Ja, die Schwangerschaft ist eines der aufregendsten Abenteuer, das man erleben kann. Diese Phase bringt vieles mit sich, an das man vorher nicht mal einen winzigen Gedanken verschwendet hat, schließlich geht es jetzt noch um jemand anderen. Ich erwarte derzeit mein erstes Kind und gefühlt jeden Tag prasseln neue Eindrücke auf mich ein. In dieser Kolumne nehme ich euch mit durch meine Schwangerschaft und berichte von schönen Momenten, großen Sorgen und auch von extrem nervigen Mitmenschen!
Gesundheit ist im Leben das Wichtigste. Kein Wunder, dass wir uns vor allem wünschen, dass unser Baby gesund zur Welt kommt. Das ist leider nicht immer der Fall, denn es gibt nun einmal Gen-Defekte oder Erbkrankheiten, die das Baby bekommen kann. Früher, also noch vor den 2000er-Jahren, waren pränataldiagnostische Untersuchungen wie das Ersttrimester-Screening und die Feindiagnostik noch nicht etabliert. Jetzt können sich Schwangere entscheiden, ob sie zusätzlich zu den monatlichen Besuchen beim Frauenarzt auch noch diese Ultraschalluntersuchungen wahrnehmen möchten. Hintergrund: Das frühe Erkennen von Krankheiten wie Trisomie und Co. Auch ich habe diese Untersuchungen machen lassen. Würde ich es wieder tun? Und was hat das emotional mit mir gemacht?
Ersttrimester-Screening – wofür eigentlich?
Ich habe Epilepsie. Ein Umstand, den ich bis vor einiger Zeit nur sehr wenigen Leuten mitgeteilt habe. Es ist nur eine leichte Form mit kleinen Anfällen, die meist auch nur ich selbst bemerke. Ich nehme Tabletten dagegen und seit einiger Zeit habe ich auch diese Mini-Anfälle fast gar nicht mehr. Dennoch kamen mein Frauenarzt und ich vor einigen Monaten zu dem Schluss, dass es nicht schaden könnte, ein Ersttrimester-Screening machen zu lassen. Ich vermute, er hat gemerkt, dass ich mir Sorgen um die Gesundheit meines Kindes gemacht habe. Auch mein Mann war absolut dafür, dass wir das Screening machen lassen. Das Ersttrimester-Screening wird in der Regel zwischen der 11. und 13. Schwangerschaftswoche durchgeführt und soll vor allem prüfen, ob das Kind möglicherweise mit Down-Syndrom, der Trisomie 21, zur Welt kommt. Normalerweise zahlt die Krankenkasse die Kosten für diese Untersuchung, für die man zu einem speziell ausgebildeten Arzt gehen muss.
Auch eine Feindiagnostik haben wir machen lassen. Die zielt jedoch auf andere mögliche Krankheiten und Co. ab und wird erst zwischen der 19. und 22. Schwangerschaftswoche durchgeführt.
In all den Untersuchungen während einer Schwangerschaft sehen wir genau, wie sich das Kind entwickelt. In diesen Monaten passiert im Körper der werdenden Mama wahnsinnig viel. Im Video zeigen wir dir 5 kuriose Dinge, die in der Zeit geschehen.
Papierkram und eine Achterbahn der Gefühle
Generell würde ich mich als sehr entspannte werdende Mama bezeichnen. Ich mache mir natürlich Sorgen, aber ich versuche, an alles nicht zu verbissen heranzugehen und mich in diese Ängste nicht hineinzusteigern. Und trotzdem: Ungefähr 3 bis 4 Tage vor jedem Besuch beim Frauenarzt bin ich so aufgeregt und unruhig und fürchte mich dann doch. Besonders schlimm war es beim Ersttrimester-Screening. Natürlich wusste ich, um was es bei dieser Untersuchung ging, doch auf eines war ich nicht vorbereitet: Papiere über Papiere! Neben Infos zu bekannten Erbkrankheiten in meiner Familie und der meines Mannes, gab es zig Aufklärungsbögen zu Sinn und Zweck dieser Untersuchung. Jedes einzelne Formular musste durchgelesen und unterschrieben werden. Auch zahlreiche Fragen musste ich beantworten. Eine davon werde ich nie vergessen: „Würden Sie das Kind behalten wollen, wenn es an Trisomie 21 erkrankt ist?“ Es gab drei Antworten, die angekreuzt werden konnten:
- Ja
- Nein
- Kann ich derzeit nicht beantworten
In dem Moment lief es mir eiskalt den Rücken hinunter. Natürlich stellt man sich diese Frage insgeheim, wenn man selbst Mama wird, und auch mit meinem Mann habe ich das Thema schon oft besprochen. Wenn man dann an anderer Stelle von Außenstehenden darauf angesprochen wird, ist das aber nochmal etwas anderes. Ihr könnt euch vorstellen, dass ich in diesem Moment den Tränen nahe war.
Ein Kind mit Down-Syndrom?
Ich bewundere alle Eltern, aber vor allem die, die ein Kind mit Down-Syndrom großziehen. Ich stelle mir vor, dass das eine noch viel größere Herausforderung und sicher auch emotionalere Belastung ist. Manchmal habe ich mich schon gefragt, wie es wäre, wenn wir die Diagnose für unser Baby bekämen. Denn einer Sache bin ich mir sicher: Nicht jede*r kann das emotional gut händeln. Genau deshalb hat mich diese Frage so getroffen. Könnte ich mich angemessen um ein Kind kümmern, das an Trisomie 21 erkrankt ist? Kinder, die am sogenannten Down-Syndrom leiden, weisen eine Chromosomenanomalie auf. Diese Anomalie betrifft das Chromosom 21, das in jenem Fall dreifach statt doppelt vorhanden ist. Dadurch sind die Erbanlagen gestört, was zu geistiger Behinderung und körperlichen Fehlbildungen führen kann. Das bedeutet, dass das Kind in den meisten Fällen auf lebenslange Betreuung und Pflege angewiesen ist. Was ist also, wenn ich irgendwann nicht mehr bin? Wer kümmert sich dann um mein Kind? All diese Fragen schwirren einem dann durch den Kopf und für einen kurzen Moment dachte ich „Laura, wieso machst du diese Untersuchung? Willst du wirklich wissen, ob dein Kind krank sein könnte? Wie würdest du reagieren, wenn es so ist?“
Minuten voller Anspannung
Als mein Mann und ich dann in den Untersuchungsraum gebeten wurden, stieg die Aufregung ins Unermessliche. Und ich muss sagen, dass es ein unglaubliches Erlebnis war, mein Kind dort so auf dem Bildschirm zu sehen. Der Arzt schaute sich per Ultraschall genau die verschiedenen Körperteile, allen voran die Nackenfalte an, anhand der erkannt werden kann, ob das Kind an Trisomie 21 erkrankt sein könnte. Und mit jedem weiteren „Gut“ vom Arzt fiel etwas mehr Anspannung von mir ab. Das Herz des Babys schlug, die Ärmchen bewegten sich hin und her und wir konnten auch das Geschlecht erfahren. In diesem Moment war mir alles egal, denn ich wusste, meinem Kind ging es zumindest soweit gut. Die Rückmeldung, was die Trisomie anging, erhielten wir auch nur wenige Augenblicke später. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 99% würde unser Baby kein Down-Syndrom haben.
Emotionen ohne Ende
Nachdem uns das Ergebnis der Untersuchung mitgeteilt wurde, kamen mir die Tränen und ich fühlte, wie mir ein riesiger Stein vom Herzen fiel. Natürlich können solche Ergebnisse auch falsch sein und deshalb gibt es auch nie eine 100%ige Garantie auf Gesundheit. Aber ich fühlte große Erleichterung. Was das angeht, bin ich also sehr froh, dass wir das Screening haben machen lassen. Hätte ich aber vor der Schwangerschaft gewusst, wie nervenaufreibend und sorgenvoll diese Zeit vor dem Screening sein würde, hätte ich sicher dreimal darüber nachgedacht, ob ich diesem emotionalen Stress gewachsen bin. Meine Mama formulierte es so: „Früher hat es das Screening nicht gegeben und vielleicht war das auch gut so.“ In meinem Fall würde ich das vielleicht sogar genauso unterschreiben à la „Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.“ Ich habe keine Ahnung, wie ich reagiert hätte, wenn die Diagnose anders ausgefallen wäre – wer kann das vorher schon wissen? Fakt ist aber, dass ich die Untersuchung zwar noch einmal machen, das Ganze aber nicht so sehr an mich heranlassen würde. Du wirst dein Kind dort vermutlich das erste Mal in 3D sehen und einen noch genaueren Blick auf deinen Nachwuchs werfen können. Und diesen Moment solltest du so gut es geht genießen. Was danach kommt, kannst du nicht beeinflussen. Du kannst nur entscheiden, wie du damit umgehst und das muss jede*r für sich selbst wissen.
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Bildquelle: Getty Images/Tanja Ristic