Ab der 18. Schwangerschaftswoche spüren die meisten werdenden Mütter die ersten Kindsbewegungen. Ab sofort meldet sich das ungeborene Kind immer wieder bei seiner Mutter – besonders gerne, wenn diese gerade ihre Ruhe haben möchte. Kindsbewegungen lassen sich nun einmal nicht timen. Doch was hat es zu bedeuten, wenn sie mal eine längere Zeit aussetzen und was gilt es dann zu tun?
Ein Gefühl wie Schmetterlinge im Bauch? Oder so ähnlich wie Magengrummeln? Ein kleines Erdbeben oder doch eher so, als ob man Brausepulver im Bauch hätte? Jede Frau nimmt Kindsbewegungen anders wahr. Nur eines ist sicher: Jede werdende Mutter sehnt den Augenblick herbei, in dem sie die ersten Kindsbewegungen spürt. Sie machen die Schwangerschaft nicht nur „realer“, sondern ermöglichen auch eine erste Kontaktaufnahme zu dem ungeborenen Baby. Durch die Kindsbewegung spürt die werdende Mutter, wie ihr Baby auf verschiedene äußere Reize und Situationen reagiert.
Wie entwickeln sich die Kindsbewegungen?
Die Kindsbewegungen sind erst ab der 18. bis 20. Schwangerschaftswoche zu spüren. Der Embryo beginnt sich allerdings schon ab der achten Woche zu bewegen. Die Kindsbewegungen sind in diesem Schwangerschaftsstadium allerdings noch sehr zaghaft. Das ungeborene Baby kann zu diesem Zeitpunkt lediglich den Hals bewegen. Ab der 10. Schwangerschaftswoche sind Kindsbewegungen auch in Rumpf und Armen möglich. Zwei Wochen später kann das ungeborene Baby schon den Mund öffnen und macht Schluckbewegungen.
Bis zur 16. Schwangerschaftswoche hat das Baby den Hand-Greif-Reflex ausgebildet und bewegt die Fingerchen. Das Baby ist zu diesem Zeitpunkt aber noch zu klein, als dass die Mutter diese Kindsbewegungen spüren könnte. Ihre Bauch- und Muskelwand ist außerdem zu dick und die Kindsbewegungen noch nicht stark genug. Um die 19. bis 20. SSW herum geht es dann aber so richtig los: Es gibt keine Zweifel mehr daran, dass es das ungeborene Baby ist, das sich da bewegt. Die werdende Mutter spürt die Kindsbewegungen nun ganz deutlich.
Ab der 24. Schwangerschaftswoche kann sich auch der Partner über die Kindsbewegungen freuen: Sie sind nun so intensiv, dass er sie spüren kann, wenn er seine Hand auf den Bauch der werdenden Mutter legt. Gegen Ende der Schwangerschaft lassen die Kindsbewegungen übrigens nach. Das Kind ist dann bereits so groß, dass es in der Gebärmutter kaum noch Bewegungsfreiheit hat.
Unregelmäßige Kindsbewegungen
Ein Baby hat schon vor der Geburt einen eigenen Charakter. Es ist daher schwierig, allgemeine Aussagen über die Kindsbewegungen zu treffen. Die werdende Mutter und das Baby haben einen ungleichen Rhythmus: Das ungeborene Baby ist meist dann aktiv, wenn die Mutter ruhig ist und dann ruhig, wenn sie aktiv ist. Ganz normal ist auch, dass die Kindsbewegungen unregelmäßig sind und in der Intensität variieren. Richtwerte, nach denen die werdende Mutter am Tag rund zehn Kindsbewegungen vermerken sollte, sind daher nicht sinnvoll. Die werdende Mutter sorgt sich sonst oftmals ohne Grund, wenn das Kind beispielsweise nur sieben Mal tritt. Das ungeborene Baby bewegt und dreht sich zudem viel; seine Tritte gehen daher nicht immer gegen die Bauchwand der Mutter. Wichtig ist, dass sie die Kindsbewegungen und mögliche Veränderungen bewusst wahrnimmt, während sie auf sie achtet.
Keine Kindsbewegungen mehr zu spüren – was tun?
Sorgen sollte sich die werdende Mutter erst, wenn auffällig lange – das heißt mehrere Stunden – keine Kindsbewegungen mehr zu spüren sind. Die werdende Mutter sollte sich dann zunächst eine Zeit lang ruhig hinlegen oder von links nach rechts drehen. Es ist ratsam, einen Müsliriegel zu essen oder ein Glas Orangensaft zu trinken – das liefert der Mutter und dem Baby Energie. Bleiben die Kindsbewegungen dennoch mehrere Stunden aus, sollte ein Arzt um Rat gefragt werden. Er kann über einen Ultraschall feststellen, ob eine Unterversorgung vorliegt oder das Kind sich nur ein bisschen entspannt.
Sollte tatsächlich eine Unterversorgung vorliegen, beispielsweise aufgrund einer Plazentainsuffizienz, muss schnell eingegriffen werden, weil das Kind sonst bleibende Schäden davontragen oder sogar sterben kann. In diesem Fall wird der Mutter strenge Bettruhe verordnet und die Entwicklung über regelmäßige Ultraschalluntersuchungen verfolgt. In besonders schweren Fällen von Unterversorgung muss die Geburt unverzüglich eingeleitet werden, um die Gesundheit des Babys nicht zu gefährden.
Kindsbewegungen reagieren auf die Außenwelt
Meist möchte die werdende Mutter ihre Freude über die Kindsbewegungen gerne mit ihrem Partner, der Familie oder und Freunden teilen. Das ungeborene Baby spielt da aber oft nicht mit. Ein guter Moment, andere an den Kindsbewegungen teilhaben zu lassen, ist, wenn das Baby Schluckauf hat. Die rhythmischen Zuckungen sind oft intensiver als die Kindsbewegungen mit Füßchen und Fäustchen. Manchmal kann das der werdenden Mutter ganz schön wehtun. Wenn die Bewegungen deines Kindes dir Schmerzen bereiten, solltest du mit deinem Arzt sprechen.
Ob viele Kindsbewegungen zudem darauf hindeuten, dass ein lebhaftes Kind unterwegs ist, konnte bisher noch nicht bewiesen werden. Es gibt allerdings Belege dafür, dass ein ungeborenes Baby die Außenwelt wahrnimmt. Nicht nur Stress wird in Form von Adrenalin über die Plazenta an das Baby weitergegeben, auch Musik und Zureden, Wärme, Druck und Vibrationen nimmt das ungeborene Baby wahr. Die Haptonomie stellt in Aussicht, bereits vor der Geburt durch gezielte Berührungen des Bauches Kontakt mit dem Kind herzustellen. Interessierte sollten ihren Arzt nach Haptonomie-Experten in ihrer Nähe fragen, wenn sie mehr darüber erfahren möchten.
Kindsbewegungen sind so unterschiedlich, wie die Kinder es selbst später einmal werden. Mach dir also keine Sorgen, wenn du mal einen halben Tag ohne Kindsbewegungen erlebst oder dein Kind weniger tritt als der kleine Fußballer deiner Freundin. Erst wenn dein ungeborenes Baby auffällig lange nicht auf deine Stimulierungen reagiert, solltest du deinen Frauenarzt einschalten. Höre bis dahin auf deinen Bauch und freue dich, wenn dein Kind wieder ausgeschlafen hat und die Bewegungen wieder eintreten.
Bildquellen: pixabay.com/Pexels, pixabay.com/TawnyNina, iStock/KatarzynaBialasiewicz
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