Ihr habt es lange versucht, seid aber immer wieder gescheitert. Und wisst jetzt ganz genau: Eine Trennung ist das Beste für alle Beteiligten. Oft bleiben die Kinder dann bei der Mutter. Wünschenswert ist trotzdem, dass auch der Vater weiterhin eine wichtige Rolle im Leben und der Erziehung spielt. Aber gerade nach einer frischen Trennung wollen manche Kinder nicht zum Vater. Was sind die Gründe dafür? Und wie lässt sich diese Situation lösen?
Ist es normal, wenn die Kinder nicht zum Papa wollen?
Ihr seid frisch getrennt und der Papa ist gerade erst aus eurem gemeinsamen Zuhause ausgezogen? Das ist für dein Kind eine riesengroße Veränderung! Gebt euch allen etwas Zeit, in der neuen Situation anzukommen. Wenn dein Kind jetzt noch nicht zum Papa will, ist das ganz normal. Vielleicht merkt dein Kind, dass du traurig bist und möchte dich gerne emotional unterstützen. Wichtig ist, dass ihr mit eurem Kind über die Trennung redet – und ihm erklärt, dass es keinerlei Schuld an dieser hat.
Warum will mein Kind nicht zum Vater?
Es gibt zahlreiche Gründe dafür, warum dein Kind nicht zum Papa will. Hier sind einige davon:
- Möglicherweise hat dein Kind den Eindruck, dass ihr euch als Eltern nicht mehr versteht und nur streitet. Dann kann es sein, dass es das Gefühl hat, sich für eine Seite entscheiden zu müssen.
- Wenn der Vater sich in der Vergangenheit auch eher wenig um euer Kind gekümmert hat und nicht so wirklich präsent war, ist auch das ein möglicher Grund für die Ablehnung.
- Versuche mal, herauszufinden, ob dein Kind eventuell Angst vor dem Papa hat. Das trifft oft zu, wenn ihr euch in der Beziehung oft und laut gestritten habt.
- Im allerschlimmsten Fall ist der Vater eurem Kind gegenüber handgreiflich geworden, weshalb es jetzt jede Form von Kontakt ablehnt. In diesem Fall solltest du euch unbedingt professionelle Hilfe suchen!
Kann ein Kind gegen seinen Willen zum Vater?
Ab Vollendung des 12. Lebensjahres dürfen Kinder mitentscheiden, ob sie den Umgang zum Vater weiterhin aufrechterhalten wollen – oder nicht. Bevor das Kind aber nicht volljährig ist, hat es lediglich ein Mitspracherecht. Das heißt auch, dass Minderjährige beim Umgang mit Vater oder Mutter keine alleinige Entscheidungsgewalt haben.
Generell gilt: Das Familiengericht strebt den Kontakt zu beiden Elternteilen an. Nur weil ein Kind nicht zum Vater will, hat der Vater trotzdem ein Recht auf Umgang. Wenn die Beziehung zwischen Kind und Vater angespannt und schwierig ist, wird häufig ein Umgangspfleger hinzugezogen, der den Treffen beiwohnt. Ist das Kindswohl allerdings akut in Gefahr, kann der Vater sein Umgangsrecht verlieren – dies ist zum Beispiel bei Kindesmissbrauch der Fall.
Was tun, wenn das Kind nicht zum Vater will?
Zuallererst solltest du versuchen, den Grund für die Ablehnung herauszufinden. Mit größeren Kindern geht das einfacher, denn sie können sich verbal ausdrücken. Wenn du kleinere Kinder hast, kannst du versuchen, über Rollenspiele an die Ursache zu kommen – etwa mit Puppen oder Playmobilfiguren. Außerdem können folgende Dinge helfen:
- Höre deinem Kind gut zu und versuche, seine Sichtweise zu verstehen.
- Spare dir negative Kommentare über den Vater, auch wenn es dir sehr schwerfällt.
- Wenn du allein nicht weiterkommst, hole dir Unterstützung! Familienberatungsstellen oder auch Psychologen sind gute Ansprechpartner.
- Baue keinen Druck auf! Akzeptiere die Gefühle deines Kindes und warte, bis es von selbst den Kontakt mit dem Papa aufnehmen möchte.
Wenn dein Kind das zwölfte Lebensjahr vollendet hat, kann es über das Umgangsrecht mitentscheiden. Das heißt, wenn es keinen Kontakt mehr zum Vater möchte, gilt es, diesem Wunsch zu entsprechen. Generell gilt: Je älter das Kind, umso mehr Mitspracherecht hat es.