Morgen- oder Schwangerschaftsübelkeit kennt fast jede Mutter noch aus den ersten drei Monaten der Schwangerschaft. Ein flaues Gefühl im Magen, eine erhöhte Geruchsempfindlichkeit und natürlich hin und wieder das Hängen über der Kloschüssel – die Emesis gravidarum gehört zur Schwangerschaft nun einmal dazu. Wenn die Übelkeit und das Erbrechen jedoch besonders stark werden, spricht man von einer Hyperemesis gravidarum.
Was ist eine Hyperemesis gravidarum?
Die extreme Schwangerschaftsübelkeit, Hyperemesis gravidarum, ist vor allem durch Herzogin Kate kein unbekanntes Phänomen mehr. Schon während der Schwangerschaft mit Prinz George litt die Herzogin an einer besonders schlimmen Form der Übelkeit und auch beim Royal Baby Nummer zwei und drei wurde die Frau von Prinz William ärztlich behandelt. Morgenübelkeit und Erbrechen sind in einer Schwangerschaft kein Grund zur Sorge. Immerhin macht dein Körper einige Veränderungen durch, die sich vor allem in den ersten drei Monaten durch ein flaues Gefühl im Magen bemerkbar machen. Während die meisten Schwangeren also hin und wieder Bekanntschaft mit der Kloschüssel machen, sind circa 5 von 1.000 Schwangeren sogar von der extremen Form betroffen. Die Hyperemesis gravidarum zeigt sich durch eine starke Übelkeit ab der sechsten Schwangerschaftswoche. Betroffene übergeben sich zwischen fünf und fünfzig Mal täglich und leiden dadurch an einem hohen Flüssigkeitsverlust und Unterernährung. Die Übelkeitsattacken können sich über Stunden hinziehen und ziehen neben den körperlichen Folgen auch häufig psychische Probleme mit sich.
Wie entsteht eine Hyperemesis gravidarum?
Die Gründe, warum einige Frauen an einer extremeren Form der Schwangerschaftsübelkeit leiden als andere, sind nicht genau geklärt. Durch die gesteigerte Hormonmenge im Blut, die vor allem in den ersten Wochen der Schwangerschaft vorkommt, sowie den empfindlicheren Geruchssinn, wird das Brechzentrum im Gehirn gereizt. Vor allem das Schwangerschaftshormon hCG (humanes Chorion-Gonadotropin) soll für das Unwohlsein von Schwangeren verantwortlich sein. So wurde die Hyperemesis gravidarum auch verstärkt bei Frauen beobachtet, die Mehrlinge erwarten oder an einer Trophoblastenerkrankung (Erkrankungen der äußeren Fruchthülle) leiden, da bei ihnen ein höherer hCG-Spiegel vorkommt. Auch wenn die Mutter oder Schwester bereits an einer Hyperemesis gravidarum gelitten haben, ist die Wahrscheinlichkeit für die extreme Übelkeit erhöht. Weitere Faktoren, die die Erkrankung begünstigen, sind Magersucht oder Übergewicht, Stress sowie Funktionsstörungen der Schilddrüse, des Stoffwechsels oder der Leberfunktionen. Inzwischen wird auch untersucht, ob ein Zusammenhang zwischen dem Vorkommen von Hyperemesis gravidarum und einer Infektion mit dem Bakterium Heliobacter pylori besteht. Dieser Zusammenhang ist zwar noch nicht geklärt, aber trotzdem solltest du bei Deinem Arzt auf jeden Fall auch auf bakterielle Ursachen getestet werden, wenn du an schwerer Schwangerschaftsübelkeit leidest.
Wie gefährlich ist Hyperemesis gravidarum?
Da die körperlichen Ursachen der Hyperemesis gravidarum bisher noch nicht ausreichend geklärt sind, gingen Ärzte lange davon aus, dass die Krankheit psychosomatische Hintergründe haben könnte. Teilweise wurde sogar angenommen, dass Frauen mit dieser Form der Übelkeit die Schwangerschaft unterbewusst ablehnen und wegen einer Angststörung vor der auf sie zukommende Rolle als Mutter die Hyperemesis gravidarum entwickeln. Noch immer spielt die Suche nach psychischen Faktoren in der Behandlung der extremen Schwangerschaftsübelkeit eine große Rolle, jedoch eher, weil die große Belastung durch das häufige Erbrechen und den Flüssigkeitsverlust ganz schön am seelischen Wohlbefinden jeder Schwangeren nagt. Eine begleitende Gesprächstherapie kann also helfen, um Betroffene zu entlasten. Viele Patientinnen mit einer Hyperemesis gravidarum haben darüber hinaus das Gefühl, dass die Krankheit nicht als solche wahrgenommen wird. Ein bisschen Morgenübelkeit kenne man schließlich von anderen. Dennoch kann ein heftiger Verlauf der Übelkeit dazu führen, dass Gedanken an einen Schwangerschaftsabbruch oder sogar Suizid aufkommen, nur damit die Patientin aus dem Teufelskreis aus Übelkeit und Erbrechen ausbrechen kann. Daher ist das Anerkennen der Erkrankung und eine psychologische Betreuung mit Trost und Anteilnahme bereits ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Besserung.
Was kann man gegen Hyperemesis gravidarum machen?
Die Hyperemesis gravidarum wird in zwei Schweregrade unterteilt. Der Typ 1 zeichnet sich durch Übelkeit, Erbrechen und ein allgemeines Krankheitsgefühl aus. Beim zweiten Grad kommen Stoffwechselstörungen und Störungen im Wasser- und Mineralhaushalt dazu. Beide Formen sind jedoch stärker ausgeprägt als die „normale“ Schwangerschaftsübelkeit. Während gegen diese Emesis gravidarum, die die meisten Schwangeren kennen, bereits kleine Hausmittelchen wirken, erfordert die Hyperemesis gravidarum in den meisten Fällen einen stationären Krankenhausaufenthalt. Dort wird – vor allem beim Typ 2 – zunächst einmal der Flüssigkeitsverlust ausgeglichen. Wenn du also an extremer Schwangerschaftsübelkeit leidest und dich öfter als fünf Mal am Tag übergeben musst, dich schlapp fühlst und an Gewicht verlierst, wird dein Arzt dich wahrscheinlich schnellstens in ein Krankenhaus einweisen, wo du eine Infusion bekommst. Über Medikamente werden dir die benötigten Vitamine verabreicht. Dennoch können nur die Symptome gelindert werden, eine vollständige Bekämpfung der extremen Schwangerschaftsübelkeit ist nicht möglich. Eine Hyperemesis gravidarum klingt jedoch meist nach der 16. Schwangerschaftswoche wieder ab. Sobald du dich nicht mehr oder nicht mehr so häufig übergeben musst, kannst du langsam wieder feste Nahrung zu dir nehmen.
Beschäftigungsverbot wegen einer Hyperemesis gravidarum
Da du in vielen Fällen mit einer Hyperemesis gravidarum stationär behandelt werden musst, ist es natürlich selbstverständlich, dass du in dieser Zeit nicht arbeiten kannst. Die extreme Schwangerschaftsübelkeit kann jedoch auch ambulant behandelt werden. In einem solchen Fall solltest du dir vom Arzt ein Beschäftigungsverbot ausstellen lassen, da es sich mit einer Hyperemesis gravidarum auch gar nicht anständig arbeiten lässt. Sprich einfach mit deinem Frauenarzt über deine Symptome. Gerade in den ersten Wochen der Schwangerschaft solltest du dich nicht überanstrengen, da sich bei deinem Baby in dieser Zeit die inneren Organe entwickeln. Einen Einfluss auf die Gesundheit Deines Kindes hat die Hyperemesis gravidarum jedoch glücklicherweise nicht, sofern der Flüssigkeitsverlust ausreichend behandelt wird.
Bei der sogenannten Hyperemesis gravidarum handelt es sich um eine extreme Form der Schwangerschaftsübelkeit, deren Ursachen jedoch nicht völlig geklärt sind. Übelkeit und Erbrechen zwischen fünf und fünfzig Mal am Tag sind die unangenehmen Symptome dieser Erkrankung, die wegen des hohen Flüssigkeitsverlustes meist stationär behandelt werden muss. Am wichtigsten ist, dass du nicht versuchst, die Starke zu spielen, sondern dir Hilfe holst. Dank der Erfahrungen von Herzogin Kate dringen jedenfalls immer mehr Informationen über die Hyperemesis gravidarum an die Öffentlichkeit, sodass Betroffene auf mehr Verständnis treffen.
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