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Interview

Nora Tschirner in ‚Gut gegen Nordwind‘: „Das ist meine Emmi!"

Nora Tschirner Gut gegen Nordwind

„Gut gegen Nordwind“ von Daniel Glattauer wurde schon 2006 überraschend zum Bestseller. In dem Liebesroman lernen sich Emmi und Leo per Zufall durch eine falsch adressierte E-Mail kennen und kommen sich alleine durch den Schriftverkehr immer näher – ohne sich tatsächlich zu treffen. Ab dem 12. September kommt nun endlich die Verfilmung in die deutschen Kinos. Wir haben Nora Tschirner, die Darstellerin der Protagonistin Emmi, am Film-Set in Köln getroffen und erfahren, warum sie anfangs skeptisch war, diese Rolle zu verkörpern.

Gut Gegen Nordwind Alexander Fehling Nora Tschirner
Alexander Fehling (Leo) und Nora Tschirner (Emmi) kommen sich im Film über E-Mails sehr nahe, begegneten sich am Set aber nur selten.

desired: War es ein Vorteil oder schwierig, dass du deinen Filmpartner Alexander Fehling vorher schon kanntest, und ihr sogar eine Beziehung geführt habt?

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Nora Tschirner: Das war ein Riesen-Vorteil. Alex und ich sind seit mittlerweile sehr vielen Jahren gut befreundet. Wir sind länger befreundet, als dass wir ein Paar waren. Wir wissen viel übereinander und können uns vertrauen. Ich schätze Alex sehr für die Qualität, die er sucht und abliefert. Wir sind uns da ziemlich ähnlich. Ich konnte ihn mir wahnsinnig gut als Leo vorstellen.

Emmi und Leo begegnen sich im Film hauptsächlich via Schriftverkehr. Wie die Liebesgeschichte per E-Mail umgesetzt wurde, kannst du dir im Trailer anschauen:

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Ist dir das selbst schon mal passiert, dass du versehentlich eine Nachricht an die falsche Person geschrieben hast?

Ich mache das immer mit Absicht und schreibe: Ich möchte bei Ihnen keine Zeitung abbestellen, aber ich dachte, wir könnten mal so ein bisschen mailen. (lacht) Neulich bekam ich tatsächlich mal eine sehr ausufernde Nachricht. Da war klar, dass die nicht an mich gehen sollte. Es ging um irgendeine Studienarbeit und Neuronen. Es war äußerst spannend, ich habe zurückgeschrieben und ihm alles Gute gewünscht. Darüber wurde sich am anderen Ende sehr gefreut.

Hast du den Roman „Gut gegen Nordwind“ von Daniel Glattauer*, bevor die Anfrage zur Verfilmung kam, schon gelesen?

Ich liebe das Buch wirklich sehr. Ich bin heute am Set bei unserem ersten Kennenlernen direkt zu Daniel Glattauer gegangen und habe vor ihm ab der ersten Minute mein komplettes Fan-Girl-Dasein ausgebreitet. Ich bin eigentlich eher Sachbuch-Leser, aber der Roman hat mich damals wirklich gepackt. Ich habe das Buch sogar zweimal gelesen. Sonst sortiere ich fiktionales Bücher nach dem Lesen meist direkt aus, von Daniel Glattauer und Wolf Haas zieht aber von Umzug zu Umzug immer etwas mit. Alle, die ich kenne, haben das Buch in maximal zwei Tagen durchgelesen. Es ist einfach wahnsinnig schlau und witzig geschrieben.

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Ist das als Fan eines Romans nicht auch ein ungeheurer Druck, an einer Verfilmung mitzuwirken?

Das Schlimmste, was man sich vorstellen kann, ist ein Szenario wie bei Michael Ende und der Verfilmung von „Die unendliche Geschichte“, von der er sich komplett losgesagt hat. Ich war am Anfang wie ein Fanclub-Vorsitzender skeptisch, ob das überhaupt verfilmbar ist. Meine erste Reaktion bei der Anfrage war: ‚Na, ob ich das überhaupt erlaube! Das werden wir mal sehen!‘ Dann habe ich das Drehbuch gelesen und war danach genauso emotional durchgematscht wie nach den Büchern. Mein nächster Gedanke war: ‚Oh Gott, das ist ja Emmi! Das ist ja Majestätsbeleidigung, wenn das überhaupt jemand spielt!‘ An den ersten Drehtagen habe ich mich immer gefragt: Würde Daniel Glattauer das gefallen? Dann bekam ich mit, dass er auch in Kontakt mit Regisseurin Vanessa Jopp und den Produzenten war, und er die Besetzung gut findet. (imitiert Schnappatmung und lacht)

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Findest du also auch, dass die Rolle der Emmi zu dir passt?

Ich war zu sehr damit beschäftigt, die Rolle an mich zu reißen. Ich bin zum Casting gegangen und dachte: ‚Das darf keine andere spielen, das ist meine Emmi!‘ Ich habe mich wirklich verantwortlich für das Buch gefühlt. Aber ja, ich habe schon gedacht, dass ich das spielen kann. Nichtsdestotrotz ist es eine komplexe Rolle. Es war für alle Abteilungen total irre, das zu verfilmen. Letzten Endes geht es im Roman um zwei Leute, die sich E-Mails schreiben. Wie schwer kann das sein, könnte man denken? Aber das Ganze ist so ein Herz- und Gehirnfasching, der auch ziemlich auf das Team übergriff. Das war sehr lustig und schön zu beobachten, wie da alle schwelgten.

Kino-Plakat gegen Nordwind
Nora Tschirner beweist, dass sie auch ernstere Rollen spielen kann.

Du kannst die Reaktion auf die E-Mails von Leo eigentlich nur durch deine Mimik zeigen. Wie hast du dich darauf vorbereitet?

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Die Frage ist eher, wie ich das nachbereiten werde. Ich werde jetzt ein Jahr lang keine Emotionen mehr in meinem Gesicht zeigen! Im Prinzip kannst du dich nur vorbereiten, indem du das Buch komplett durchdringst, und weißt, was du wann denkst. Das ist immer so: Du musst es wirklich denken, und dann zeigt sich das auch. Du musst versuchen, dich da so reinfallen zu lassen, dass du die Verbindung emotional herstellen kannst. Das war auf jeden Fall eine Herausforderung.

Was fandest du am Roman so romantisch?

Mir ist klar, warum das eine so große Sogwirkung hat, jemanden auf diese Art und Weise kennenzulernen. Man kann sich in diesem virtuellen Raum, der nie so wirklich konkret wird, alles wünschen. Das ist neben aller Romantik das, was ich an dem Buch so toll finde: Was, wenn die sich jetzt sehen? Die Frage beantwortet man je nach Alter unterschiedlich. Wenn man jünger ist, denkt man sich eher: Oh mein Gott, ja, Schicksal, die haben sich voll gefunden! Und wenn man etwas älter ist, entdeckt man natürlich viel mehr verschiedene Ebenen und auch Herausforderungen in dieser Konstellation.

Man könnte es ja auch kritisch sehen, dass sich Emmi durch die E-Mail-Bekanntschaft von ihrer Familie entzieht …

Ja, wenn man im Jahr 1950 lebt, sicher. (lacht) Da könnte man ja viele Fässer aufmachen: Monogamie, funktioniert das überhaupt? Funktionieren große Altersunterschiede in Beziehungen wie zwischen Bernhard und Emmi? Wann geraten Beziehungen auf die schiefe Bahn? Wenn man an diese Geschichte moralisch rangeht, entgeht einem viel.

Es ist schön, dass wir heutzutage in einem Land und in einer Zeit leben, in der die Moral nicht das größte Problem darstellt, sondern es darum geht: Was will man? Wo hat man sich verrannt?
Nora Tschirner

Das Buch wurde 2006 veröffentlicht. Hat die Geschichte 2019 immer noch Relevanz?

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In meinen Augen absolut, das ist eine ganz universelle Liebesgeschichte. Zu sehen, wie zwei Seelen klicken und ihre eigene Sprache entwickeln, das ist einfach zeitlos. Es geht um Menschen, die sich nicht mehr sicher sind, ob sie in ihrem bisherigen Konstrukt noch glücklich sind und die an Lebensweg-Kreuzungen stehen. Das wird es immer geben.

Vielen Dank für das spannende Interview, Nora!

Bildquelle: © 2018 Anne Wilk für Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH; © 2018 Tom Trambow für Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH