Wenn Du schwanger bist, ist das Abtasten des Bauches durch den Frauenarzt ein nicht wegzudenkender Bestandteil der regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen. Dabei kontrolliert Dein Gynäkologe unter anderem auch den Fundusstand und trägt diesen in den Mutterpass ein. Doch was ist der Fundusstand eigentlich? Und welche Rückschlüsse liefert er über die Entwicklung Deines ungeborenen Kindes?
Beim Fundus handelt es sich um den oberen Rand der Gebärmutter. Mit dem Wort „Fundusstand“ bezeichnet der Gynäkologe somit die Stelle, an der sich der oberste Rand der Gebärmutter zum Zeitpunkt der Untersuchung befindet. Dein Frauenarzt und Deine Hebamme können den Fundusstand von außen durch die Bauchdecke ertasten und damit das Wachstum der Gebärmutter – und dadurch auch Deines Babys – innerhalb der Schwangerschaft kontrollieren. Die Größe der Gebärmutter ist zum einen von der Größe Deines noch ungeborenen Kindes, zum anderen von der Menge des Fruchtwassers abhängig. Je größer Dein Baby mit der Zeit wird und je mehr Fruchtwasser in der Gebärmutter enthalten ist, desto höher liegt der Fundusstand. Der ertastete Wert lässt dadurch einige Rückschlüsse auf die Entwicklung Deines Babys und das Schwangerschaftsalter zu. Besonders vor der Erfindung des Ultraschallgerätes lieferte der Fundusstand die zentralen Werte über das Wachstum des Kindes und die Entwicklung der Schwangerschaft. Heutzutage wird der Untersuchung des Fundusstands angesichts der genaueren Ergebnisse durch den Ultraschall dagegen nicht mehr so viel Bedeutung beigemessen.
Dein Frauenarzt ertastet den Fundusstand von außen durch Deine Bauchdecke. Dabei orientiert er sich im Laufe der Schwangerschaft an drei verschiedenen Punkten innerhalb Deines Körpers. Die Orientierungspunkte für den Fundusstand variieren parallel zum Wachstum der Gebärmutter in den neun Monaten. So wird zunächst die Symphyse oder auch Schambeinfuge (Abkürzung: S), die im Bereich des Schamhügels lokalisiert ist, für die Ermittlung des Fundusstands als Fixpunkt gewählt. Im weiteren Verlauf der Schwangerschaft wählt Dein Gynäkologe dagegen den Nabel (N beziehungsweise Nb) oder den Rippenbogen (R beziehungsweise Rb).
Der Fundusstand wird im Mutterpass angegeben
Da sich der Fundusstand im Laufe der Schwangerschaft verändert, trägt Dein Frauenarzt die von ihm erfassten Werte in Deinen Mutterpass ein. Hierzu notiert er den Abstand zum jeweiligen Orientierungspunkt. Weil der Fundusstand durch Abtasten erhoben wird, dient die Fingerbreite Deines Arztes auch als Maßeinheit. Man spricht von so genannten Querfingern. Sie werden im Mutterpass durch die Zahlen null bis drei angezeigt. Eine null bedeutet hierbei, dass der Fundusstand direkt am Fixpunkt lokalisiert worden ist. Bei einer drei ist der Fundusstand drei Querfinger von diesem Punkt entfernt. Eine Angabe des Fundusstands in Zentimetern kommt dagegen eher selten vor.
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Der Fundusstand im Verlauf der Schwangerschaft
Anhand der Aufzeichnungen im Mutterpass kannst Du den Fundusstand leicht selbst entziffern, indem Du Dich an den Abkürzungen der Fixpunkte und der angegebenen Querfinger orientierst. Befindet sich der Fundusstand unterhalb des Orientierungspunkts, werden die Querfinger hinter der Abkürzung des Fixpunkts angegeben. Befindet er sich oberhalb, wird der Abstand vor der Abkürzung notiert. Zu Beginn einer Schwangerschaft ist der Embryo noch klein. In der 12. Schwangerschaftswoche müsste der Fundusstand daher noch an der Schambeinfuge zu ertasten sein. Im Mutterpass findest Du dann die Angabe „S/0“. Nach weiteren vier Wochen müsste der Fundusstand dagegen etwa zwei Finger oberhalb der Schambeinfuge liegen, sodass im Mutterpass „2/S“ angegeben wird. Anschließend wird nicht mehr die Schambeinfuge als Orientierungspunkt gewählt, sondern der Nabel, da sich der Fundusstand ab etwa der 20. Schwangerschaftswoche näher am Nabel befindet als an der Schambeinfuge. In diesem Zeitraum könnte daher die Aufzeichnung „N/3“ im Mutterpass auftauchen – der obere Rand der Gebärmutter läge demnach drei Querfinger unterhalb des Nabels. Ungefähr in der 24. Schwangerschaftswoche erreicht der Fundusstand dann den Nabel, sodass „N/0“ notiert wird. Im weiteren Verlauf der Schwangerschaft wählt Dein Frauenarzt schließlich den Rippenbogen als Fixpunkt. Die Gebärmutter wächst immer weiter in Richtung dieses Orientierungspunkts und erreicht den Rippenbogen in der 36. Schwangerschaftswoche. Dies stellt gleichzeitig den Höhepunkt des Wachstums dar, da sich der Fundusstand bis zur Geburt noch um etwa zwei Querfinger verringert. Dein noch ungeborenes Kind verändert in dieser Zeit seine Lage und rutscht bis zur Entbindung etwas weiter in Dein Becken.
Der Fundusstand kann von der Norm abweichen
Der Fundusstand wird bei jeder Vorsorgeuntersuchung erhoben und kontrolliert. Hierbei orientiert sich Dein Frauenarzt an bestimmten Richtwerten. Falls der Fundusstand einmal nicht den angegebenen Wert erreicht, ist dies aber kein Grund zur Panik. Schließlich entwickelt sich jedes Kind individuell, sodass es auch bei der Ermittlung des Fundusstands einen gewissen Streubereich nach oben und unten gibt. Es empfiehlt sich daher, dass Du Dich mit Deinem Gynäkologen austauschst, wenn Du Bedenken oder Fragen hast. Er kann die Werte dank seiner Erfahrung interpretieren und weitere Untersuchungen vornehmen, falls sich anhand des Fundusstands Auffälligkeiten zeigen sollten.
Durch den Fundusstand können Dein Arzt und Deine Hebamme Rückschlüsse auf die Entwicklung der Schwangerschaft und das Wachstums Deines Babys ziehen. Anhand der Aufzeichnungen im Mutterpass kannst Du aber auch selbst die Entwicklung des Fundusstands mitverfolgen und dadurch in etwa abschätzen, wie groß Dein Kind bereits ist.
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