Wenn du in der 20. Schwangerschaftswoche bist und dein Kind noch nicht spürst, machst du dir meistens Sorgen, dass etwas nicht stimmt. Bei der Untersuchung fällt dann häufig der Begriff der Vorderwandplazenta. Was bedeutet diese genau und gibt es dadurch Nachteile für die Geburt?
Was ist eine Vorderwandplazenta?
Durch die Plazenta, auch Mutterkuchen genannt, bist du von Anfang an eng verbunden mit deinem Baby. Sie ist für das Baby überlebenswichtig, denn sie versorgt es über die Nabelschnur mit wichtigen Nährstoffen und entsorgt alle Abfallprodukte, die schlecht für das Ungeborene wären.
Bei den ersten Ultraschalluntersuchungen achtet dein*e Gynäkolog*in daher auch darauf, ob die Plazenta ihrer Aufgabe gerecht wird und den Fötus gut versorgt. In dem Zusammenhang wird er oder sie auch die Lage deiner Plazenta überprüfen und dich auf ihre Position hinweisen. Die meisten Mütter besitzen eine Hinterwandplazenta, die sich an der Rückseite der Gebärmutter befindet und dem Mutterrücken zugewendet ist. Sie kann sich aber auch in den Seitenbereichen ausbreiten. Wenn sich die Plazenta zu deiner Bauchdecke hin ausweitet, dann reden Ärzt*innen von einer sogenannten Vorderwandplazenta. Vor dieser Diagnose brauchst du keinerlei Angst haben. Ich verstehe jedoch, wenn dich das beunruhigt, denn mir ging es ähnlich: Als ich in der 24. Woche noch immer nicht viel vom Baby gespürt habe, erklärte mir meine Ärztin bei der Feindiagnostik dann, ich hätte eine Vorderwandplazenta und da sei das eben so.
Die Auswirkungen der Vorderwandplazenta auf die Kindsbewegungen
Viele Schwangere können zwischen der 19. und 22. Schwangerschaftswoche ihr Baby spüren. Für einige Mütter fühlt es sich wie ein Zupfen an. Viele vergleichen es auch mit der Bewegung eines Schmetterlings oder dem Platzen von Seifenblasen. Das kann jedoch ganz unterschiedlich empfunden werden. Frühestens ab der 25. Woche ist es dann auch möglich, dass andere von außen die Kindsbewegung spüren können, wenn das Baby sich beschäftigt und gegen die Bauchdecke tritt oder boxt.
Bei einer Vorderwandplazenta merkst du diese Bewegungen jedoch erst deutlich später und teilweise spürst du auch tage- oder wochenlang gar nichts. Das ist ganz normal, denn so eine Plazenta ist mehrere Zentimeter dick, wiegt 500 Gramm und fungiert sozusagen wie eine Wand. Wenn das Baby dagegen tritt oder boxt, ist die Bewegung deutlich gedämpft. Dann fungiert deine Plazenta sozusagen auch als Schall- und Stoßdämpfer und gibt die Bewegung nicht an die Bauchdecke weiter. Daher spürst du mit einer Vorderwandplazenta nicht die gleichen Kindsbewegungen wie andere Frauen.
Bei mir haben seit der 27. Woche die Kindsbewegungen trotz Vorderwandplazenta zugenommen. Ich spürte sie zwar nicht so richtig doll, wie es manch andere Mutter beschreibt, doch war sehr froh über das Flattern. So wusste ich, dass das Baby noch da ist. Da ich von meiner Ärztin diese Erklärung erhalten habe, war ich auch beruhigter und wusste, dass es ganz normal bei mir ist. Es kann sein, dass sich die Bewegungen ab der 30. Woche verstärken, es kann aber auch vorkommen, dass sie weiterhin eher schwach bleiben. Generell bewegt sich das Kind immer weniger, je näher der Entbindungstermin rückt. Denn es ist dann inzwischen so groß, dass es kaum noch Platz in deinem Bauch hat und nicht mehr viel machen kann.
Darum bestehen bei einer Vorderwandplazenta keine Nachteile für die Geburt oder das Baby
Physiologisch gesehen hat die normale Vorderwandplazenta keine negativen Auswirkungen auf das Baby oder die Schwangerschaft. Dein Baby wird genauso versorgt wie bei einer anderen Plazentalage. Du wirst mit ihr auch keine Schmerzen haben oder anderweitig Auswirkungen bemerken. Sie hat lediglich Einfluss auf die Kindsbewegungen, die du weniger deutlich spürst als andere Mütter. Das mag dich traurig machen, denn diese ersten Bewegungen sind das, was jede Schwangere herbeisehnt. Sie zeigen dir, dass da ein Wesen in dir wächst. Du solltest jedoch nicht zu viel darüber nachdenken, sondern es einfach so hinnehmen und dich freuen, dass es dem Baby gut geht.
Unterschied zwischen Vorderwandplazenta und Plazenta Praevia
Eventuelle Komplikationen kann es lediglich bei einer Plazenta Praevia geben, die aber nichts mit einer Vorderwandplanzenta zu tun hat. Bei dieser Plazentalage wird der Muttermund komplett bedeckt, weil der Mutterkuchen zu tief sitzt. Während der Geburt könnte diese verletzt werden und es kann zu lebensgefährlichen Blutungen kommen. Daher würden Ärzt*innen bei dieser Diagnose meistens per Kaiserschnitt entbinden. Ob du eine Plazenta Preavia hast, wird dir dein*e Gynäkolog*in sagen, der oder die die Lage der Plazenta genau überwacht. Daher ist es wichtig, dass du zu jeder Ultraschalluntersuchung gehst. Wenn du unsicher bist, dann sprich mit deinem Arzt oder deiner Ärztin über deine Befürchtungen.
Jede Schwangerschaft verläuft sehr individuell und jede von uns erlebt diese anders. Genau so verschieden wie die Plazentalage sein kann, sind meist auch die Formen von Babybäuchen. Diese schöne Galerie von schwangeren Bäuchen zeigt dir, wie vielfältig Schwangerschaften sein können:
Kindsbewegungen sind natürlich das schönste Gefühl für eine werdende Mutter. Wenn du jedoch aufgrund einer Vorderwandplazenta noch keine wirklichen Tritte oder Boxer spürst, ist das kein Weltuntergang oder ein Grund zur Sorge. Besuche regelmäßig die Ultraschall- und späteren CTG-Termine bei deinem Arzt oder deiner Ärztin, berichte ihnen genau, ob und welche Bewegungen du wahrnimmst. Sie können dir genau sagen, wie es deinem Kind geht und dir deine Plazentalage erläutern.