Gerade gegen Ende der Schwangerschaft können werdende Mütter den Moment der Entbindung kaum noch erwarten. Doch nicht immer geht die Geburt auf natürlichem Weg vonstatten. Oftmals wird eine künstliche Geburtseinleitung notwendig. Doch wann ist eine solche Geburtseinleitung unvermeidbar und welche Methoden gibt es?
Die Geburt des eigenen Kindes ist wohl für jede Schwangere das große Ereignis, auf das sie neun Monate lang hinarbeitet. Doch leider bedarf es manchmal einer künstlichen Geburtseinleitung, um das Baby sicher und gesund auf die Welt zu bringen. Doch in welchen Fällen ist die frühzeitige Geburtseinleitung nötig? Und welche Formen der medikamentösen oder der alternativen Geburtseinleitung gibt es?
Ursachen für eine künstliche Geburtseinleitung
Auch wenn sich die meisten werdenden Mütter eine natürliche Geburt wünschen: Eine Geburtseinleitung geschieht zum Wohl des Babys. Der weitaus häufigste Grund für eine frühzeitige Geburtseinleitung ist eine schlichte Überschreitung des errechneten Geburtstermins. Da dieser allerdings oft nicht exakt ist, wird mit der Geburtseinleitung manchmal bis zur 41. Schwangerschaftswoche gewartet. Danach fährt die Plazenta ihre Funktionen jedoch langsam herunter und es droht eine Unterversorgung des Kindes. Eine ungenügende Funktion der Plazenta, die Plazentainsuffizienz, führt meist zu einer Sauerstoffunterversorgung des ungeborenen Babys, das eine Geburtseinleitung unvermeidbar macht.
Für eine Geburtseinleitung entscheiden sich Ärzte auch dann, wenn sie bei einer Vorsorgeuntersuchung, beispielsweise am Ultraschall, eine Gefährdung des ungeborenen Babys feststellen. Dasselbe gilt im Falle einer Erkrankung des Babys oder der Mutter. Wächst ein besonders großes Baby im Mutterleib heran, kann eine frühzeitige Geburtseinleitung ebenso sinnvoll sein. Auch bei einem Blasensprung sollte eine Geburtseinleitung die Folge sein, sofern die Wehen nicht natürlich einsetzen. Ohne Fruchtwasser ist das ungeborene Kind einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt, das die Geburtseinleitung rechtfertigt. Viele Frauen entscheiden sich zudem bewusst für eine frühzeitige Geburtseinleitung, wenn beispielsweise nur so der Partner anwesend sein könnte oder andere terminliche oder berufliche Differenzen diesen Schritt scheinbar nötig machen. Es ist jedoch nicht ratsam, eine künstliche Geburtseinleitung zu veranlassen, sofern es keine medizinischen, physischen oder psychischen Gründe dafür gibt.
Medikamentöse Formen der Geburtseinleitung
Es gibt zwei Methoden der Geburtseinleitung mit Medikamenten: Die Geburtseinleitung durch eine Oxytocin-Infusion sowie die Geburtseinleitung mit Prostaglandinen. Bei der Geburtseinleitung durch eine Oxytocin-Infusion, auch bekannt als Wehentropf, erhält die Schwangere eine Infusion mit dem wehenauslösenden Hormon Oxytocin. Voraussetzung für diese Methode ist, dass der Muttermund bereits leicht geöffnet ist. Auch wenn die Wehen meist schnell und zuverlässig einsetzen, ist diese Methode der Geburtseinleitung oft mit großen Schmerzen für die werdende Mutter verbunden. Für das Baby besteht durch eine Überstimulation der Gebärmutter zusätzlich das Risiko, bei der Geburtseinleitung mit Oxytocin Stress zu erfahren. Außerdem ist es wahrscheinlich, dass das in einem schlechten Gesundheitszustand oder sogar mit einer Neugeborenengelbsucht auf die Welt zu kommt.
Die Geburtseinleitung mit Prostaglandinen kann ebenfalls als Infusion, aber auch in Form eines Scheidenzäpfchens oder als Gel erfolgen. Die Prostaglandine, eine weitere Hormonart, werden bevorzugt, wenn der Muttermund noch unreif ist. Bei dieser Methode der Geburtseinleitung kann es noch einige Stunden oder sogar mehrere Tage bis zur Geburt dauern. Als Nebenwirkungen der Prostaglandine können Fieber, Übelkeit und ein sinkender Blutdruck auftreten. Die Wehen können außerdem oft lange anhalten, die Geburt aber nicht unbedingt vorantreiben. Ähnlich wie beim Oxytocin kann auch die Geburtseinleitung mit Prostaglandinen zu fetalem Stress führen und den Zustand des Babys verschlechtern. Prostaglandine werden trotzdem häufig erfolgreich eingesetzt, um eine Geburt einzuleiten, die aufgrund des ungeöffneten Muttermundes ohne Behandlung noch lange auf sich warten lassen würde.
Bei der so genannten Eipolablösung wird die Fruchtblase von Hand durch den Arzt oder die Hebamme vom Muttermund gelöst. Auf diese Weise werden Prostaglandine ganz natürlich vom Körper der Schwangeren ausgeschüttet und eine künstliche Verabreichung der Hormone zur Geburtseinleitung kann im Idealfall vermieden werden. Der Vorgang kann für die werdende Mutter jedoch mit starken Schmerzen verbunden sein, weswegen die medikamentöse Variante oft bevorzugt wird.
Bei der mechanischen Methode der Amniotomie wird die Fruchtblase mithilfe eines hakenförmigen Instruments, das vaginal eingeführt wird, angestochen oder eingeritzt. Starke Wehen sind meist die Folge dieser Fruchtblasensprengung. Die Amniotomie wird heute nur noch in Ausnahmefällen durchgeführt, da sie oft mit einem Nabelschnurvorfall einhergeht, bei dem das Baby eine Unterversorgung erleiden und mögliche Schäden davontragen kann. Auch das Infektionsrisiko für das Baby steigt mit jeder Stunde, um die sich die Geburt nach einer Amniotomie verzögert.
Alternative Methoden der Geburtseinleitung
Neben den vorgestellten medikamentösen und mechanischen Formen der Geburtseinleitung gibt es eine Reihe alternativer Methoden, eine Geburt frühzeitig einzuleiten. Ärzte und Hebammen raten beispielsweise zu homöopathischen Mitteln oder einer Aromatherapie mit ätherischen Ölen aus Nelke, Zimt, Eisenkraut und Ingwer als Massageöl oder Badezusatz. Ein warmes Bad kann manchmal ebenfalls der Geburtseinleitung dienen. Scharfes Essen oder eine Darmentleerung, der so genannte Einlauf, regen die Darmtätigkeit an, was Wehen fördern kann. Im Rahmen einer Geburtseinleitung wird Paaren auch zum Geschlechtsverkehr geraten, da er die Produktion von Oxytocin anregt und Sperma Prostaglandine enthält – ein wehenfördernder Cocktail ganz ohne Infusion. Außerdem wird eine zusätzliche Stimulation der Brustwarzen zur Geburtseinleitung empfohlen, da auch hierbei Oxytocin ausgeschüttet wird. Körperliche Betätigung wie Treppensteigen ist eine weitere alternative Methode der Geburtseinleitung. Manchmal wird Schwangeren zudem der so genannte Rizinus- oder Wehencocktail aus Saft, Sekt und Rizinusöl empfohlen. Ärzte raten jedoch vehement davon ab, da das Rizinusöl den Darm schädigen kann, was wiederum zu Wehen führt, ohne gleichzeitig einen Einfluss auf den Muttermund zu haben.
In einigen Situationen gegen Ende der Schwangerschaft ist eine frühzeitige Geburtseinleitung nicht zu vermeiden. Falls Dir dazu geraten wird, solltest Du nicht enttäuscht sein. Es ist sicher besser für Dein Baby, wenn die Ärzte dies für die beste Methode halten. Umgekehrt solltest Du von einer Geburtseinleitung wegen nichtiger Gründe absehen. Es gibt zwei gängige Methoden der medikamentösen Geburtseinleitung, deren Effekt durch alternative Methoden der Geburtseinleitung ergänzt und unterstützt werden können.
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