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Klimasünde?

So belastet unsere Kleidung die Umwelt

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Mittlerweile dürfte uns allen klar sein: Kleidung aus herkömmlichen Produktionen ist nur selten umweltfreundlich. Doch wo genau die Probleme liegen und worauf wir achten können, um etwas zu verbessern, ist oft nicht klar. Wir haben die größten Umweltsünden der Modebranche zusammengefasst.

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Mit giftigen Stoffen von unterbezahlten Arbeitern gefärbt und anschließend in Plastik verpackt durch die halbe Welt geschifft. Schauen wir uns die Produktionswege unserer Kleidung genauer an, wird die Vorfreude auf die große Shoppingtour am Wochenende gleich etwas geschmälert. Um zu verstehen, warum Kleidung so einen großen Einfluss auf unsere Umwelt hat, müssen wir den Weg eines Kleidungsstücks von der Fabrik bis in unseren Schrank nachvollziehen können. Bei genauerem Hinsehen wird klar, wie umweltschädlich die Kleidungsbranche sein kann. Die acht größten Umweltsünden im Überblick:

#1 Großer Wasserverbrauch und Pestizide beim Baumwollanbau

Baumwolle ist an sich ein natürlich wachsender Rohstoff. Laut WWF bestehen etwa 50 Prozent der weltweit produzierten Kleidungsstücke aus der Naturfaser. Um den globalen Bedarf zu decken, braucht es nicht nur sehr viel Anbaufläche, die Pflanze ist zudem äußerst anfällig für Schädlinge und benötigt zum Wachsen jede Menge Wasser. Das Resultat: In Entwicklungsländern, in denen das Wasser bereits knapp ist, wird es statt zum Trinken für die Baumwollproduktion genutzt und durch hohen Pestizid-Einsatz verunreinigt.

Mittlerweile setzten sich allerdings bereits zahlreiche Unternehmen, darunter auch Fast-Fashion-Ketten wie H&M oder Zara für einen nachhaltigeren Baumwollanbau ein. Projekte wie die „Better Cotton Initiative“ wollen Bauern in Entwicklungsländern finanziell unterstützen und sie im nachhaltigen Anbau schulen.

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#2 Mikroplastik in Polyester & Co.

Neben Baumwolle machen den Großteil unserer Kleidungsstücke Kunstfasern aus – allen voran Polyester. Das Plastik nicht besonders nachhaltig ist, ist uns wohl allen bekannt. Und runtergebrochen ist Polyester nichts anderes. Beim Waschen der Polyester-Kleidung wird Mikroplastik freigesetzt, das wiederum ins Abwasser und somit ins Ökosystem gelangt. Einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik zufolge werden in Deutschland allein durch das Waschen 77 Gramm Mikroplastik pro Person und Jahr freigesetzt. Das ist Platz 10 der größten Mikroplastikquellen in Deutschland.

Hinzukommen die üblichen Probleme, die mit allen Plastikprodukten einhergehen: Sie verbrauchen wertvolle Ressourcen wie Erdöl, haben in der Herstellung einen hohen Treibhausgas-Ausstoß und sind nur schwer biologisch abbaubar. Deshalb sollten wir, wenn möglich, auf Kleidung aus recyceltem Polyester setzten. Das löst zwar nicht das Mikroplastik-Problem, sorgt aber zumindest dafür, dass weniger Plastik im Meer landet.

#3 Schadstoffe beim Färben, Bleichen und Co.

Rund 3.000 verschiedene Chemikalien werden laut Greenpeace im Herstellungsprozess eingesetzt, um Stoffe geschmeidig zu machen und ihnen die richtige Farbe zu verleihen. Viele davon sind für die Gesundheit sehr bedenklich. Das bekommen in erster Linie die Arbeiter in den Fabriken in Asien, besonders Indien, zu spüren. Sie atmen giftige Dämpfe ein und arbeiten ohne Schutzkleidung mit den teils ätzenden Chemikalien. Besonders gefährlich ist auch das Bearbeiten von Jeans mit Sandstrahlen. Der angesagte Used Look kann in der Herstellung zu tödlichen Lungenkrankheiten führen.

Zudem gelangen all die Schadstoffe ins Abwasser oder werden vorsätzlich in Flüssen entsorgt und gefährden somit auch die Menschen außerhalb der Fabriken. Aber auch wir Endverbraucher werden durch die Kleidung mitunter noch mit bedenklichen Mengen an Schadstoffen ausgesetzt, die Allergien auslösen und teilweise sogar zu Immunschwächen und Unfruchtbarkeit führen können. Besonders betroffen: schwarze Kleidungsstücke und Outdoor-Kleidung.

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Einer Initiative von Greenpeace, die dafür eintritt, die gefährlichen Schadstoffe durch harmlose Alternativen zu ersetzen, haben sich bereits rund 80 Marken, darunter namhafte Unternehmen wie H&M oder Adidas.

#4 Großer Energieverbrauch und Luftverschmutzung durch Fabriken

Viele Fabriken in den Entwicklungsländern haben außerdem noch ein weiteres Problem: Sie verbrauchen jede Menge Energie, schließlich ist hier eine ganze Reihe an Maschinen aktiv. Diese Energie stammt nur selten aus sauberen Quellen und sorgt für eine hohe Luftverschmutzung in den betroffenen Städten.

#5 Der Transport vom Entwicklungsland zu uns

Da die Kleidung quasi am anderen Ende der Welt hergestellt wird, ist es nur logisch, dass sie irgendwie zu uns gelangen muss. Den größten Weg legt sie dabei auf Containerschiffen zurück. Auf ein einzelnes Kleidungsstück gesehen, machen die Schiffe jedoch nur einen kleinen Anteil der Treibhausgas-Belastung, die durch den Transport entsteht, aus. Sie bieten Platz für 16.000 Container und sind somit ein durchaus effektives Transportmittel. Viel problematischer wird es erst auf den letzten Kilometern der Reise, wenn alle Kleidungstücke auf zahlreiche LKWs verteilt werden, die sie zu ihren Endstationen bringen. Solange diese noch mit fossilen Energien fahren, ist die Umweltbelastung hierdurch besonders hoch.

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#6 Plastikverpackungen, Transport und Retouren beim Onlinehandel

Das Transportproblem wurde durch den boomenden Onlinehandel zusätzlich verstärkt. Hier fällt nicht nur der Transport zum Kunden ins Gewicht, auch die Plastikverpackungen, in denen die meisten Händler liefern, sind alles andere als nachhaltig. Hinzukommt, dass viele Produkte nach einer Anprobe zurückgeschickt werden. Laut einer Untersuchung der Forschungsgruppe Retouren-Management der Universität Bamberg geht rund jedes zweite bestellte Paket zurück zum Händler. Damit fallen gut 70 Prozent aller Retouren auf die Modebranche zurück.

#7 Die scheinbar unstillbare Nachfrage der Konsumenten

All diese Probleme haben aber vor allem eine Ursache: Das stark veränderte Konsumverhalten in den letzten 20 Jahren. 60 Kleidungsstücke im Jahr kauft der Durchschnittsdeutsche laut Statistischem Bundesamt. Davon wird jedes Fünfte nie oder nur sehr selten getragen. Während sich die Anzahl an Kleidungsstücken, die weltweit produziert werden von 2000 bis 2014 laut einem Report der Unternehmensberatung McKinsey & Company mehr als verdoppelt hat, hat sich die Zeit, die wir ein Kleidungsstück tragen, halbiert.

Kleidung Umwelt Statistik Ausgaben für Mode Deutschland
Die jährlich produzierten Kleidungsstücke werden immer mehr. Die Ausgaben für Kleidung steigen hingegen kaum.

Trotz des gestiegenen Konsums sind die Ausgaben für Kleidung nahezu gleichgeblieben. Schließlich passen sich die großen Modehäuser unserem Konsumverhalten an: Die Kleidung wird immer billiger und die Kollektionen immer zahlreicher. Zwei neue Kollektionen pro Monat bringen Fast Fashion Unternehmen wie H&M auf den Markt.

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#8 Wohin mit der alten Kleidung?

Je mehr produziert wird, desto dringender stellt sich die Frage: Wohin mit all der kaum getragenen Kleidung? Kunstfasern brauchen mehrere Hundert Jahre, um vollständig abgebaut zu werden und auch Baumwolle, gerade wenn sie chemisch behandelt ist, verschwindet nicht von selbst. Also wird die alte Kleidung verbrannt oder landet im Meer.

Glücklicherweise kämpfen dagegen immer mehr Organisationen und Unternehmen an. Bei zahlreichen Modeunternehmen können wir unsere alte Kleidung mittlerweile zum Recycling abgeben. Alternativen sind die Altkleidersammlung, das Deutsche Rote Kreuz oder bei gut erhaltener Kleidung Secondhand-Läden und wohltätige Spendenorganisationen.

Wer muss etwas ändern? Der Konsument oder die Industrie?

Es ist eindeutig: In der Modebranche läuft aktuell einiges schief. Glücklicherweise gibt es fast für alle angesprochenen Probleme nachhaltigere Lösungen. Die müssen von den Unternehmen allerdings erst einmal umgesetzt werden. Dieser Prozess geht jedoch nur schleppend voran. Zwar haben Unternehmen wie H&M und Zara sich klare Klimaziele gesetzt, bis diese erreicht sind, wird es jedoch noch dauern.

Zwar stehen die Unternehmen in der Pflicht, ihre Produktionen nachhaltiger zu gestalten, letztendlich müssen aber auch wir unser Konsumverhalten anpassen. Denn wenn wirklich ein Wandel stattfinden soll, wird es für die Marken schwierig, die aktuellen Dumping-Preise beizubehalten. Und auch der riesigen Nachfrage lässt sich auf nachhaltigem Wege nur schwer nachkommen. Glücklicherweise gibt es einige Wege, wie du deinen Konsum nachhaltiger gestalten kannst:

Tricks, wie du ohne viel Mühe nachhaltiger leben kannst

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Bildquelle: Unsplash/joshua yu

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