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Mutterkuchen verzehren

Plazenta essen: Fragwürdiger Trend

Plazenta essen: Fragwürdiger Trend

Nach einer Geburt ist jede Mami erst einmal ausgelaugt – aber natürlich auch voller Freude über das kleine Wunder. Um dem Körper jedoch wieder die Nährstoffe zuzuführen, die er bei der Geburt verloren hat, schwören immer mehr Mütter darauf, die Plazenta zu essen. Schließlich ist diese Prozedur im Tierreich gang und gäbe. Was ist dran an dem zweifelhaften Trend und auf welche Art und Weise kannst Du Deine Plazenta essen?

Immer mehr werdende Mütter wollen die Plazenta essen

Wenn Dein Baby in Deinem Bauch heranwächst, leistet die Plazenta saubere Arbeit: Sie hält die Schwangerschaft aufrecht, versorgt Deinen Schatz mit allerlei Nährstoffen und wirkt wie eine Schranke, die Bakterien und andere Schadstoffe filtert und nicht in den Blutkreislauf des Kindes gelangen lässt. Doch auch wenn der Begriff Mutterkuchen etwas anderes vermuten lässt, finden die meisten Menschen eine Nachgeburt kulinarisch nicht unbedingt verlockend. Das Verspeisen dieser, die sogenannte Plazentophagie, ist jedoch wieder stärker im Gespräch, seit Tom Cruise vor der Geburt seiner Tochter Suri gegenüber dem Magazin „GQ“ sagte, er „werde die Plazenta essen“. Auch wenn er das Ganze nach dem Medienrummel, den seine Aussage nach sich zog, als Witz abtat, wird die Begründung des bekennenden Scientology-Anhängers immer noch von Verfechtern der Plazentophagie zitiert: „Ich dachte, das wäre gut. Sehr nahrhaft. Ich werde die Nabelschnur und die Plazenta essen.“ Tom Cruise löste so nicht nur eine mediale Diskussion über das Thema aus, sondern einen Trend der Rückkehr zu unseren Wurzeln als Säugetiere.

Plazenta essen: Im Smoothie, roh oder gebraten
Vielen Müttern fällt es leichter, die Plazenta zu essen, wenn sie als Smoothie zubereitet ist.

Unter Säugetieren ist es üblich, die Plazenta zu essen

Während sich in der heutigen Gesellschaft viele Menschen vor der Vorstellung ekeln, die Plazenta zu essen, ist dies im Tierreich gang und gäbe. Fast alle Säugetiere – auch eigentlich reine Pflanzenfresser – verspeisen nach der Geburt die auch als Nachgeburt bezeichnete Plazenta sowie die Reste der Nabelschnur. Dadurch führen sie sich einerseits verlorene Nährstoffe wieder zu, andererseits verhindern sie in der freien Natur dadurch, dass der Geruch des verwesenden Mutterkuchens Raubtiere anlockt. Im Laufe der Geschichte war ein besonderer Umgang mit der Plazenta auch unter Menschen sehr verbreitet. In einigen Ländern wie China oder Ägypten wurde der Mutterkuchen als eine Art verstorbener Zwilling des neugeborenen Babys angesehen und nach der Geburt feierlich bestattet. Auch die Plazenta zu essen war früher durchaus nicht unüblich. In den letzten Jahren nahm zunächst der Trend zu, den Mutterkuchen mit nach Hause zu nehmen und unter einem neugepflanzten Bäumchen im Garten zu vergraben. Nun hat sich auch die Plazentophagie wieder bei einigen Eltern durchgesetzt.

Welche Vorteile hat es, die Plazenta zu essen?

In der Schwangerschaft übernimmt die Plazenta die Aufgabe, die später die Organe des Babys übernehmen. Sie versorgt Mami und Baby mit wichtigen Nährstoffen, hält durch eine Ausschüttung verschiedener Hormone die Schwangerschaft aufrecht und filtert Schadstoffe, sodass diese nicht in den Blutkreislauf des Babys gelangen können. Frauen, die ihre Plazenta essen, sollen so einen Teil der Nährstoffe wieder zurückbekommen, die sie bei der Geburt verloren haben. Dies soll unter anderem die Gefahr einer postpartalen Depression lindern und den Milchfluss anregen. Klinisch erwiesen sind diese Vorteile nicht, doch Befürworter der Plazentophagie schwören auf den Mutterkuchen als Powerbooster für die frischgebackene Mami und empfehlen es daher, die Plazenta zu essen. Gegner des neuen Trends entgegnen jedoch, dass die Plazenta während der Schwangerschaft ja unter anderem als Bakterienfilter dient. Sie warnen daher, dass sich Rückstände etwaiger Schadstoffe noch immer in dem Organ befinden und der Mutter sogar schaden könnten.

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Die Plazenta roh essen

Anders als bei den anderen Säugetieren, wird die Plazenta auch bei diesem neuen Trend nicht gleich nach der Geburt so verspeist, wie sie als Nachgeburt herausgekommen ist. Um die Plazenta essen zu können, müssen zunächst der Rest der Nabelschnur und der Membransack entfernt und das Blut aus den Adern dräniert werden. Am besten ist es, den Mutterkuchen innerhalb von etwa drei Stunden nach der Geburt zu sich zu nehmen, doch es ist auch möglich, die Plazenta für bis zu einen Monat einzufrieren und immer wieder kleine Portionen zuzubereiten. Viele Mütter haben jedoch Hemmungen, die Plazenta zu essen – vor allem in rohem Zustand. Da hilft es zum Beispiel, wenn kleine Stücke des Mutterkuchens mit Orangensaft und frischen Früchten zu einem Smoothie verarbeitet werden. Zwar soll das fertige Getränk noch an den Geschmack von Eisen und Blut erinnern, doch ohne eine fleischige Konsistenz geht der Drink bei vielen Mamis wesentlich besser herunter.

Lasagne, Wrap und Co.: Wie kann man seine Plazenta essen?

Mit dem Trend der Plazentophagie tauchen auch immer mehr Ideen und Rezepte auf, wie man seine Plazenta essen kann. Um dem fragwürdigen Prozedere auf den Grund zu gehen, nahm der britische Journalist Nick Baines die Geburt seines Kindes als Anlass, um selbst auszuprobieren, was es mit dem Verspeisen des Mutterkuchens auf sich hat. Als der frischgebackene Vater ein wenig eingeschüchtert vor dem blutigen Organ stand, schlug ihm die Hebamme vor, die Plazenta wie eine Art Steak zuzubereiten. Nick Baines entschied sich dann jedoch dazu, das Fleisch mit Knoblauch und Gewürzen anzubraten und in einem Wrap anzurichten. So fiel es ihm leichter, die Plazenta zu essen. Mittlerweile haben sich zum Beispiel auch Plazenta-Partys durchgesetzt, auf denen die Familie den Mutterkuchen gemeinsam in einer Lasagne verspeist. Wem das doch ein wenig zu viel des Guten ist, der kann die Plazenta auch zu Globuli verarbeiten lassen, die ebenfalls eine stärkende Wirkung haben sollen.

Ob als Lasagne, im Wrap oder als Smoothie – immer mehr Menschen entscheiden sich dazu, nach der Geburt die Plazenta zu essen. In dem Mutterkuchen sollen viele Nährstoffe und Hormone stecken, die vor allem der Mutter nach der Geburt ein wenig Kraft zurückgeben sollen. Während der Trend hierzulande noch relativ neu ist, gibt es in den USA sogar Plazenta-Partys, auf denen sich Freunde und Familien treffen, um gemeinsam den zubereiteten Mutterkuchen zu verspeisen.

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