim, wenn man sagt: „Ich schaue Schrott, weil ich den Kopf ansonsten schon voll genug mit nervenaufreibenden Dingen habe.“ Wenn man einfach etwas schauen will, das man leicht verfolgen kann, bei dem man sich keine großen Gedanken darüber machen muss, wie es jetzt weitergeht – denn beim Bachelor etwa, weiß man ja eigentlich immer, wie es weitergeht. Da werden zwar auch irgendwie die Nerven beansprucht, aber eben andere, als wenn man die Nachrichten guckt. Außerdem ist es, selbst wenn die Charaktere, wie in der aktuellen Bachelor-Staffel eher langweilig sind, immer noch interessant zu beobachten, warum bestimmte Dinge so gezeigt werden. Warum denkt die Produktion, es wäre eine gute Idee, den Bachelor mit einem Influencer aus Dubai zu besetzen? Was sagt das über das Unterhaltungswesen? Man kann sich da jede Menge Sachen rausziehen, aber man muss auch nicht. Das ist das Schöne daran, finde ich.

Dies ist eine gekürzte Version des Interviews. Das vollständige Interview kannst du dir auf Spotify, Apple Podcasts oder direkt hier auf YouTube anhören:

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Bildquelle: Jens Öllermann

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