Der Milcheinschuss ist ein natürlicher Vorgang, der sich nach der Geburt von selbst einstellt. Dauer und Menge sind beim Milcheinschuss von Frau zu Frau verschieden und je nachdem, wie schnell die Muttermilch einfließt, können sich Spannungsgefühle und schmerzende Brüste einstellen. Das ist kein Grund zur Sorge. Mit dem Stillen reguliert sich die Milchproduktion auf natürlichem Wege. Alles, was Du über den Milcheinschuss wissen musst, erfährst Du hier.
Kurz vor der Geburt verändert sich der Körper einer werdenden Mutter noch einmal besonders. Er bereitet sich darauf vor, das Baby zur Welt zu bringen und es danach so gut wie möglich zu versorgen. Dazu gehören vor allem das Stillen und damit auch der Milcheinschuss nach der Geburt. Schon vor der Geburt sammelt sich die erste Milch in den Brüsten, aber erst ein paar Tage nach der Entbindung wird die so genannte Vormilch hormonell zu Muttermilch angereichert und es kommt zum Milcheinschuss.
Die Vormilch: Wichtiger Schutz für das Immunsystem
Schon vor der Geburt sammelt sich bereits die erste Milch in den Brüsten. Dieser Vorgang wird Laktation genannt. Die erste Milch, die das Baby nach der Entbindung bis zum Milcheinschuss ernährt, nennt man Colostrum, die Vormilch. Diese Vormilch hat durch ihren hohen Anteil an Carotin eine gelbliche Färbung und ist besonders wichtig für das Immunsystem des Neugeborenen. Sie enthält Antikörper und Immunzellen aus dem mütterlichen Immunsystem und liefert dem Baby dadurch einen wichtigen Infektionsschutz, den sein eigenes Immunsystem so kurz nach der Geburt noch nicht aufgebaut hat. Die Stoffe Lysozym und Laktofferin sind besonders wichtig für die Abwehr von Infektionen. Durch die in der Vormilch enthaltenen Abwehrstoffe erhält das Neugeborene den so genannten Nestschutz. Außerdem unterstützt die Vormilch das Verdauungssystem des Babys dabei, das so genannte Kindspech, den ersten Stuhl in den ersten Tagen nach der Entbindung, natürlich auszustoßen.
Milcheinschuss: Die Zusammensetzung der Milch ändert sich
Ungefähr zwei bis vier Tage nach der Geburt kommt es zum Milcheinschuss. Die Brust füllt sich jetzt deutlich schneller mit Milch. Die mütterlichen Hormone verändern die Zusammensetzung der Milch und passen sie den altersbedingten Bedürfnissen des Babys an. Sie wird mit Kohlenhydraten, Vitaminen und fettspaltenden Enzymen angereichert und enthält außerdem viel Calcium für den Aufbau und die Stärkung der kindlichen Knochen.
Leider können dieselben Hormone in dieser Zeit dafür sorgen, dass Du Dich niedergeschlagen fühlst. Dein Hormonspiegel sinkt nach der Geburt ganz natürlich ab und darauf muss der Körper sich erst wieder einstellen. Stimmungsschwankungen, Niedergeschlagenheit und Erschöpfung sind in dieser Zeit ganz normal und gehen zurück, sobald sich der Hormonspiegel wieder eingependelt hat.
Den Milcheinschuss anregen
Es ist empfehlenswert, den Säugling ungefähr zwei Stunden nach der Entbindung zum ersten Mal anzulegen. Er hat in dieser Zeit einen besonders starken Saugreflex. Außerdem ist sein Geruchssinn nach der Geburt noch stark ausgeprägt, und er kann die Milch, die in dieser Zeit noch die Vormilch ist, in der mütterlichen Brust riechen. Durch das erste Trinken wird der Milchfluss angeregt und der Körper der Mutter stellt sich auf das Stillen ein.
Häufiges Anlegen des Babys kann schon in den ersten Stunden und Tagen nach der Geburt die Milchproduktion fördern, den Milcheinschuss anregen und auch das Risiko eines Milchstaus verringern. Ein guter Richtwert ist es, das Baby tagsüber etwa alle zwei Stunden anzulegen. In der Nacht sollten frischgebackene Mütter ihrem Körper mehr Ruhe gönnen und die Trinkabstände vergrößern, wenn der Rhythmus des Babys es zulässt.
Milcheinschuss: Individuelle Dauer und Intensität
Je nachdem, wie schnell die Milch einfließt, kann sich der Milcheinschuss für die Mutter unangenehm anfühlen. Bei manchen Müttern zieht er sich über ein bis zwei Tage hin und ist kaum spürbar, weil die Milch sehr langsam einfließt. Bei anderen Frauen dauert der Milcheinschuss dagegen nur wenige Stunden. Es kann dann vorkommen, dass die Brüste sehr stark gespannt sind und sich warm anfühlen. Dieses Gefühl entsteht, weil mit dem Milcheinschuss auch verstärkt Lymphflüssigkeit und Blut im Brustgewebe eingelagert werden. Das kann unangenehm und sogar schmerzhaft sein. Viele Mütter beschreiben während des Milcheinschusses das Gefühl einer Verstopfung in der Brust. Dieser Zustand dauert meist nur ein bis zwei Tage an. Danach beginnt die Milch zu fließen und die Brüste entspannen sich wieder.
Sollte der Milcheinschuss nicht zwischen dem zweiten und vierten Tag nach der Entbindung einsetzen, ist das kein Grund zur Sorge. Möglicherweise ist eine sehr anstrengende Geburt oder sogar ein Kaiserschnitt vorausgegangen. Der Körper braucht dann seine Energie an anderen Stellen und kann sie noch nicht für den Milcheinschuss bereitstellen. Sobald die Erholung stattgefunden hat, wird auch der Milcheinschuss kommen.
Bevor die Milch nach dem Milcheinschuss zu fließen beginnt, ist das Trinken für den Säugling etwas anstrengender. Er muss mehr Mühe aufwenden, um an seine Nahrung zu gelangen. Daher braucht er zum Trinken einfach etwas mehr Zeit und Ruhe, dann wird es trotz der Erschwerung wunderbar funktionieren. Das Baby hat das Trinken zu diesem Zeitpunkt grundsätzlich schon gelernt und weiß, dass die zusätzliche Mühe mit Nahrung belohnt wird.
Tipps zum Milcheinschuss ohne Beschwerden
- Flüssigkeit: Achte besonders in der Stillzeit darauf, ausreichend zu trinken. Weniger Trinken verringert zwar auch die Milchproduktion, aber Dein Körper braucht jetzt drei bis vier Liter Flüssigkeit am Tag, um sich wohlzufühlen und Dein Baby richtig zu versorgen. Eine ausgewogene und gesunde Ernährung ist genauso wichtig. Nur die Nährstoffe, die Du Deinem Körper zuführst, kann er an die Muttermilch für Dein Baby weitergeben.
- Druck: Sollten die Brüste zur Zeit des Milcheinschusses spannen oder schmerzen, kannst Du ihnen Erleichterung verschaffen. Streiche mit sanftem Druck von der Achselhöhle zur Brustwarze oder tippe Deine Brust dort vorsichtig mit den Fingerspitzen an.
- Wärme: Vor dem Stillen kannst Du Deine Brust mit warmen Kompressen verwöhnen. Dadurch wird der Milchfluss angeregt. Eine noch bessere Wirkung erzeugst Du durch eine warme Dusche. Unterstützend kannst Du Deine Brust dabei vorsichtig mit dem Duschkopf massieren. Dadurch linderst Du den Druck und regst den Milchfluss an.
- Kälte: Nach dem Stillen sind kalte Kompressen angenehm. Alternativ kannst Du auch kühle Quarkwickel verwenden. Die Kühlung entspannt Deine Brüste und lässt Dich den Druck nicht so stark empfinden. Gönn Dir zwischen den Stillzeiten die Ruhe und Entspannung, die Dein Körper nötig hat.
- Keine Milch abpumpen: Weniger hilfreich ist es, wenn Du Deine Milch abpumpen möchtest, um den Druck zu mindern. Das Abpumpen regt den Milchfluss weiter an und meldet Deinem Körper einen erhöhten Bedarf. Achte auf das Trinkbedürfnis Deines Babys. Das ist die beste Methode, um die Milchproduktion nach und nach optimal einzustellen. Bei Fragen und Unsicherheiten rund um das Thema Milcheinschuss und Stillen ist Deine Hebamme die richtige Ansprechpartnerin.
Der Milcheinschuss ist eine wichtige Phase für eine Mutter und ihr neugeborenes Baby. Er kann sich kaum spürbar bis schmerzhaft gestalten. Mit ein paar einfachen Methoden kannst Du Deinem Körper helfen, sich besser darauf einzustellen. Wenn der Milchfluss eingesetzt hat, reguliert sich die Milchmenge durch Anlegen des Babys von selbst. Gemeinsam mit Deinem Baby kann Dein Körper jetzt lernen, wie er während der Stillzeit alles natürlich im Fluss hält.
Bildquelle: iStock/Raul_Mellado