Am Sonntag wurden zum 75. mal die Golden Globes verliehen, die nach den Oscars als wichtigster Filmpreis gelten. Nach Meryl Streeps berühmter Rede gegen Trump letztes Jahr, ging es auch diesmal nicht nur um Glamour und Awards. Der diesjährige Protest war nicht zu übersehen: Ganz in Schwarz und mit aufrüttelnden Reden wurde auf sexuelle Gewalt und Diskriminierung von Frauen aufmerksam gemacht.
Solidarisch auf dem roten Teppich
Wenn die Stars auf dem roten Teppich nicht so gestrahlt hätten, hätte man meinen können, man sei auf einer Beerdigung gelandet: Sowohl die Männer als auch die Frauen erschienen einheitlich von Kopf bis Fuß in Schwarz. Nur wenige Stars entschieden sich für farbige Accessoires, die hier und da hervorblitzen. Das war natürlich kein Zufall: Zu der einheitlichen Abendgarderobe hatte man sich zuvor unter dem Hashtag #AllBlackEverything verabredet. Damit wollten die Stars zeigen, dass die #metoo-Debatte noch lange nicht am Ende ist. Ganz im Gegenteil: Dem Aufschrei müssen jetzt Taten folgen. Viele Schauspielerinnen trugen daher zusätzlich einen Anstecker der Spendeninitiative Time's up. Auch die Herren schlossen sich dem schwarzen Protest an. Da die meisten von ihnen jedoch ohnehin in dunklen Anzügen gekommen wären, wählten einige zusätzlich schwarze Hemden, um ihre Solidarität mit den Frauen zu unterstreichen. Meryl Streep positionierte sich gegenüber dem Magazin E! auch diesmal deutlich:
Ich glaube, dass die Menschen sich inzwischen der Machtungleichheit bewusst werden und verstehen, dass diese zu Missbrauch führt. (...) Im Militär. In der Politik. Sie ist überall und wir wollen das ändern. Wir fühlen uns irgendwie dazu ermutigt, uns genau in diesem Moment vereint als dicke schwarze Reihe zu zeigen, um das Damalige vom Jetzt abzugrenzen.
Meryl Streep auf dem roten Teppich der Golden Globes
Die schwarze Kleidung sollte wohl auch den Fokus weg von Äußerlichkeiten, hinzu den eigentlich wichtigen Themen setzen. In der Vergangenheit hatten sich Schauspielerinnen wie Cate Blanchett bereits darüber geärgert, dass auf Preisverleihungen weniger ihre Kunst, als ihr Aussehen gewürdigt werde. Selbst das Modemagazin Vogue hat dieses Jahr zumindest bei einem Großteil der Schauspielerinnen nicht vermerkt, für welchen Designer sie sich entschieden hatten. Auch wir haben uns daher bewusst dagegen entschieden, detailliert über die glamourösen schwarzen Roben zu berichten. Stattdessen schauen wir uns doch mal lieber an, wie Frauen sich am gestrigen Abend für den Feminismus starkgemacht haben.
Zusätzlich zur schwarzen Garderobe erschienen einige bekannte Schauspielerinnen mit amerikanischen Frauenrechtlerinnen. Emma Watson und Meryl Streep präsentierten sich zusammen mit den amerikanischen Aktivistinne Ai-Jen Poo, der Vorsitzenden der Nationalen Vereinigung der Hausangestellten und Tarana Burke, der Initiatorin der #MeToo-Bewegung auf dem roten Teppich.
Oprah hält die bewegendste Rede des Abends
Auf Preisverleihungen gibt es eigentlich auch immer eine Dankesrede, die am meisten in Erinnerung bleibt. Diese kam dieses Jahr ohne Zweifel von Oprah Winfrey, die für ihr Lebenswerk ausgezeichnet wurde. In ihrer Rede sagte sie nicht nur dem Sexismus in der Gesellschaft den Kampf an, sondern erzählte auch von ihrer Kindheit in den 60er-Jahren, als ein Filmpreis für Schwarze noch einer Sensation glich. Winfreys Rede, die mit stehenden Ovationen gefeiert wurde, kannst du dir hier anschauen:
Die großen Abräumer
Fast hätten wir es vergessen: Natürlich wurden gestern auch noch viele weitere Schauspieler und Filmschaffende ausgezeichnet. Anders als im letzten Jahr, als es überraschenderweise keinen Preis für den deutschen Film „Tony Erdmann“ gab, wurde diesmal der Regisseur Fatih Akin für sein NSU-Drama „Aus dem Nichts“ als bester nicht-englischsprachiger Film ausgezeichnet. Das Drama mit Diana Kruger in der Hauptrolle kannst du dir hier bereits auf DVD bestellen.*
Den Preis für das beste Drama und drei weitere Auszeichnungen erhielt die Independent-Produktion „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“. Und auch Saoirse Ronan wird uns wohl nicht nur wegen ihres ungewöhnlichen Namens im Gedächtnis bleiben: Sie sahnte als beste Hauptdarstellerin in der ebenfalls mehrfach ausgezeichneten Tragikomödie „Lady Bird“ ab.
Was glaubst du: Ist es wichtig, dass sich immer mehr Prominente für wichtige gesellschaftliche Themen aussprechen, oder sollten sie das lieber anderen überlassen? Diskutiere mit uns in den Kommentaren!
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Bildquelle: Getty Images/Trae Patton/NBC, Getty Images/Steve Granitz, Getty Images/Kevork Djansezian/NBC, Getty Images/Kevork Djansezian/NBC