Eine Frau, die viele Jahre Probleme mit ihrem Körper hat, fühlt sich auf einmal unwiderstehlich und verändert so ihr ganzes Leben. Auch, wenn das zunächst nach einer sexistischen Standardgeschichte aus Hollywood klingt, möchte ich den Kinofilm „I feel pretty“, der am 10. Mai in den deutschen Kinos startet, jeder Frau empfehlen.
Die Geschichte des Films ist schnell erzählt: Renee Bennett arbeitet bei einer Kosmetikfirma. Sie fühlt sich als Durchschnittperson in der Welt der Schönen. Nach einem brutalen Unfall im Fitnessstudio denkt sie jedoch, sie sei verwandelt und findet sich auf einmal wunderschön; sogar schöner als jede andere Frau auf der Welt. Zwar sieht sie für alle anderen genauso aus wie zuvor, aber mit ihrem neuen Selbstbild entwickelt sie auch mächtiges Selbstbewusstsein. Natürlich gibt es auch eine kleine Liebesgeschichte und den Konflikt mit alten Freundinnen, die nicht mit Renees neuem Ich umgehen können.
Den Trailer kannst du dir hier ansehen:
Kritik: Sollen wir Amy Shumer hässlich finden?
Als ich das erste Mal den Trailer von „I feel pretty“ sah, fragte ich mich, wie sich eine so coole, emanzipierte Frau und fantastische Schauspielerin wie Amy Shumer für so eine klischeebeladene Story hergeben kann? Und ich war nicht die Einzige, die unzufrieden war. Besonders bei Fans, die sie als unerschrockene Feministin aus „Inside Amy Shumer“ kennen, kommt diese neue Rolle nicht gut an. Comedian Sofie Hagen schrieb auf Twitter einen langen Thread darüber, dass uns eingeredet würde, Shumer entspreche im Film nicht einem erstrebenswerten Idealbild und wir sollten sie hässlich finden. Dabei sei sie doch durchaus schlank, blond, blauäugig und süß – alles Punkte, die in der westlichen Welt dem Schönheitsideal entsprächen, so Sofie Hagen. Um mir ein richtiges Bild machen zu können, habe ich den Film angeschaut – und wurde positiv überrascht.
#1: Wir müssen uns selbst lieben lernen
Wir alle sind Renee, wenn wir vor dem Spiegel stehen und uns wegen eines kleinen Speckbauchs oder einer nicht gelungenen Frisur hässlich fühlen. Oder? Dabei hat das Gefühl der eigenen Schönheit oft nichts mit dem Äußeren zu tun. Wenn wir unglücklich sind, zeichnet uns dieses Gefühl und wir empfinden uns als nicht liebenswert. Wenn es mit unserem Job, unserem Liebesleben und unseren Freundschaften gut läuft, strahlen wir Selbstbewusstsein aus. Selbstbewusstsein – das wurde mir bisher von einigen Männern bestätigt – macht Frauen durchaus sexy. Renee ist nicht hässlich, aber erst durch den „Zauber“ hat sie genug Selbstbewusstsein, ihr Leben in die Hand zu nehmen.
Der Name des Films bedeutet auf Deutsch „Ich fühle mich schön“. Weil es keinen objektiven Maßstab gibt, ist Schönheit nichts, was wir erlangen können, sondern nur etwas, was wir empfinden können. Abnehmen oder Sport machen sollten wir nicht, um geliebt zu werden, sondern nur, um uns selbst etwas Gutes zu tun.
#2: Wir müssen unsere eigenen Vorurteile wahrnehmen
Natürlich ist es in diesem Film ziemlich überspitzt dargestellt, aber diese Meinung kennen wir aus dem eigenen Leben: Eine Frau mit etwas breiteren Oberschenkeln sieht im Minirock nicht gut aus. „I feel pretty“ zeigt, wie es ist, wenn du vielleicht nicht dick bist, du dich, trotz Sport, in deinem Körper unwohl fühlst und du deshalb gemobbt wirst. Es gibt einige Szenen, in denen Renee wegen ihres Körpers abschätzig behandelt wird. Ich dachte natürlich: „Wie können die so oberflächlich sein?“ Im nächsten Moment lief Renee in einem sehr kurzen Rock ins Büro und sofort sagte mein Gehirn: „Diesen knappen Rock würde ich an ihrer Stelle nun aber wirklich nicht tragen.“ Die Szene kannst du in diesem Tweet sehen:
Also ja: Auch ich habe Vorurteile. Anscheinend bin ich auch ein Mensch, der Leute anstarrt und sich fragt, ob ihnen niemand gesagt hat, dass ihnen ihr Outfit nicht steht? Dabei geht es mich wirklich nichts an, was sie tragen. Ich finde, „I feel pretty“ ist eine gute Möglichkeit zu testen, wie urteilend wir wirklich sind. Denn erst, wenn wir das merken, können wir dieses oberflächliche Denkmuster brechen.
#3: Amy Shumer ist großartig
Der dritte Grund , warum du unbedingt ins Kino solltest, ist die wundervolle Amy Shumer! Gerade, weil wir sie eher als selbstsichere Frau mit einem Selbstbewusstsein für ihren Körper und ihre Ausstrahlung kennen, ist es wunderbar, sie mal in einer neuen Rolle zu sehen. Manchmal schüchtern mich solche Frauen sehr ein, da ich selbst nicht unbedingt über dieses Selbstbewusstsein verfüge und es doch gerne hätte. Shumer zeigt, dass in jedem Körper eine unglückliche oder glückliche Frau stecken kann. Damit sendet sie eine wichtige Botschaft an alle Menschen, die sich ihrer eigenen Wirkung unsicher sind. Danke, Amy!
RomCom zum Nachdenken
Natürlich sind das meine persönlichen Eindrücke, die ich aus dem Film mitgenommen habe. Gefühl, mit dem ich aus dem Kino gegangen bin. Menschen, die keine romantischen Komödien mögen – dieser Film ist definitiv eine – kann ich den Film nicht empfehlen. Wenn du dich aber auf ein lustiges Kinoereignis, mit Liebe, Freundschaft und Body Positivity einlassen kannst, dann solltest du dem Film eine Chance geben. Es ist egal, ob wir als Zuschauerinnen Amy Shumer alias Renee schön finden oder nicht. Die Geschichte erzählt, wie sie lernen muss, sich selbst schön zu finden. Renee auf diesem Weg zu begleiten ist reinstes Popcornkino mit Tiefgang nach eigenem Bedarf. Wirst du dir „I feel pretty“ im Kino ansehen?
Bildquelle: Concorde