Vermutlich wird Dir bei diesem Anblick nicht gleich das Wasser im Mund zusammenlaufen. Insekten essen gilt in westlich geprägten Kulturen nach wie vor als Tabu und wird mit starken Ekelgefühlen in Verbindung gebracht. In vielen anderen Regionen der Welt gehören Käfer, Heuschrecken und Maden jedoch zum Speiseplan und das auch aus gutem Grund: Sie sind nicht nur günstig in der Haltung, sondern haben auch überaus gute Nährwerte. Wir verraten Dir, warum immer mehr Ernährungswissenschaftler zum Verzehr von Insekten raten.
Obwohl hierzulande so manch anderes Getier wie Hummer, Garnelen, Krebse oder Shrimps verzehrt werden, die wie Insekten zu den Gliederfüßlern gehören und eigentlich auch nicht viel appetitlicher aussehen, haben die meisten bei Heuschrecken und Raupen doch eher Vorbehalte. Dabei handelt es sich bei der Entomophagie, wie Insekten essen wissenschaftlich bezeichnet wird, nicht um einen neuen Foodtrend.
Schätzungsweise zwei Milliarden Menschen in Teilen Afrikas, Asiens, Nord-, Mittel- und Südamerikas sowie Australien ernähren sich bereits von Insekten und selbst in der Bibel und im Koran finden sich Hinweise auf das Verspeisen von Heuschrecken. Sollten wir also unsere Ekelgefühle überwinden und ein paar Mehlwürmer in die Pfanne hauen? Wir haben nachgeforscht, wie Insekten langsam Einzug in unsere Kochtöpfe halten und welche Gründe neben ihren beachtlichen Nährwerten noch für ein Umdenken sprechen.
Insekten essen ist gesund!
„Schleimig, jedoch vitaminreich!“ – das haben wir schon vom kleinen Simba in König der Löwen gelernt, als ihm Timon und Pumba ihre auf Käfern und Raupen basierende Ernährungsweise nahebringen. Und damit hat er durchaus recht! Denn schaut man sich die Nährwerte von Insekten einmal genauer an, kann man sie wahrlich als Superfood bezeichnen: 1 Kilogramm Termiten enthält zum Beispiel mehr Eiweiß als die gleiche Menge Rindfleisch und ist noch dazu fett- und kalorienärmer. Besonders Maden und Raupen eignen sich als gesunde Proteinquelle, da sie alle essenziellen Aminosäuren enthalten, Ballaststoffe bieten und arm an Kohlenhydraten sind. Eine derart positive Nährwertbilanz hat sonst kein anderes tierisches Lebensmittel!
Wie Heuschrecken, Maden und Co. Einzug in die gehobene Küche halten
Während es wohl noch einiges an Überzeugungsarbeit bedarf, um den Verzehr von Insekten einer breiten Masse schmackhaft zu machen, experimentieren internationale Köche bereits begeistert mit allerlei Krabbelviechern. In Mexiko gelten zum Beispiel gekochte Ameisenlarven als Delikatesse. Die gegarten Larven werden anschließend mit Öl und Knoblauch gemischt und auf frischen Tortillas serviert. Da es sich hierbei um eine besonders exquisite Spezialität handelt, wird das Gericht mit dem Namen Escamoles auch als „Mexikanischer Kaviar“ bezeichnet. Wesentlich verbreiteter sind in Mexiko kleine Grashüpfer, die sogenannten Chapulines, die in Schokolade getunkt als süßer Snack geknabbert werden.
In Europa muss man schon etwas intensiver nach Restaurants suchen, die Insekten auf der Speisekarte führen. Auf Sardinien und in Teilen Frankreichs findet man allerdings Casu Marzu, einen Schafskäse, der so lange reift, bis er Maden enthält. Beim Verzehr befinden sich die lebenden Maden tatsächlich noch im Käse und werden einfach mitgegessen! Hierzulande gibt es erst wenige Insekten-Restaurants, da es aufgrund von unterschiedlich ausgelegten Lebensmittelrichtlinien nicht in allen deutschen Städten erlaubt ist, Insekten zum menschlichen Verzehr anzubieten. So bietet die asiatische Restaurantkette „Mongo's“ gegrillte Heuschrecken und in Tempurateig gebackene Mehlwürmer an, darf dies aber nicht in jeder Filiale. In vielen ostdeutschen Städten kannst Du bei der Restaurantkette „Espitas“ authentische mexikanische Heuschreckenspezialitäten probieren. Und in München wartet eine ganz besondere Leckerei auf Dich: Hier bietet „Der verrückte Eismacher“ wahrlich verrückte Eissorten wie etwa Stracciawurmella oder 'Flip'-Heueis mit gerösteten Heuschrecken.
Heuschreckenpasta und Maden-Burger
Wenn in Deiner Stadt noch kein Restaurant eröffnet hat, das Insekten zubereitet, kannst Du mittlerweile auch zu Hause das Geschmacksexperiment wagen. Dabei solltest Du Dir natürlich nicht einfach einen Eimer Mehlwürmer aus der Zooabteilung kaufen. Diese sind nur für den tierischen Verzehr bestimmt und unterliegen keinen strengen Lebensmittelrichtlinien. Wenn Du Dir Insekten zum Eigenverzehr aus dem Internet bestellst, solltest Du darauf achten, ob sie auch wirklich für den menschlichen Konsum gezüchtet wurden. In Deutschland bekommst Du Insekten noch nicht im Kühlregal Deines Supermarktes. In manchen niederländischen Supermärkten wurden allerdings testweise bereits gewürzte Würmer, Insektenburger und Heuschreckensnacks der Firma „conbuggie“ eingeführt.
Auch in britischen Bioläden findet man mittlerweile allerlei Insekten praktisch eingeschweißt in der getrockneten Variante. In Deutschland wirst Du darauf vermutlich noch etwas warten müssen, da sich bisher noch keine Supermarktkette zur Aufnahme von Insekten im Warenangebot geäußert hat. Wenn Dir allerdings der Verzehr von einer unverarbeiteten Made oder einer kompletten Heuschrecke mit Gesicht eine Nummer zu krass ist, kannst Du es auch mal mit Heuschrecken-Pasta probieren. Der Hersteller „Cricket Pasta“ stellt Nudeln für den Hausgebrauch her, die zu 20 Prozent aus Heuschreckenmehl bestehen. Dadurch sind die Nudeln besonders protein- und ballaststoffreich und bekommen eine nussig-würzige Note, die an Mandeln und Vollkornnudeln erinnern soll.
Insekten als umweltfreundliche Alternative zu Schwein, Huhn und Rind
Der Verzehr von Würmern und Insekten macht nicht nur aus ernährungsphysiologischer Sicht Sinn. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen empfahl bereits vor mehreren Jahren Insekten als Alternative zu Rinder-, Schweine- und Hühnerfleisch. Denn sowohl in der Haltung als auch in der Fütterung sind Insekten wesentlich ressourcenschonender. Insekten benötigen bei der gleichen Fleischmenge deutlich weniger Nahrung und Wasser, ungefähr tausendmal weniger als Rinder! Da sie außerdem schnell wachsen und weniger klimaschädliche Methangase ausstoßen, sehen Experten Insekten als Proteinquelle der Zukunft an.
Das gibt einem doch schon zu denken oder? Würdest Du Insekten für Deine Ernährung in Erwägung ziehen oder kommst Du einfach nicht auf den Ekelfaktor klar? Wenn Dich wirklich gar nichts schocken kann, solltest Du Dir mal diese Elefantenrüsselmuscheln ansehen, die an etwas ganz anderes als einen Elefantenrüssel erinnern.
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