Schwangere Frauen sind in diesen Tagen besonders verunsichert: Ist eine Infektion mit dem Coronavirus in der Schwangerschaft gefährlich? Kann das Virus im Mutterleib auf das Kind übertragen werden? Zwar weiß man noch nicht allzu viel, aber schwere Folgen können bisher ausgeschlossen werden.
- 1.Beobachtungen an neun Schwangeren
- 2.Warum gehören Schwangere normalerweise zur Risikogruppe?
- 3.Kann das Virus im Mutterleib auf das Baby übertragen werden?
- 4.Die Gefahr sollte nicht unterschätzt werden
- 5.Was ist mit Schwangeren im ersten und zweiten Trimester?
- 6.So hoch ist das Risiko für Säuglinge nach der Geburt
- 7.So können sich werdende Mütter vor einer Infektion schützen
Beobachtungen an neun Schwangeren
Seit sich das Coronavirus (auch COVID-19 oder SARS-CoV2 genannt) immer weiter ausbreitet, sind auch die Deutschen in Alarmbereitschaft. Die Sterberate liegt derzeit bei etwa 4,5 Prozent. Vor allem für ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen, also sogenannte Risikogruppen, kann eine Infektion mit dem Coronavirus gefährlich werden. Auch schwangere Frauen zählen normalerweise zu dieser Gruppe, beispielsweise, wenn es um Grippe geht – doch im Falle des Coronavirus schließen Ärzte Schwangere bisher davon aus. Chinesische Ärzte haben bereits vor ein paar Wochen erste Erkenntnisse veröffentlicht, die sich auf die Erkrankung von neun Schwangeren im chinesischen Wuhan beziehen und können so zumindest ein paar wichtige Fragen beantworten.
Warum gehören Schwangere normalerweise zur Risikogruppe?
Das Immunsystem einer werdenden Mutter ist in der Regel etwas heruntergefahren, um die Schwangerschaft zu erhalten. Daher sind Schwangere oft anfälliger für Atemwegsinfektionen oder Erkältungen, eine Grippe kann schwerer verlaufen, als bei anderen Menschen. Sehr hohes Fieber über mehrere Tage kann zudem gefährlich für das Ungeborene werden, Medikamente versucht man jedoch in der Schwangerschaft nach Möglichkeit zu vermeiden und nur im Ernstfall zu geben.
Grund zur Besorgnis liefert auch die Tatsache, dass zwischen dem Coronavirus und dem 2002 ausgebrochenen SARS-Virus eine Ähnlichkeit von 85 Prozent besteht. Damals lag die Sterblichkeitsrate unter infizierten Schwangeren bei 25 Prozent, die Erkrankung führte außerdem zu Fehl- und Frühgeburten und hatte schwere bis tödliche Folgen für die Neugeborenen der infizierten Mütter. Doch trotz der großen Ähnlichkeit zwischen Corona und SARS scheint die aktuelle Viruserkrankung milder abzulaufen, zumindest ist bisher offiziell nichts über eine schwere oder gar tödliche Coronainfektion bei einer Schwangeren bekannt.
Kann das Virus im Mutterleib auf das Baby übertragen werden?
Die Untersuchungen des Ärzteteams in Wuhan zum Coronavirus an neun Schwangeren zeigen zumindest: Aktuell gibt es keine Hinweise auf eine Übertragung des Virus' während der Schwangerschaft auf den Fötus, zumindest nicht im dritten Trimester. Denn in diesem späten Stadium befanden sich alle der untersuchten Frauen. Sie hatten keine schwerwiegenden Vorerkrankungen, klagten aber aufgrund der Corona-Infektion teilweise über Fieber oder die üblichen Symptome eines viralen Infekts, jedoch nicht über eine Lungenentzündung. Alle neun Frauen entbanden per Kaiserschnitt, ihre Babys kamen gesund zur Welt. Die Ärzte untersuchten Fruchtwasser, Nabelschnurblut, Muttermilch sowie den Speichel der Neugeborenen und konnten nirgendwo einen Erreger nachweisen.
Die Gefahr sollte nicht unterschätzt werden
Auch, wenn diese untersuchte Gruppe keine Komplikationen aufgrund des Coronavirus' zeigte, so warnen die Ärzte dennoch davor, dass das Risiko für schwangere Frauen nicht zu unterschätzen sei: Schließlich beruhen diese begrenzten Erfahrungswerte lediglich auf der Beobachtung von neun Frauen, von denen alle schon kurz nach ihrer Ansteckung entbunden haben. Damit ein ähnlich schwerer Verlauf wie bei den SARS-Erkrankungen vor 18 Jahren verhindert werden kann, empfiehlt das Ärzteteam eine strenge und regelmäßige Überwachung von infizierten Schwangeren. Schwangere mit Vorerkrankungen sollten besonders gut auf sich Acht geben.
Was ist mit Schwangeren im ersten und zweiten Trimester?
In der sogenannten kritischen Phase, also den ersten zwölf Wochen einer Schwangerschaft, ist der Embryo bzw. Fötus noch sehr anfällig. Erkrankt die werdende Mutter in dieser Zeit an einer Infektion, kann es je nach Verlauf im schlimmsten Fall passieren, dass der Körper das ungeborene Kind abstößt, um sich auf die Genesung der Mutter zu konzentrieren. Leider ist im Falle des Coronavirus' bisher noch nicht erforscht, welche Auswirkungen eine frühe Erkrankung in der Schwangerschaft haben kann, auch mangelt es an Erkenntnissen zum Krankheitsverlauf im zweiten Trimester. Generell kann man jedoch davon ausgehen, dass Infekte, egal welcher Art, in den frühen Phasen einer Schwangerschaft meist größere Auswirkungen haben können als in den letzten Wochen.
So hoch ist das Risiko für Säuglinge nach der Geburt
Vor wenigen Wochen erregte ein Fall in China für Aufmerksamkeit: Ein neugeborenes Baby hatte sich nur 36 Stunden nach seiner Geburt bei seiner Mutter mit dem Coronavirus, vermutlich über eine Tröpfchen-Infektion, angesteckt. Und auch in Großbritannien brachte eine Frau ein Baby auf die Welt, bei dem das Virus kurze Zeit später nachgewiesen wurde. Die Gefahr einer Ansteckung von der Mutter auf das Kind nach der Geburt besteht also definitiv. Um dem vorzubeugen, werden erkrankte Frauen nach der Entbindung manchmal von dem Säugling isoliert, bis kein Erreger mehr nachgewiesen werden kann. Sollte die Mutter die Infektion bei der Geburt bereits hinter sich haben, gehen Ärzte jedoch davon aus, dass das Neugeborene bereits den Immunschutz der Mutter in sich trägt und vor dem Coronavirus geschützt ist.
So können sich werdende Mütter vor einer Infektion schützen
- Grippeimpfung: Jeder Schwangeren wird eine Grippeimpfung ab dem zweiten Trimester empfohlen. Vor allem jetzt ist der Impfschutz besonders wichtig, damit im schlimmsten Fall keine gleichzeitige Infektion mit Corona besteht. Auch jetzt noch können sich Schwangere beim Arzt impfen lassen, der Impfschutz tritt nach 2 Wochen ein.
- Auf Hygiene achten: Regelmäßiges und gründliches Händewaschen ist jetzt besonders wichtig. Öffentliche Knöpfe oder Türklinken sollten nach Möglichkeit nicht mit den bloßen Fingern berührt werden, zudem sollte mit ungewaschenen Händen kein Essen oder das eigene Gesicht angefasst werden.
- Abstand zu kranken Personen: Ein bis zwei Meter Abstand von kranken Personen kann viel bringen. Wer selbst niesen oder husten muss, sollte sich von anderen Menschen wegdrehen und in ein Taschentuch oder die Armbeuge niesen bzw. husten („Hust- und Nies-Etikette”). Händeschütteln und Umarmen zur Begrüßung sollten zur Zeit definitiv erstmal wegfallen.
Typische Corona-Symptome sind übrigens Fieber, Husten und Atembeschwerden. Falls du selbst die Befürchtung hast, erkrankt zu sein, solltest du sofort deinen Hausarzt anrufen und fragen, wie du weiter vorgehen sollst. Erscheinst du persönlich in der Praxis, könnte es sein, dass du andere ansteckst.
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