Eine Geburt ist für frischgebackene Eltern in den allermeisten Fällen ein freudiges Erlebnis. Kommt es jedoch zu einer Frühgeburt, ist die Freude aufgrund der Gefahren für das Frühchen oft getrübt. Dabei ist die Überlebenschance des Kindes bei einer Frühgeburt durch die erheblichen medizinischen Fortschritte in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Wir zeigen dir, ab wann man von einer Frühgeburt spricht und wie sie sich bemerkbar macht.
Ab wann ist es eine Frühgeburt?
Von einer Frühgeburt spricht man bei einer Geburt vor der 37. Schwangerschaftswoche oder wenn das Kind bei der Geburt weniger als 2.500 Gramm auf die Waage bringt. Das Kind hat bei einer Frühgeburt also mindestens drei Wochen weniger Zeit, um sich im Bauch der Mutter zu entwickeln, als im Regelfall. In Deutschland kommen ca. 9,2 Prozent aller Kinder als Frühchen zur Welt. Dies entspricht einer Zahl von etwa 63.000 Kindern pro Jahr. Frühgeburten sind somit nichts Ungewöhnliches.
Wie sind die Überlebenschancen von Frühgeburten?
Durch den großen technischen Fortschritt der letzten Jahre und Jahrzehnte sind die Überlebenschancen der Frühchen deutlich gestiegen. Der neuralgische Punkt ist die 24. Schwangerschaftswoche. Vor diesem Zeitpunkt sind weder die Lungenflügel noch das Immunsystem fertig ausgebildet. Zudem ist das Gehirn des Babys noch unterentwickelt. Nach dem Beginn der 24. Schwangerschaftswoche liegt die Überlebensrate des Frühchens bei etwa 60 Prozent und steigt mit zunehmender Reife. Ab der 28. Woche liegt die Überlebenschance des Säuglings bei annähernd 100 Prozent.
Wie kommt es zu einer Frühgeburt?
Bei ca. 40 Prozent aller Frühgeburten bleibt die genaue Ursache für die Frühgeburt im Nachhinein unbekannt. Trotzdem kann man natürlich einige Faktoren, die zu einer Frühgeburt führen können, identifizieren. Die häufigste Ursache ist eine Infektion im Genitalbereich der werdenden Mutter. Auch infektiöse Krankheiten wie Masern oder Röteln sowie eine Fruchtwasserinfektion können eine Frühgeburt auslösen. Zudem haben das Alter und das Körpergewicht einen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit einer Frühgeburt. Des Weiteren erhöhen Krankheitsbilder wie eine Diabeteserkrankung der Mutter sowie einige Schwangerschaftskomplikationen wie Blutarmut, eine Schwangerschaftsvergiftung oder eine Blutgruppenunverträglichkeit zwischen Mutter und Kind das Risiko einer Frühgeburt. Auch eine Fehlentwicklung des Fötus oder eine Chromosomenanomalie können für eine Frühgeburt ursächlich sein. Mehrlingsschwangerschaften erhöhen ebenfalls die Wahrscheinlichkeit einer Frühgeburt. Schließlich kommen äußere Faktoren wie Alkohol-, Drogen- und Nikotingenuss sowie physischer und psychischer Stress als mögliche Ursachen hinzu.
Eine Schwangerschaft stellt immer eine Belastung für den Körper dar. Diese Dinge waren dir womöglich noch gar nicht bewusst:
Erste Anzeichen für eine Frühgeburt
Im Ablauf unterscheidet sich eine Frühgeburt nicht sonderlich von einer regulären Geburt. So können vorzeitige Wehen, die im Zeitraum von einer Stunde im Abstand von 5 bis 10 Minuten einsetzen und mindestens eine halbe Minute andauern, ein Anzeichen einer drohenden Frühgeburt sein. Diese gehen dabei oft mit Rückenschmerzen sowie einem Ziehen im Oberschenkel einher. Auch ein vorzeitiger Blasensprung sowie unerklärliche Blutungen können auf eine bevorstehende Frühgeburt hindeuten. In jedem Fall sollte die Schwangere sofort ein Krankenhaus aufsuchen, in dem sie medizinisch betreut werden kann.
Tipps bei einer drohenden Frühgeburt
Das vorrangige Ziel der Ärzte im Falle einer drohenden Frühgeburt ist das Hinauszögern der Geburt, um dem Kind die nötige Zeit zu verschaffen, die es für seine Entwicklung im Bauch der Mutter noch benötigt. Allerdings kann die Schwangerschaft nur dann noch erhalten werden, wenn die Fruchtblase noch intakt und der Muttermund höchstens drei Zentimeter geöffnet ist. In diesem Fall wird der behandelnde Arzt der Schwangeren Bettruhe verordnen und ihr wehenhemmende Medikamente (Tokolytika) verschreiben.
Durch diese kann eventuell auch noch Zeit gewonnen werden, um die Schwangere in ein auf Frühgeburten spezialisiertes Krankenhaus zu verlegen In besonderen Fällen kann der bereits geöffnete Muttermund durch einen Cerclagepessar wieder verschlossen werden. Auch ein operativer Verschluss des Gebärmutterhalses ist möglich. Ist die Lunge des noch ungeborenen Kindes noch nicht ausgereift, kann eine Verabreichung von Glukokortikoiden hinzukommen, die die Entwicklung der Lunge fördern sollen. Bei einer geplatzten Fruchtblase oder einem zu weit geöffneten Muttermund kann die Geburt dagegen nicht mehr verhindert werden. Die Geburt wird dann normal durchgeführt – eventuell sogar als Kaiserschnitt, wenn sich das Baby noch nicht in die Kopflage gedreht haben sollte.
Was passiert nach der Frühgeburt?
Nach der Geburt des Kindes hängt es von der Länge der vorangegangenen Schwangerschaft ab, inwieweit das Frühchen weiter betreut wird. So gelten Frühchen, die vor der 22. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen, als nicht lebensfähig. Ihnen wird nach der Geburt ein menschenwürdiges Sterben ermöglicht. Zwischen der 22. und der 24. Woche liegt eine intensivmedizinische Behandlung der kleinen Patienten dagegen im Ermessen des Arztes. Das Kind wird nach der Frühgeburt in einen Inkubator gelegt, in dem es zum einen vor Infektionen geschützt ist und zum anderen rund um die Uhr überwacht werden kann. Zudem schafft der Inkubator ein Mikroklima, in dem Luftfeuchtigkeit und -temperatur auf die Bedürfnisse des Frühchens abgestimmt sind.
Die gesundheitlichen Probleme der Frühchen, mit denen vor allem bei Frühgeburten zwischen der 22. und der 24. Schwangerschaftswoche zu rechnen ist, lassen sich vor allem auf die noch nicht vollkommen entwickelten Organe zurückführen. So leiden diese Frühchen oftmals an Atemnot und Sauerstoffmangel, Nierenunterfunktionen, Störungen des Blutkreislaufs und Darmentzündungen. Hirnblutungen und Netzhautschäden können ebenso vorkommen. Zu früh geborene Babys haben außerdem eine höhere Wahrscheinlichkeit, bleibende körperliche oder geistige Behinderungen zu erleiden. Die Chance, dass das Frühchen in seinem späteren Leben ADHS ausbildet, ist ebenfalls höher als bei regulären Geburten.
Lassen sich Frühgeburten verhindern?
Eine absolut sichere Vorbeugung einer Frühgeburt ist leider nicht möglich. Allerdings gibt es für Schwangere einige Verhaltensregeln, die eine Frühgeburt deutlich unwahrscheinlicher machen. Zum Großteil handelt es sich dabei um Veränderungen des Lebensstils, die bei einer Schwangerschaft ohnehin obligatorisch sein sollten. So sollten Alkohol, Nikotin und Drogen während der neun Monate tabu sein. Auch Kaffee- und Lakritzkonsum sollten eingeschränkt werden. Mannschafts- und Leistungssport setzt den Körper einem erhöhten Stress- und Verletzungsrisiko aus. Joggen, Walken, Schwimmen oder Radfahren bieten werdenden Müttern entspanntere Möglichkeiten, sportlich aktiv zu bleiben.
Da Nacht- oder Fließbandarbeit, schweres Heben oder zu langes Stehen ebenfalls zu einem erhöhten Frühgeburtsrisiko führen, sollten werdende Mütter ihren Arbeitgeber möglichst frühzeitig über die Schwangerschaft informieren. Denn erst dann gelten die arbeitsschutzrechtlichen Bestimmungen (keine Nacht- oder Fließbandarbeit, kein zu schweres Heben, kein zu langes Stehen), die eine reibungslose Schwangerschaft unterstützen sollen. Als werdende Mutter solltest Du Dich am besten zu Beginn der Schwangerschaft über die Anzeichen möglicher Schwangerschaftskomplikationen informieren. Auf diese Weise kannst Du Deinen Arzt frühzeitig über Deinen Verdacht informieren, sodass im Notfall wichtige Zeit gewonnen werden kann.
Was für ein Typ Mutter du wirst, verrät dir unser Persönlichkeitsstest:
Bildquelle: Getty Images/Ratchat