In der Schwangerschaft kann es in einigen Fällen zu einer Präeklampsie (auch: EPH-Gestose oder Schwangerschaftshypertonie) kommen. In Folge können Ödeme, Bluthochdruck und Eiweiß im Urin auftreten. Verläuft die Präeklampsie besonders schwer oder bleibt sie unbehandelt, kann die betroffene Person an dem HELLP-Syndrom erkranken. Dies ist eine ernstzunehmende Krankheit in der Schwangerschaft, die jedoch meist glimpflich abläuft, wenn sie rechtzeitig erkannt wird.
Was ist das HELLP-Syndrom?
Das HELLP-Syndrom gehört zu den Hypertensiven Störungen. Die Buchstaben HELLP stehen hierbei für die jeweiligen Anfangsbuchstaben der wichtigsten Symptome auf Englisch:
- Haemolysis (hämolytische Anämie)
- Elevated Liver enzyme levels (erhöhte Leberwerte)
- Low Platelet count (Verminderung der Thrombozytenzahl)
Von dem HELLP-Syndrom sind nur etwa ein bis zwei von 300 Schwangeren betroffen. Die Möglichkeit, dass sich eine schwere Präeklampsie zu einem HELLP-Syndrom entwickelt, liegt lediglich bei vier bis zwölf Prozent.
HELLP-Syndrom Symptome
Da das HELLP-Syndrom oft lediglich die Folge einer schwerwiegenden Form der Präeklampsie ist, sind die Symptome der beiden Krankheiten zu einem Großteil identisch. Zu den Symptomen der Präeklampsie zählen in erster Linie die Bildung von Ödemen, Bluthochdruck und Eiweiß im Urin. Es ist jedoch auch möglich, dass ein HELLP-Syndrom vorliegt, ohne dass die Symptome einer Präeklampsie auftauchen. Das liegt daran, dass das Syndrom sich zwar aus einer Präeklampsie entwickeln kann, es allerdings auch noch weitere Auslöser gibt. Insbesondere bei Frauen, die bereits vor der 34. Schwangerschaftswoche betroffen sind, wird die Erkrankung eher anderen, bereits vorhandenen, Krankheiten oder einem genetischen Einfluss zugesprochen.
Demnach ist es wichtig auch die Symptome zu erkennen, die für das HELLP-Syndrom, jedoch nicht für die Präeklampsie spezifisch sind. Hierzu zählen:
- eine Leberfunktionsstörung, die sich durch sehr starke, ausstrahlende Schmerzen im rechten Oberbauch bemerkbar macht
- Kopfschmerzen
- Durchfall
- Übelkeit
- Erbrechen
- Sehstörung
Aufgrund der unspezifischen Symptome sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen beim Frauenarzt sehr wichtig, da dieser die Krankheit leichter diagnostizieren kann.
Eine Schwangerschaft kann für den Körper sehr belastend sein. Im Video zeigen wir dir, worüber nur selten gesprochen wird:
Komplikationen und Verlauf beim HELLP-Syndrom
Der Verlauf des HELLP-Syndroms ist ähnlich unspezifisch und unvorhersehbar wie seine Symptome. Diese können sich einerseits erst schleppend und langsam zeigen, genauso ist es jedoch möglich, dass die Krankheit innerhalb einer Stunde komplett ausbricht. Aufgrund dieser Vagheit der Erkrankung ist das größte Problem die eigentliche Diagnose. Bleibt das HELLP-Syndrom jedoch lange Zeit unentdeckt, kann die Verminderung der Thrombozytenanzahl zu inneren Blutungen führen, die Hämolyse kann eine Anämie auslösen, die Nieren können versagen und die Plazenta sich ablösen. Mit zunehmender Dauer kann es durch die Leberzellschädigung auch zu Hämatomen unter der Leberkapsel kommen; im späteren Verlauf der Krankheit ist eine Leberruptur nicht mehr auszuschließen.
Fehldiagnosen sind auch der Hauptgrund für die Sterblichkeitsrate von drei bis fünf Prozent bei den Müttern und knapp zehn bis 40 Prozent bei dem ungeborenen Kind. Die Schwere der Krankheit korreliert jedoch nicht mit der Sterblichkeitsrate: So ist es durchaus möglich, dass auch ein schwerer Verlauf glücklich für Mutter und Kind endet. Wichtig ist in erster Linie, dass Du dem Frauenarzt von allen Komplikationen berichtest, die Dir während der Schwangerschaft auffallen. Nur so kann gewährleistet werden, dass das HELLP-Syndrom in einem frühen Stadium erkannt wird.
Wie wird das HELLP-Syndrom behandelt?
Da die Symptome sehr unspezifisch sind und auch die Ursache des Ausbruchs noch nicht geklärt ist, sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen beim Frauenarzt die beste Methode, um eine Präeklampsie vorzeitig zu erkennen und somit zu verhindern, dass diese sich zu einem HELLP-Syndrom entwickelt. Insbesondere eine genaue und regelmäßige Untersuchung bei Risikopatienten ist sehr wichtig. Hierzu zählen unter anderem Patientinnen mit Übergewicht, Frauen über 40, Schwangere, in deren Familie bereits eine solche Erkrankung vorkam und Frauen, die in einer vorherigen Schwangerschaft schon einmal erkrankt sind. Bei diesen Risikopatienten ist auch eine Vorbeugung durch die Einnahme von Aspirin möglich, um einen Ausbruch zu verhindern bzw. abzumildern. Ob diese Methode für Dich eine Möglichkeit darstellt, solltest Du jedoch unbedingt vorher mit Deinem Frauenarzt absprechen.
HELLP-Syndrom: Ab wann wird zum Kaiserschnitt geraten?
Wurde bei Dir tatsächlich das HELLP-Syndrom diagnostiziert, ist dies kein Grund zur Panik. Ganz im Gegenteil haben Dein Baby und Du mit der Diagnose den tückischsten Teil der Krankheit bereits überstanden. Denn um das Leben von Deinem Baby und Dir nicht zu gefährden, raten die meisten Ärzte heutzutage zu einem sofortigen Kaiserschnitt. Nach der Geburt ist es dann in der Regel nur die Mutter, die noch intensiv beobachtet werden muss. Die Symptome klingen jedoch bereits wenige Tage nach der Geburt wieder ab. Bleibende Schäden stellen die absolute Ausnahme dar. Nur wenige Patientinnen berichten von Störungen im Kurzzeitgedächtnis. Lediglich bei einem Ausbruch der Krankheit zu einem Zeitpunkt, in der ein Kaiserschnitt noch nicht möglich ist oder bei einem ausgesprochen langsamen Verlauf wird auf konservative medizinische Methoden zurückgegriffen, wie etwa Medikamente, um den Blutdruck der Schwangeren zu senken.
Das HELLP-Syndrom ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die das Leben von Mutter und Kind gleichermaßen gefährden kann. Da die Symptome und der Verlauf der Krankheit sehr unspezifisch sind, ist es sehr wichtig, dass Du in der Schwangerschaft die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen bei Deinem Frauenarzt einhältst und diesem von sämtlichen möglichen Symptomen berichtest. Insbesondere für Patienten, bei denen das HELLP-Syndrom in der Familie oder bei einer vorherigen Schwangerschaft bereits aufgretreten ist, sind die Vorsorgeuntersuchungen sehr wichtig.
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