Die fünfte Staffel von „Orange Is The New Black“ ist seit fast einem Monat auf Netflix verfügbar. Als Fan der Knastserie wirst du vermutlich genauso wie ich bereits alle dreizehn Folgen in einem Bingewatch-Marathon verschlungen haben. Kein Wunder, denn die amerikanische Serie hat einfach großes Suchtpotenzial. Besonders in der neuesten Staffel zeigt sich jedoch, dass „Orange Is The New Black“ mehr ist als nur gutes Entertainment: Diese drei Dinge können wir aus der Serie lernen.
#1: Es dreht sich nicht alles um Männer
Serien, in denen Frauen die Hauptrolle spielen, sind zwar längst nicht mehr so rar gesät wie vor 10 Jahren, jedoch sticht „Orange Is The New Black“ ganz klar heraus. Denn anders als in vielen „Frauenserien“ wie „Sex and the City“ oder „Gilmore Girls“ sind Männer und Beziehungskisten nicht das Hauptgesprächsthema der meisten Insassinnen von Litchfield. Nicht dass es verwerflich oder gar unfeministisch wäre, diese zu thematisieren, doch es ist mal eine ganz nette Abwechslung, dass der Fokus auf die Lebensgeschichten der Frauen gelegt wird. Viele der Frauen sind auf sich alleine gestellt und haben – mit ein paar Ausnahmen – andere Sorgen, als sich um Beziehungen zu Männern außerhalb oder innerhalb der Gefängnismauern zu kümmern.
#2: Man kann nicht alle Frauen über einen Kamm scheren
Der Cast von „Orange Is The New Black“ ist nicht nur umfangreich, sondern auch äußerst divers. Wo sonst sieht man so viele schwarze, fette oder ältere Frauen, Latinas, Lesben, Transsexuelle, Muslima, Asiatinnen oder Frauen mit psychischen Erkrankungen? Während sich die Geschichte zu Beginn der Serie noch um die Protagonistin Piper gedreht hat – eine attraktive weiße New Yorkerin aus guten Verhältnissen – treten in der neuesten Staffel viele der anderen Frauen in den Vordergrund. Charaktere wie die Schwarze Tasty oder Butch Big Boo (was mit der Bezeichnung Butch gemeint ist, erklären wir dir hier) sieht man in vielen Serien sonst nur als Nebencharaktere. Bei „Orange Is The New Black“ hat man aber nicht das Gefühl, dass es sich hierbei um die „Quoten-Schwarze“ oder „Quoten-Lesbe“ handelt, schließlich stehen Tasty und Big Boo nicht stellvertretend für eine Gruppe.
Stattdessen zeigt die Serie eine ganze Bandbreite an lesbischen Frauen und zeichnet auch kein pauschalisierendes Bild von Schwarzen oder Latinas. Während einige Charaktere Klischees bestätigen, lassen sich andere so gar nicht in Schubladen stecken. Auf diese Weise entsteht ein kunterbuntes Spektrum an Meinungen, sexuellen Orientierungen und Lebensvorstellungen. Was diese Frauen eint, ist zwar ihr biologisches Geschlecht, beziehungsweise im Falle von Sophia ihre Identität als Frau, doch sie lassen sich eben nicht alle über einen Kamm scheren. Dass wir alle verschieden sind, ist zwar keine neue Erkenntnis, jedoch sollte man sich dies des Öfteren in Erinnerung rufen, wenn mal wieder verallgemeinernde Aussagen über Frauen getroffen werden. Auch die feministische Bewegung hat jahrzehntelang die spezifischen Diskriminierungserfahrungen von schwarzen Frauen außer Acht gelassen. Dass Feminismus aber nur dann funktioniert, wenn auch nicht-weiße Frauen eine Stimme bekommen, zeigt insbesondere das Staffelfinale auf eine schmerzhafte Weise.
#3: Es gibt echte Solidarität unter Frauen
Sobald man sich fiktive Szenarien vorstellt, in denen viele Frauen aufeinandertreffen, kommen den meisten von uns wohl Begriffe wie „Zickenkrieg“ oder „Rivalität“ in den Sinn. Natürlich gibt es bei „Orange Is The New Black“ auch so einige Konflikte. Bei diesen wird aber nicht mit Handtaschen um sich geschlagen oder um die Liebe eines Mannes gewetteifert. Vielmehr als Streitereien steht in der Serie die Solidarität unter den Frauen im Vordergrund – und das sieht man wirklich selten. In den meisten Serien und Filmen wird viel eher dargestellt, wie Frauen sich untereinander bekriegen und andere stets als Rivalinnen ansehen.
Im Setting von „Orange Is The New Black“ hingegen wird gezeigt, was Frauen durch Zusammenhalt gemeinsam erreichen können. Insbesondere in der neuesten Staffel, in der sich alles um einen Gefängnisaufstand dreht, nutzen die Frauen von Litchfield genau dies zu ihrem Vorteil. Während die Wärter und Polizisten nämlich davon ausgehen, dass sich die Frauen innerhalb kürzester Zeit sowieso zerstreiten und nicht in der Lage sein werden, den Protest konsequent durchzuführen, werden im Gefängnis Kompromisse geschlossen und gemeinsam ein Ziel verfolgt. Wir lernen also: Frauen stechen sich nicht immer gegenseitig aus, sondern können auch gut zusammenarbeiten.
Natürlich handelt es sich bei „Orange Is The New Black“ nicht unbedingt um eine wirklich realistische Darstellung eines Frauengefängnisses. An vielen Punkten wird gewaltig romantisiert und vieles würde sich so in der Realität wohl niemals abspielen. Dennoch halte ich die Serie auf jeden Fall für eine große Bereicherung in der medialen Darstellung von Frauen. Konntest du dich vielleicht mit einer der Frauen besonders gut identifizieren? Verrate uns deine Lieblings-Insassin in den Kommentaren!
Bildquellen: Getty Images/Michael Buckner, Getty Images/Tim P. Whitby, Getty Images/Bryan Bedder
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