Mit 52 Jahren scheint Barbara Becker erfolgreicher und zufriedener als je zuvor. Vergessen sind die Schatten der Vergangenheit, der Fremdgeh-Skandal und Rosenkrieg mit Exmann Boris Becker. Barbara ist in ihrem neuen Leben angekommen, wirkt stark und selbstbewusst. Wir haben sie bei einem Dessous-Shooting in ihrer Wahlheimat Miami getroffen und mit ihr über diese neu gewonnene Stärke gesprochen.
desired: Barbara, du shootest hier in Miami aktuell für eine Unterwäsche-Kampagne, in der es insbesondere um das Thema „Starke Frauen“ geht. Dafür stehst du gemeinsam mit Instagram-Star Bonnie Strange und Model Jasmine Sanders vor der Kamera. Kannst du uns etwas mehr dazu erzählen?
Barbara Becker: Gerade dieses Thema des ‚Verschwesterns‘, die ‚Sisterhood‘, ist schon lange ein großes Thema für mich. Ich bin das Kind einer alleinerziehenden Mutter und habe mich mein ganzes Leben in einer Gruppe von Frauen bewegt und mich immer sehr wohl gefühlt. Ich bin froh, dass es sich inzwischen rumgesprochen hat, dass man sehr gut mit Frauen zusammenarbeiten kann. Früher hieß es oft, dass es unter Frauen schnell ‚Backstabbing‘ gäbe und sie sich gegenseitig nicht unterstützen würden. Heute ist es zum Glück mehr verbreitet, sich unter Frauen zu unterstützen. Das befürworte ich sehr, denn ich liebe es mit Frauen zusammenzuarbeiten. Wir sind zwar alle in unterschiedlichen Lebensphasen, mit unterschiedlichen Herausforderungen, aber haben auch sehr viele Gemeinsamkeiten. Das ist es, was wir hier in der Kampagne für Lascana zeigen wollen. Die Vielfalt unter Frauen, aber eben auch die Gemeinschaft, die uns verbindet und verschwestert. Wir wollen die Stärke von Frauen herausheben, die Liebe zu uns selbst, unserem Körper und zur Natur.
„Mit der Kampagne möchte ich die Weiblichkeit und unsere Stärke zelebrieren. Wir wollen zeigen, dass man in jedem Alter, mit jeder Form und jeder Farbe wunderschön aussehen kann.”
Barbara Becker
Der Ausdruck „Starke Frauen“ wird ja momentan sehr viel verwendet. Was macht eine starke Frau für dich aus?
Ich versuche es mal einigermaßen kurz in Worte zu fassen. In der Zeit, in der ich großgeworden bin, hat man sich natürlich auch über die eine oder andere starke Frau, wie z.B. Marie Curie, informiert. Aber heute ist es glücklicherweise so, dass man aus einer viel größeren Vielfalt an Female-Role-Models wählen kann. Es ist schön, dass junge Frauen sich heute nicht nur daran orientieren können, wie erfolgreiche Männer durchs Leben gehen, sondern es heute auch viele erfolgreiche weibliche Vorbilder gibt. Eine starke Frau ist für mich eine, die sich selbst kennt und sich mutig mit sich selbst auseinandersetzt, mit all ihren Stärken. Aber die eigentliche Stärke ist auch, Schwäche und Verletzlichkeit zu zeigen, und zu verstehen, dass wir alle nur auf dem Weg sind und keiner angekommen ist.
Es erfordert viel Selbstbewusstsein, sein Leben so öffentlich zu leben. Was gibt dir dieses Selbstbewusstsein und die innere Stärke im Alltag?
Dafür ist es wichtig, sich selbst kennenzulernen und sich mit seinen Eigenheiten auseinanderzusetzen und sie liebzugewinnen – das wird tatsächlich im Alter immer einfacher. Wenn ich mich selbst gut kenne, dann habe ich weniger Angst. Und die Dinge, vor denen ich Angst habe, gilt es nicht zu bekämpfen, sondern anzunehmen. So kann man immer näher an seine Grenzen kommen, um sich dann auch immer weiter hinauszuwagen.
Es gehört auch viel Mut dazu, sich hier in Unterwäsche zu präsentieren und fotografieren zu lassen. Verändert sich auch das Körpergefühl mit dem Älterwerden? Wird man selbstbewusster mit der Zeit?
Frauen sind ja oft selbst ihre schlimmsten Kritikerinnen, viel schlimmer als alle Außenstehenden. Ich habe mir daher inzwischen angewöhnt, mir auch selbst Komplimente zu machen – mindestens genau so viele, wie ich auch meinen Freundinnen mache. Ich glaube, gnädig mit sich zu sein und sich selbst und seinen Körper zu lieben, ist im Alter tatsächlich leichter. Aber ich denke, es spaltet sich auch ein wenig: Nämlich in die Leute, die zum Beispiel durch Instagram und die stark bearbeiteten Fotos dort, ein Problem mit dem eigenen Selbstwertgefühl haben, und die anderen, denen das wirklich egal ist, die einfach Spaß haben. Und genau so sollten wir eigentlich das ganze Leben betrachten: Anderen Menschen nicht nur beim Leben zugucken, sondern selbst mitmachen! Das geht nur, indem man sich selbst annimmt.
„Ich habe Frauen im Bikini gesehen, die sahen wahnsinnig toll aus, die würden in kein Größen-Raster reinpassen. Es geht einfach darum, Freude am Leben zu haben. Diese Frauen haben so eine tolle Ausstrahlung, da schaut keiner auf Cellulite!"
Barbara Becker
Leider gibt es ja – gerade in den sozialen Netzwerken – viele Hater und böse Kommentare, die wohl jeder Prominente hin und wieder zu spüren bekommt. Wie gehst du mit fiesen Kommentaren und negativer Presse um?
Ich weiß nicht, ob es die richtige Methode ist, aber ich ignoriere negative Kommentare. Ich habe genug echte Freunde, die mir ehrlich sagen, wenn etwas kritisch oder nicht so optimal war. Ich habe aber inzwischen auch eine gute Selbsteinstellung gefunden, mit der solche negativen Kommentare von mir getragen werden können, damit ich nachts nicht mehr schweißgebadet aufwache. Ich habe in den vielen Jahren einfach gelernt, dass man es nie allen recht machen kann, auch wenn man es jeden Tag versucht. Man muss sich mit Kritik einfach anfreunden und akzeptieren, dass es sie gibt. Auch da hilft es wieder, älter zu werden – mit dem Alter wird es leichter, über diese Dinge hinwegzusehen.
Wir bedanken uns bei Barbara Becker für dieses ehrliche Interview, was wir mit ihr führen durften. Noch mehr Interviews mit inspirierenden Frauen findest du in unserer Themenreihe „EmpowHer".
Bildquelle: Lascana, desired