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Im Interview

Stefanie Giesinger spricht offen über Krebs bei Frauen

Stefanie Giesinger

Alleine in Deutschland erkranken jedes Jahr rund 230.000 Frauen und Mädchen an Krebs. Doch es ist nicht nur der Kampf um das reine Überleben, dem sich die Frauen stellen müssen. Durch die Chemotherapie verlieren die Betroffenen ihre Wimpern, Haare, Augenbrauen – all die Äußerlichkeiten, die in unserer Gesellschaft als Attribute der Weiblichkeit gelten. Wie kann man diesen Frauen also helfen, ihren Lebensmut nicht zu verlieren?

Mit diesem Thema beschäftigt sich die DKMS Life bereits seit über 20 Jahren. Sie organisiert mit den #lookgoodfeelbetter-Schminkseminaren nicht nur Gelegenheiten, zu lernen, wie man sich dank ein paar Make-up-Tricks wieder wohler in seiner Haut fühlt – mit dem seit 2006 jährlich stattfindenden Dreamball stärkt die Organisation auch noch das Bewusstsein und sammelt Spenden. Wir durften in diesem Jahr dabei sein und die Markenbotschafterinnen des Mitveranstalters L'Oreal Paris treffen. In einem persönlichen Interview hat uns Stefanie Giesinger verraten, was sie aus den Treffen mit den Krebspatientinnen mitnimmt und welche Berührungspunkte sie selbst mit der Krankheit hat.

Man denkt ja immer: Mir passiert so was nicht. Doch dann hört man diese emotionalen Geschichten von Frauen wie dir und mir. Inwiefern bringt dich ein solcher Tag zum Nachdenken?

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Stefanie Giesinger: So ein Tag bringt mir, ehrlich gesagt, die Realität ganz nah, dass man das Leben einfach genießen muss. Und ich finde, es ist auch der richtige Ansatz, zu denken: Mir passiert so was niemals – mein Leben wird glücklich verlaufen. Denn, nur so kann man auch ein glückliches Leben führen. Mit Angst zu leben, ist nichts Schönes. Aber so ein Tag bedeutet mir total viel. Nicht nur, weil ich mein Leben viel mehr wertschätze, sondern, weil ich andere Frauen unterstützen kann – andere Menschen unterstützen kann, weil wir da als ganzes Kollektiv sitzen und genau das Gleiche erzählen wollen.

Wie wird durch die #lookgoodfeelbetter-Workshops ein oberflächliches Thema wie Make-up plötzlich zu etwas, das betroffenen Frauen im Inneren hilft?

Stefanie Giesinger: Ich glaube, jeder kennt das von uns, wenn man aufwacht und sich doof fühlt. Wenn man kein Selbstbewusstsein hat an einem bestimmten Tag. Dann setzt man sich vor den Spiegel und macht sich 20 Minuten hübsch und dann fühlt man sich plötzlich tausendmal besser. Man will sich der Welt zeigen, man fühlt sich voller Elan. Und genau so ist es bei den Frauen, die Krebs haben, vor allem, wenn sie eben ihre Augenbrauen und Wimpern verlieren und das dann so ein bisschen kaschieren können. Man will ja auch nicht jedem zeigen, wie es einem gerade geht. Genau deswegen ist Make-up da der richtige Helfer.

Du engagierst dich schon seit Jahren für die Kampagne: Was konntest du für dich in all der Zeit mitnehmen, was hast du dazugelernt?

Stefanie Giesinger: Ich hab ja nicht nur die Events mitgemacht, sondern war auch bei einem Schminkseminar und war auch bei Marlene zu Hause. Marlene ist auch ein Mädchen, dass den Krebs bekämpft hat. Und diese Frauen sind für mich wirklich ein Vorbild. Also, wie viel Lebensenergie und Lebensfreude sie haben, wie positiv sie sind, wie dankbar sie sind für jeden einzelnen Tag. Während ich mich mit ihnen unterhalte, denke ich natürlich nicht die ganze Zeit daran. Aber, wenn ich danach reflektiere, welch starke Frauen und starke Kämpferinnen sie sind, wird mir echt bewusst: Genau so muss man durchs Leben gehen. Einfach den Moment genießen, gar nicht so richtig an die Zukunft, an die Vergangenheit, an die Diagnose denken, sondern einfach da sein und glücklich und dankbar sein.

Wie wichtig ist das Thema Krebsvorsorge für dich persönlich?

Stefanie Giesinger: Die Einstellung muss schon gesund sein. Man muss positiv denken, aber ich sage immer: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Das trifft auch in diesem Fall zu. Man muss einfach zum Arzt gehen, man muss die Vorsorge machen – sei es wegen Krebs, sei es wegen anderer Krankheiten. Wir haben heute diese Möglichkeiten, also wieso sollten wir sie nicht nutzen?!

Organspendeausweis oder Typisierung – es gibt verschiedene Dinge, mit denen wir Betroffenen helfen können. Trotzdem gibt es immer noch nicht genug Menschen, die das tun. Wie kann man Menschen motivieren und mobilisieren?

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Stefanie Giesinger: Das ist ein sehr schweres Thema. Das muss jeder für sich entscheiden, weil da auch oft die Religion oder auch Kultur eine Rolle bei der Entscheidung spielt. Ich glaube, je offener wir mit dem Thema umgehen und je offener wir kommunizieren, wie eben die Organspende funktioniert, desto mehr Menschen werden dadurch ihre Angst verlieren. Die DKMS ist schon der richtige Ansatz, um diesen großen Stein ins Rollen zu bringen.

Wenn man selbst jemanden im engeren Umfeld hat, der an Krebs erkrankt ist, weiß man, mit solchen Aktionen und Kampagnen ist es natürlich nicht getan. Inwieweit kannst du dir vorstellen oder weißt aus eigener Erfahrung, was Betroffene von ihrer Familie und ihren Freunden in dieser schweren Zeit brauchen?

Stefanie Giesinger: Meine Oma hatte Krebs und ich muss sagen, am allerwichtigsten ist es, normal zu bleiben. Denn, man will nicht die ganze Zeit bemitleidet werden. Ich habe ja auch eine Krankheit und liege auch immer mal wieder im Krankenhaus und da will man nicht, dass jemand neben dem Krankenbett sitzt und sagt: „Oh, du Arme, tust du mir leid. Es wird alles wieder gut.“ Sondern, das Leben muss weitergehen. Ich will einfach trotzdem Spaß haben und das Leben genießen und über Witze lachen. Und ich bin auch so ein Mensch, ich lache dann auch gerne mal über die Krankheit. Ich finde, das ist der richtige Ansatz, wie man eben seinen Freunden so ein bisschen unter die Arme greifen kann und sagen kann: Du, das Leben geht weiter. Wir sind immer noch da und genießen den Moment und haben Spaß.

EmpowHER: Unsere Themenreihe zu inspirierenden Frauen

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Ein wirklich inspirierendes Interview – vielen Dank dafür Steffi!

Bildquelle: M.Nass/BrauerPhotos für DKMS LIFE; Instagram/marlene_biwt

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