Lange Zeit ließ die Ständige Impfkommission, kurz Stiko, mit einer Empfehlung für Corona-Impfungen für Schwangere auf sich warten. Doch nun ist es so weit: Auch Schwangere sollen sich impfen lassen. Woher kommt die plötzliche Meinungsänderung?
Update 10. August 2021: Stiko empfiehlt Corona-Impfung für Schwangere & Stillende nun generell
Zuletzt hielt sich die Stiko mit ihrer Empfehlung für Schwangere noch zurück und sprach diese nur unter Vorbehalt für bestimmte Gruppen aus, Stillende wurden bis dahin nicht einbezogen. Doch das ändert sich nun. Die Stiko empfiehlt die Corona-Impfung von nun an generell für Schwangere und Stillende und zieht damit mit der Empfehlung der EMA gleich. Laut dem RKI habe die Kommission die vorliegenden Daten für Impfungen an Schwangeren in den letzten Wochen einer Nutzen-Risiko-Bewertung unterzogen und sei dabei zu dem Schluss gekommen, die generelle Empfehlung zu ändern. Vor allem der schwere Verlauf während einer Schwangerschaft sei dabei ausschlaggebend.
Was galt zuvor?
Neue Stiko-Impfempfehlung für Schwangere gegen Corona
Seit dem Beginn des Coronavirus war die Sorge um Schwangere und ihre Ungeborenen groß. Schließlich war bisher nicht klar, welche Auswirkungen das Virus haben könnte. Eine Impfung für Schwangere empfahl die Stiko jedoch bisher trotzdem nicht. Grund dafür ist vor allem der Mangel an Daten, die Aufschluss über die Auswirkungen liefern könnten. Zwar befürchte die Kommission kein erhöhtes Risiko, sie wolle jedoch trotzdem keine generelle Impfempfehlung für Schwangere aussprechen.
Wir blicken zurück auf über ein Jahr Corona. Im Video zeigen wir dir, was sich seither verändert hat:
In der fünften Aktualisierung der Stiko-Impfempfehlung gibt es nun allerdings trotzdem eine kleine Änderung. Darin gibt die Kommission bekannt, nun zumindest Schwangeren, die Vorerkrankungen haben und sich bereits im zweiten Trimester befinden würden, eine Impfung zu empfehlen. Konkret heißt es: „Schwangeren mit Vorerkrankungen und einem daraus resultierenden hohen Risiko für eine schwere COVID-19-Erkrankung oder mit einem erhöhten Expositionsrisiko aufgrund ihrer Lebensumstände kann nach Nutzen-Risiko-Abwägung und nach ausführlicher Aufklärung eine Impfung mit einem mRNA-Impfstoff ab dem 2. Trimenon angeboten werden.“
Immer noch nicht genug finden zahlreiche Experten. Schließlich würden Schwangere in ihren Augen dadurch nicht ausreichend Sicherheit für ihre Entscheidung bekommen. Denn auch wenn die WHO eine priorisierte Impfung von Schwangeren empfiehlt, vermittelt die Zurückhaltung der Stiko bei den Betroffenen ein ganz anderes Bild und verbreitet noch immer zu viele Zweifel. Doch was genau stört andere Experten eigentlich sonst noch an der Zurückhaltung und was würden sie empfehlen?
Experten kritisieren Zurückhaltung der Stiko: Corona-Impfung für Schwangere wichtig!
Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. erklärte kürzlich: „In informierter partizipativer Entscheidungsfindung und nach Ausschluss allgemeiner Kontraindikationen wird empfohlen, Schwangere priorisiert mit mRNA-basiertem Impfstoff gegen Covid-19 zu impfen“ und stellt sich damit zum Schutz von Schwangeren gegen die Stiko. Gegenüber Deutschlandfunk erklärte auch der Mediziner Ekkehard Schleußner vom Universitätsklinikum Jena, dass Schwangere zwar nicht generell häufiger, dafür aber schwerer erkranken würden. Vor allem die Mortalitätsrate sei bei ihnen auffallend hoch und müsse mithilfe von Impfungen unterbunden werden.
Auch Christian Drosten äußerte sich bei NDR Info ganz ähnlich zu der Thematik. Zwar gibt er zu, dass Schwangere häufiger lokale Impfreaktionen aufweisen würden, andere Risiken gäbe es aber laut ihm nicht. Er sei ebenfalls dafür, dass Schwangere in Deutschland genauso wie in Nachbarländern auch zur priorisierten Gruppe gehören. Experten meinen vor allem, dass eine Erkrankung der Mutter an Corona ein viel größeres Risiko für die Ungeborenen darstellen würde als die Impfung selbst. Aus diesem Grund sei diese in ihren Augen zum Schutz der werdenden Mütter notwendig.
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