Alltagsrassismus ist lebendiger und allgegenwärtiger, als es sich viele einreden möchten, die nicht davon betroffen sind. Ein neues, schmerzhaftes Beispiel ist ein Video von Nikeata Thompson, das gerade für Entsetzen sorgt.
Darin zu sehen ist, wie die Tänzerin und Choreografin mitten am Tag in Berlin von einem Mann verbal attackiert wird. Und das auf so boshafte, rassistische Art und Weise, dass einem nur vom Zuschauen schlecht wird. Unvorstellbar, wie sich Nikeata Thompson in der Situation gefühlt haben muss.
Hochgeladen wurde das Video nicht von ihr selbst, sondern von einer Passantin, die das Geschehen festhalten konnte. Hier kannst du es dir selbst anschauen und anhören, wie übel die Beschimpfungen ausgeartet sind.
Der Text zum Video macht dies auch noch mal deutlich:
„MITTEN IN BERLIN!!! Ich bin fassungslos. Rassismus ist überall. Auf dem Weg nach Hause, Standort Prenzlauer Berg, zwischen Familien und Kindern, ein Mann, der @nikeatathompson und @rim_zemuye rassistisch angreift – man hört in diesem Video, wie er unter anderem von Einäschern und Versklaven spricht. Das hier ist nur ein Ausschnitt. Die anderen Videos sind nicht besser. Er redet davon, dass sie zurück in ihr Land sollen, dass sie Deutschland verlassen sollen. Ich habe sowas noch nie live miterlebt und es bricht mir mein Herz, dass so viele Menschen damit leben müssen, dass es Alltag ist. Wenn ihr sowas seht, speak up und schaut nicht weg! GEGEN RASSISMUS, seit immer & noch ewig!!!
Und an den Mann im Video: Der Einzige, der ,dein Land’ verlassen sollte, bist du. Weil hier für Rassismus kein Platz ist! NACHTRAG: Was man hier nicht sieht: Es kamen noch Leute, die sich dazu gestellt haben, supportet haben und sich eingemischt haben. Ich stand auch erst auf Abstand, weil ich ein Kind dabei hatte, das Angst vor dem Mann hatte und gehen wollte. Als ich wiederkam, waren die beiden nicht mehr alleine!“
Nikeata Thompsons Message nach dem rassistischen Angriff
Auch wenn Nikeata Thompson im Video unglaublich stark und ruhig rüberkommt, möchte man sich kaum ausmalen, welche seelischen Verletzungen Betroffene von so einem Angriff davontragen. Um dies zu verdeutlichen und sich gleichzeitig noch mal bei ihren Fans und Unterstützer*innen zu bedanken, hat Nikeata mittlerweile ein eigenes Video veröffentlicht, in dem sie klar macht, dass nicht jeder den Luxus hat, so viel Liebe zu bekommen wie sie. Und wie oft es vorkommt, dass Leute im Alltag nicht nur wegen ihrer Hautfarbe beleidigt werden, sondern auch wegen anderer Umstände, die anderen schlichtweg nicht passen.
Außerdem erklärt sie, dass es nicht hilft, die Situation zu relativieren und zum Beispiel zu sagen, dass die angegriffene Person einfach zu sensibel sei oder vielleicht selbst etwas zur Situation beigetragen hat, sodass sie eine Mitschuld trifft. Es sei eine seelische Vergewaltigung, so angegangen zu werden. Es sei einfach nur unmöglich und primitiv. Was man also tun kann? „Niemals wegschauen.” Und da können wir ihr nur absolut zustimmen. Denn wenn wir alle etwas tun können, dann ist es laut werden und Situationen nicht stillschweigend hinzunehmen, in denen andere fertig gemacht werden. Auch auf offener Straße, mitten am Tag.
Bildquelle: IMAGO / APress