Ein schlechtes Gewissen, weil man wieder zu viel Schokolade gegessen hat, plagt die meisten wohl nur beim Gedanken an die Zahl auf der Waage. Doch wenn man sich mit den Anbaubedingungen und der Klimabilanz der beliebten Süßigkeit auseinandersetzt, kommt es auch aus anderen Gründen auf. Fairtrade Schokolade wird entsprechend immer beliebter. Wir erklären, warum herkömmliche Schokolade oft so problematisch ist, wann Schokolade das Fairtrade Siegel bekommt und auf welche Siegel du außerdem achten kannst.
Was macht den Anbau von Kakao so problematisch?
Der Großteil des Rohkakaos, den wir hier konsumieren, wird in Westafrika angebaut. Die Arbeitsbedingungen für die Bauern dort sind oft katastrophal. So stellt beispielsweise Kinderarbeit ein großes Problem dar. Rund 1,5 Millionen Kinder arbeiteten 2018/19 laut einer Studie der Universität Chicago weltweit auf Kakaoplantagen. Im Vergleich zu den Jahren 2008/2009 ist die Kinderarbeit damit sogar um 14 Prozent gestiegen. Die Nachfrage nach Schokoladenwaren wird immer größer. In Deutschland konsumiert jeder Mensch im Durchschnitt jährlich mehr als 9 kg der beliebten Süßigkeit. Schokolade ist längst kein Luxusprodukt mehr. Das zeigt sich auch an den Preisen, die Bauern für ihre Ernten erhalten. Diese sind starken Schwankungen unterworfen und reichen oft nicht zur Existenzsicherung.
Doch nicht nur die Menschen vor Ort leiden unter den schlechten Anbaubedingungen. Auch für die Umwelt ist der Kakaoanbau eine Belastung. Probleme sind nicht nur der Einsatz von Pestiziden und der hohe Wasserverbrauch, sondern auch Abholzung des Regenwaldes. Die Elfenbeinküste etwa hat in den letzten 30 Jahren laut der Initiative Make Chocolate Fair 90 Prozent ihrer Regenwaldfläche verloren. Allein im Zeitraum von 2000 bis 2019 wurden in dem Land 2,4 Millionen Hektar Wald durch Kakaoplantagen ersetzt. Die schlechte Entlohnung der Kakaobauern und die Zerstörung des Regenwalds bilden dabei einen Teufelskreis. Durch die niedrigen Preise können viele Bauern sich die Pflege bestehender Anbauflächen nicht leisten. Alte und kranke Kakaopflanzen sterben und die Böden verlieren ihre Fruchtbarkeit. Die Bauern sind so zur Erweiterung ihrer Flächen gezwungen. Durch die Abholzung des Regenwaldes nimmt wiederum die Abhängigkeit vom Kakaoanbau in den betroffenen Regionen zu. Die Abholzung der Waldfläche und der emissionsreiche Anbau von Kakao sind außerdem Treiber des Klimawandels, der wiederum dazu führt, dass die Ernten stärker von Trockenheit und unberechenbaren Niederschlägen gefährdet sind.
Was ist das Fairtrade Siegel?
Es ist also eindeutig: Der herkömmliche Kakaoanbau schadet Mensch und Umwelt. Mit fairem Kakao soll dagegen angegangen werden. Das bekannteste Siegel für fair gehandelte Produkte aller Art, ist das Fairtrade Siegel. Es wird von Fairtrade Deutschland e.V., der deutschen Mitgliedsorganisation von Fairtrade International verliehen. Um das Siegel zu erhalten, müssen sowohl die Plantagen als auch die Händler sich an verbindliche Standards halten. Dazu zählen sowohl soziale als auch ökologische und ökonomische Standards. Eine Auflistung der genauen Standards findest du hier. Im Fall von Kakao wird etwa ein Festpreis garantiert, der über dem Welthandelspreis liegt, Kinderarbeit und der Einsatz schädlicher Pestizide untersagt. Die Zertifizierung erfolgt durch die Zertifizierungsgesellschaft FLOCERT, die die Einhaltung der Kriterien in den Betrieben auch danach weiterhin kontrolliert. Aktuell sind laut Fairtrade Deutschland rund 16 Prozent des hierzulande verwendeten Kakaos Fairtrade-zertifiziert.
Wichtig zu erwähnen, ist auch, dass es nicht nur ein Fairtrade-Siegel gibt. Im Zusammenhang mit Schokolade sind vor allem drei Siegel entscheidend.
- Das klassische schwarze Fairtrade-Siegel erhalten nur Produkte, die zu 100 Prozent aus zertifizierten Zutaten bestehen. Bei Milchschokolade ist das selten der Fall, da es für Milch keine Zertifizierung gibt.
- Ein kleiner Pfeil neben dem Fairtrade-Siegel deutet darauf hin, dass es sich um ein Mischprodukt handelt und sich weitere Informationen zu den einzelnen Inhaltsstoffen auf der Produktrückseite befinden. Alle Zutaten, die unter Fairtrade-Bedingungen erhältlich sind, müssen auch Fairtrade-zertifiziert sein, um dieses Siegel zu nutzen.
- Darüber hinaus gibt es noch Fairtrade-Rohstoffsiegel auf weißem Hintergrund. Dazu zählt etwa das Fairtrade-Cacao-Siegel. Dieses gibt an, dass der Kakao in einer Schokolade Fairtrade-zertifiziert ist, die restlichen zertifizierbaren Zutaten wie z.B. Zucker hingegen nicht.
Eine der beliebtesten und bekanntesten Marken für Fairtrade-Schokolade ist Tony's Chocolonely. Das Fairtrade-Siegel findet sich hier allerdings nur auf der Rückseite. Informationen zu den Fairtrade-Zutaten stehen direkt daneben, weshalb der Pfeil für ein Mischprodukt fehlt. Du willst die faire Schokolade ohne schlechtes Gewissen genießen? Bei Amazon bekommst du zum Beispiel dieses Probierpaket mit verschiedenen Sorten:
Für noch mehr nachhaltige Produkte können wir dir diese drei Online-Shops empfehlen:
Ist Fairtrade Schokolade auch automatisch Bio?
Bio ist nicht gleich Fairtrade und umgekehrt ist Fairtrade auch nicht gleich Bio. Während bei Fairtrade vor allem die sozialen Standards im Vordergrund stehen, ist es bei Bio der ökologische Anbau. Allerdings geht beides oft Hand in Hand. Immerhin gibt es beim Fairtrade Label auch viele ökologische Standards, die die Bauern einhalten müssen. Rund 70 Prozent der Fairtrade-Produkte sind daher auch Bio-zertifiziert. Fairtrade Deutschland nimmt die teilweise hohen Bio-Standards bewusst nicht als Eingangsvoraussetzung für das Fairtrade-System, da so mitunter die ärmsten Produzentengruppen ausgegrenzt würden, die sich den Umstieg auf eine ökologische Landwirtschaft ohne die Mehreinnahmen durch den fairen Handel nicht leisten könnten. Nach Einstieg in das System fördert Fairtrade den Umstieg auf die Bio-Produktion.
Welche Siegel gibt es für faire Schokolade neben dem Fairtrade-Siegel?
Neben dem klassischen Fairtrade-Siegel werden dir im Supermarkt sicher auch schon andere Siegel aufgefallen sein. Die begriffe „fair“ und „fairer Handel“ sind nicht geschützt. Viele Unternehmen haben daher auch ihre eigenen Siegel, die allerdings oft nicht unabhängig geprüft werden. Eine unabhängige Prüfung wie durch das Fairtrade-Siegel ist oft auch mit hohen Kosten verbunden, weshalb Marken mitunter darauf verzichten. Allerdings lässt sich für die Unternehmen ohne unabhängige Prüfung nur schwer nachvollziehen, aber der Anbau auch wirklich fair ist.
Neben dem Fairtrade-Siegel ist auch das GEPA-Siegel ein Garant für faire Produktion. GEPA-Produkte findest du meist allerdings nicht im Supermarkt, sondern eher in Weltläden oder anderen speziellen Geschäften. Ein weiteres bekanntes Siegel ist das UTZ-Siegel der Rainforest Alliance, das allerdings weniger strenge Kriterien stellt als GEPA oder Fairtrade.
Bildquelle: Fairtrade/Ilkay Karakurt