In wenigen Wochen stehen in Deutschland die Bundestagswahlen an. Stell dir einmal vor, dass du und alle anderen Frauen dort nicht ihre Stimme abgeben dürften, sondern ausschließlich Männer. Klingt wie ein Relikt aus alten Zeiten? Nicht ganz, denn während das Frauenwahlrecht in Deutschland seit 1918 besteht, wurde es in der Schweiz erst 1971 nach einem langjährigen Kampf von Frauenrechtlerinnen eingeführt. Und genau von diesem Kampf handelt der Schweizer Überraschungsfilm des Jahres: „Die Göttliche Ordnung“. Warum der Film gar nicht so trocken ist, wie er sich zunächst anhört und warum du ihn dir jetzt angucken solltest, erfährst du hier!
Frauenwahlrecht auf Schwizerdütsch
In „Die Göttliche Ordnung“ hat die Regisseurin und Drehbuchautorin Petra Volpe ein vermeintlich trockenes Thema in einen doch eher heiteren Film gepackt. Na gut, ein bisschen gewinnt der Film für mich als hochdeutsch-sprechende Person schon allein dadurch an Komik, dass er komplett auf Schweizerdeutsch ist – ich bin damit einfach leicht zu belustigen. Aber keine Angst, mit Untertiteln oder in der deutschen Synchronfassung versteht man auch als Nicht-Schweizerin alles!
Der Film spielt im Jahr 1971 und erzählt die Geschichte der Protagonistin Nora, die als junge Hausfrau und Mutter mit ihrem Mann, zwei Söhnen und dem Schwiegervater in einem beschaulichen Dorf in Appenzell lebt. Während es in Schweizer Großstädten zu der Zeit schon wesentlich moderner ausgesehen haben mag, scheint hier die Zeit ein wenig stehen geblieben zu sein: Frauen tragen ausschließlich lange Röcke und in der Öffentlichkeit großmütterliche Kopftücher und kümmern sich selbstverständlich um den Haushalt, während ihre Männer arbeiten gehen. Doch ein politisches Thema bringt die Dorfgemeinschaft ins Wanken: die bevorstehende Abstimmung über die Einführung des Frauenwahlrechts, zu der natürlich nur die Männer geladen werden. Das klingt für dich unvorstellbar? Dann schau dir im Trailer an, wie sich die Frauen des Dorfes rund um Nora anfangen zur Wehr zu setzen:
Sexualaufklärung und Familienplanung: Interessante Parallelen zu heutigen Debatten
Der Trailer lässt es schon erahnen: In „Die Göttliche Ordnung“ geht es um so viel mehr als „nur“ das Frauenwahlrecht. Vielmehr zeigt die Geschichte von Nora, durch welche Vorfälle in ihrem persönlichen Umfeld die zuvor zurückhaltende und unpolitische Frau schließlich auf die Barrikaden geht. Der Film verdeutlicht, wie vielschichtig die Thematik ist und warum das Private eben auch immer politisch ist. Denn erst durch die Beschäftigung mit Gleichberechtigung fangen die Frauen auch an, ihre eigene unterdrückte Sexualität zu entdecken und weigern sich, zu Hause alleine für die Hausarbeit verantwortlich zu sein.
Auf den ersten Blick wirken diese Themen aus heutiger Sicht überholt, schließlich können wir mittlerweile ohne die Erlaubnis eines Ehemannes arbeiten und wählen gehen. Doch auch heute werden Diskussionen um die gerechte Verteilung von Kindererziehung und Hausarbeit rege geführt und es gibt immer noch viel zu viele Frauen, die kaum etwas über ihre eigene Sexualität wissen. Ähnlich wie in „Die Göttliche Ordnung“ reagierten diese Frauen zum Beispiel schockiert auf den Anblick ihrer Vaginas im Spiegel. Es lohnt sich also diesen Film im Kino anzusehen und hinterher vielleicht etwas anders auf heutige Debatten rund um Gleichberechtigung, sexuelle Aufklärung und Familienplanung zu blicken.
„Die Göttliche Ordnung“ ist seit dem 3. August in deutschen Kinos zu sehen. In der Schweiz gilt er übrigens jetzt schon als eine der erfolgreichsten Schweizer Filme aller Zeiten und wurde bereits mit zahlreichen Preisen gewürdigt. Also ab geht's ins Kino auf eine kleine Zeitreise in die Schweiz der 70er-Jahre! In wenigen Wochen kommt außerdem ein weiterer empfehlenswerter Film mit einer absoluten Powerfrau in die Kinos: Warum du dir „Atomic Blonde“ mit Charlize Theron in der Hauptrolle unbedingt ansehen musst, erfährst du hier.
Bildquelle: Daniel Ammann/Alamode Film