Alle Jahre wieder das Gleiche: Vor allem auf asiatischen Märkten werden um die Osterzeit herum knallig eingefärbte Küken verkauft und in den Medien und bei Tierschützern herrscht Empörung. Wie kann man sich beim Anblick dieser armen kleinen Geschöpfe, die allein zur kurzweiligen Erheiterung koloriert werden, auch nicht aufregen? Ich werde dir heute zeigen, warum ich die derzeitige Aufregung über die bunten Küken für unangebracht halte – aus ganz anderen Gründen, als du jetzt vielleicht denkst! Zunächst bin ich aber erst einmal der Frage nachgegangen, wie die kleinen Küken überhaupt eingefärbt und ob sie tatsächlich auch hierzulande verkauft werden.
So bekommen die Osterküken ihre Farbe
Vielleicht hast du die bunten Küken selbst schon einmal im Urlaub auf einem Markt gesehen. In zahlreichen Ländern Asiens werden die kleinen Küken dort nämlich schon seit vielen Jahren ganz selbstverständlich als Zierde, Haustier oder einfach nur als lebendiges Spielzeug angeboten. In kunterbunten Farben kann man auf Straßenmärkten in der Türkei, Saudi-Arabien, Indien, Thailand oder Indonesien oft hunderte dieser Tiere durcheinanderlaufen sehen. Beim Anblick der unnatürlichen Farben kann man sich bereits denken, dass es dabei nicht um eine besondere Züchtung handelt. Stattdessen werden die Küken entweder bereits im Ei durch eine Injektion gefärbt, nach dem Schlüpfen eingesprüht oder einfach achtlos in Farbbottiche geworfen. Bei der Farbe kann es sich um harmlose Lebensmittelfarbe handeln, die den Tieren laut der Züchter nicht schadet. Oft werden aber auch ganz normale Farben verwendet, an denen sich die Küken vergiften können.
All diese Färberei dient lediglich dazu, die niedlichen Vögel für eine kurze Zeit zu Hinguckern zu machen. Durch die knalligen Farbtöne wirken sie insbesondere auf Kinder anziehend – eben wie lebendige kleine Plüschtiere. Ihr farbiges Gefieder verlieren die Küken jedoch schon nach kurzer Zeit und werden dadurch für die meisten Käufer wohl eher uninteressant. Es bleibt zu befürchten, dass viele dieser Hühner schon nach kurzer Zeit ein trauriges Schicksal erleiden und ausgesetzt oder gar „entsorgt“ werden.
Werden die bunten Küken auch hierzulande verkauft?
Wenn von diesem Phänomen berichtet wird, liest man häufig von tierquälerischen Machenschaften auf asiatischen Märkten. Allerdings ist diese Praktik insbesondere zur Osterzeit auch in den USA relativ geläufig, auch wenn man die bunten Vögel dort meist nur unter der Hand käuflich erwerben kann. Laut eines Zeitungsberichts wurden die bunten Küken bereits auf einem Markt in Österreich gesichtet und derzeit verbreitet sich auch die Meldung, dass dieser „Trend“ auch in Deutschland angekommen sei. Die strengeren deutschen Tierschutzgesetze würden einen Verkauf von bunt eingefärbten Tieren eher verbieten, sagt Lea Schmitz, Pressereferentin des Deutschen Tierschutzbundes. Ausgehend von den empörten Reaktionen der meisten Menschen, die zum ersten Mal von den bunten Küken hören, sei außerdem davon auszugehen, dass sich hierzulande Protest regen würde.
Sind die bunten Küken die Aufregung wirklich wert?
Macht dich der Anblick dieser sinnlosen Tierquälerei wütend und kannst du nicht verstehen, warum so viele Menschen diese Praktik auch noch durch ihren Kauf unterstützen? Glaub mir, dann geht es dir so, wie mir. Jedoch halte ich den Grad der Empörung über das Einfärben von Küken zur Osterzeit für reichlich übertrieben und auch ziemlich heuchlerisch. Denn bevor du mit dem Finger auf all die „bösen asiatischen Länder“ zeigst, in denen ein Tierleben nichts wert zu sein scheint, solltest du dir erst einmal überlegen, wie mit Küken hierzulande umgegangen wird. Alljährlich sterben in Deutschland allein für die Eierproduktion 50 Millionen männliche Küken, für die die Industrie keinen Nutzen hat.
Auch in Deutschland werden Küken für unseren Genuss gequält
Ähnlich wie in dem schockierenden Video mit den bunten Küken werden die Tiere massenhaft zusammengepfercht und achtlos in große Behälter geworfen. Mit ein paar erheblichen Unterschieden: Diese Praktik erfolgt in einem viel größeren Umfang als das Einfärben von Haustier-Küken, die Tiere werden anschließend vergast oder zerschreddert anstatt eingefärbt und das Ganze geschieht eben hinter verschlossenen Türen und nicht auf einem Straßenmarkt. Wenn Du also an Ostern Hühnereier bunt bemalst, Biskuittorte oder ein Frühstücksei isst, egal ob aus biologischer Haltung oder nicht, werden dafür noch viel mehr süße kleine Küken gequält. Verhindern kannst du dies nur, wenn du deine Eier von kleinen Bauernhöfen erwirbst, die nachweislich keine männlichen Küken töten – oder eben durch den gänzlichen Verzicht auf tierische Produkte.
Ehe du dich also an dieser Aufregerdebatte beteiligst, solltest du dich erst einmal an der eigenen Nase fassen. Findest du es wirklich schlimmer, wenn Tausende Küken sinnlos zur Bespaßung eingefärbt werden, als wenn Küken millionenfach für den Genuss von Eierspeisen sterben müssen? In dem Video kannst du dir die derzeitige Lage in Deutschland vor Augen führen und dir eine eigene Meinung bilden.
Insbesondere in Zeiten, in denen reichlich Videos von süßen Tieren geteilt werden, wird hitzig über vermeintliche oder tatsächliche Tierquälerei diskutiert. Inwiefern dürfen wir Tiere zu unserer Erheiterung optisch verändern? Ist es zum Beispiel in Ordnung, Hunde in süße Kostüme zu stecken? Teile deine Meinung mit uns in den Kommentaren!
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Bildquelle: Getty Images/NOAH SEELAM, Getty Images/NOAH SEELAM, Getty Images/ JOSEPH EID, Getty Images/JOE KLAMAR