Angelina Kirsch ist eine echte Powerfrau: Sie moderiert, tanzt (2017 belegt sie bei „Let's Dance“ den dritten Platz) und ist zudem als Curvy-Model richtig erfolgreich unterwegs. Wir trafen die 30-Jährige auf der Berlin Fashion Week vor der Lascana-Show zum Interview.
desired: Angelina, bei Models gibt es ja diese Unterscheidung: Model und Plus-Size-Model. Würdest du dir manchmal eine andere Bezeichnung für kurvige Models wünschen? Oder am besten, dass gar keine Unterscheidung gemacht wird?
Angelina Kirsch: „Plus Size“ ist wirklich ein blöder Begriff. Was ist denn „Plus“? Wenn du mich anguckst, würdest du dann sagen: „Oh mein Gott, die ist aber Plus Size“? Das ist bescheuert. Dieses „Plus“ braucht niemand. „Curvy“ ist eine schönere Bezeichnung. Das ist ein Attribut, das zutrifft: Kurven hat doch eigentlich jede Frau, die eine eben mehr, die andere weniger.
Ich glaube, dass diese Schachtelungen einfach in der Branche gebraucht wird. Grundsätzlich würde ich aber auch sagen: „Leute, ich bin ein Model.“ Ich spezifiziere im Alltag doch auch nicht: „ich bin eine kurvige Frau“ oder „ich bin eine dünne Frau“ oder eine „normale Frau“. Was ist denn „normal“? Ich bin eine Frau und ich bin ein Model. Da wäre es natürlich das Nonplusultra, wenn es einen Oberbegriff gäbe in der Modewelt, der auch bei allen im Kopf fest verankert ist. Und eben nicht dieses „Ohh, guck mal, ein Curvy Model, sie hat Kurven!“
Wie absolut cool und stylisch man auch ohne klassische Modelmaße aussehen kann, zeigt Angelina übrigens regelmäßig mit ihren coolen Outfits:
Du warst schon einige Male in Lingerie auf dem Laufsteg zu sehen. Hast du vorher noch mit Hemmungen zu kämpfen, weil du weißt, dass man als kurvige Frau in Dessous von vielen ja leider besonders urteilend beäugt wird?
Es ist ja grundsätzlich etwas Besonderes, in Lingerie über den Laufsteg zu gehen, egal mit welcher Kleidergröße. Das braucht ein gewisses Fingerspitzengefühl, hier handelt es sich schließlich um sehr sinnliche, besondere Teile, die schön und nicht einfach plakativ erotisch vorgeführt werden sollen. Da ist man natürlich aufgeregt! Aber das sind, wie gesagt, alle. Ich bin jetzt nicht mehr aufgeregt, nur weil ich hier oder da ein paar Kurven mehr habe und Angst vor den Kommentaren der Leute habe.
Ich freue mich vielmehr, weil es ein weiterer Fortschritt in der Branche ist. Ich wurde ganz selbstverständlich gebucht und laufe als Model mit. Wenn ein Unterwäsche-Label alle Größen im Sortiment hat, dann sollte man das ja auch zeigen! Diese Selbstverständlichkeit würde ich mir auch bei anderen Marken und Designern wünschen.
Was sind deine absoluten Geheimtipps, um sich in Dessous richtig sexy und wohlzufühlen, egal mit welcher Figur?
Das A und O ist, dass die Wäsche gut sitzt. Und da sind falsche Eitelkeiten fehl am Platz: Es ist egal, welche Größe auf dem Etikett steht – wichtiger ist, dass alles perfekt passt und man sich wohlfühlt. Wenn eine Frau beispielsweise ihren Bauch nicht so gern mag, dann trägt sie einfach ein schönes Negligé. Das ist das, was Unterwäsche tun soll: dir helfen und ein gutes Gefühl geben! Nicht bloßstellen oder etwas zeigen, was man nicht mag.
Und dann gibt es ja noch dieses Denken à la: „Ich muss unbedingt aussehen wie das Model aus der Werbung.“ Nein, musst du nicht! Du bist du. Und entweder freut sich derjenige, der dich anguckt, oder er freut sich nicht, dann soll er weggucken oder weggehen. Dann ist er sowieso nicht der Richtige.
Ich weiß, es ist immer so leicht gesagt, aber erstmal müssen wir uns selbst annehmen und lieben. Erst dann können es alle anderen. Aber man muss es selber ausstrahlen und die Leute dazu einladen, dem Gedanken „Guck mal, das bin ich und das ist schön, ihr dürft es auch schön finden“ zu folgen. Man ist niemand aus der Werbung, sondern aus dem echten Leben.
In welchem Dessous-Teil fühlst du dich besonders sexy?
Ich finde es schön, wenn Wäsche feine Details hat, hier ein bisschen Spitze, da eine Schleife, ein doppelter Träger, vielleicht ein paar feine Riemen. Was ich dagegen nicht so mag, sind super tiefe Ausschnitte. Lieber ist alles gut eingepackt obenrum, weil da nun mal auch ein bisschen was ist, was gehalten werden muss.
Für mich ist es auch wichtig, dass die Unterwäsche zusammenpasst. Deswegen kaufe ich immer mindestens zwei Höschen zum BH – den kann ich ja öfter anziehen. Ich kaufe auch gern die Farben so, dass ich im Schrank zu Hause noch unterschiedliche Kombinationsmöglichkeiten habe. Und dann gibt es doch echt nichts Schöneres, als rauszugehen, ein tolles Kleid anzuhaben und dann sagen zu können: „Das sieht toll aus, aber was meint ihr, was untendrunter los ist!“ (lacht) Das gibt einem selber nochmal einen Push. Die richtige Wäsche kann so viel ausmachen.
Was uns Angelina noch in einer Schnellfragerunde verriet, siehst du hier im Video:
Danke für die ehrlichen Worte, Angelina! Wir lernen auf jeden Fall: Ob Model oder „Normalo” und egal, welche Kleidergröße, solange Dessous gut sitzen, sieht jede Frau in ihnen sexy aus. Wir sind dann mal kurz shoppen...
Bildquelle: Getty Images/Andreas Rentz