Auch wenn es für viele Männer schier unmöglich erscheint: Ein unerfüllter Kinderwunsch liegt häufig in der minderen Qualität ihrer Spermien begründet. Ein Spermiogramm gibt Auskunft über den Zustand der Spermien und sollte im Zuge einer Fuchtbarkeitsuntersuchung immer durchgeführt werden.
Spermiogramm zu Beginn der Kinderwunschbehandlung
Wenn es trotz unzähliger Versuche zu keiner Schwangerschaft kommt, neigen viele Frauen dazu, die Ursache sofort bei sich zu suchen. Dass die Spermienqualität des Mannes nicht in Ordnung sein könnte, kommt wenigen Frauen in den Sinn. Doch tatsächlich ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein unerfüllter Kinderwunsch an Dir liegt, genauso groß, wie dass er bei Deinem Mann oder Euch beiden gemeinsam liegt. Um frühzeitig zu erkennen, wo eine Fruchtbarkeitsbehandlung ansetzen sollte, muss der Mann deshalb von Anfang an mit in die Untersuchungen einbezogen werden und ein Spermiogramm anfertigen lassen. Dies ist insbesondere zu Beginn einer Kinderwunschbehandlung sinnvoll, da es schlicht eine der einfachsten Untersuchungen ist, die Ihr durchführen könnt. Bevor Du also anfängst, Dich von Kopf bis Fuß via Bluttests und diversen Spiegelungen untersuchen zu lassen, sollte erst einmal das ausgeschlossen werden, was am einfachsten überprüft werden kann.
Ein Spermiogramm ist schnell gemacht
Ein Spermiogramm durchführen zu lassen, kostet viele Männer große Überwindung. Dabei ist die Untersuchung eigentlich schnell gemacht und mit wenigen Unannehmlichkeiten verbunden. Das Spermiogramm ist zentraler Bestandteil der Fruchtbarkeitsuntersuchung des Mannes. In mehreren Teilschritten wird die Qualität der Spermien mikroskopisch untersucht, um herauszufinden, ob mögliche Ursachen für einen unerfüllten Kinderwunsch hier zu finden sind. Das Spermiogramm erfolgt nach einer vier- bis fünftägigen Karenzzeit – also einer Zeit ohne Sex und Masturbation – anhand einer Ejakulatsprobe. Die Einhaltung der Enthaltsamkeit ist wichtig, um die letztendliche Spermienzahl nicht negativ zu beeinflussen und so das Spermiogramm zu verfälschen.
Spermiogramm Teil eins: Verflüssigungszeit
Nach Abgabe der Probe für das Spermiogramm durchlaufen die Spermien mehrere Stationen, in denen ihre Qualität getestet wird. In einer ersten Untersuchung wird die Verflüssigungszeit des Ejakulats getestet. Das männliche Sperma hat nämlich die Eigenschaft, kurz nach dem Austritt aus den Samenwegen zähflüssig zu werden, um ein sofortiges Herausfließen aus der Scheide zu verhindern. Erst nach circa einer halben Stunde verflüssigt es sich wieder, so dass eine mikroskopische Untersuchung möglich ist. Doch in wenigen Fällen findet genau dieser Prozess nicht statt. Hat sich das Ejakulat nach spätestens 60 Minuten nicht verflüssigt, spricht man von einer Hyperviskositätsstörung. Das Sperma ist schlicht zu zähflüssig. Mittlerweile gibt es jedoch Therapieansätze, die diesem Zustand entgegenwirken können: Mithilfe bestimmter Enzyme (Chymotrypsin) lässt sich eine entsprechende Verflüssigung herbeiführen. Die Spermien werden anschließend aufbereitet und es erfolgt eine Inseminationsbehandlung.
Spermiogramm Teil zwei: Volumen
Ist die Verflüssigungszeit im Rahmen, folgt Schritt zwei des Spermiogramms, bei dem das Ejakulat auf sein Volumen getestet wird. Der Mindestwert liegt hier bei zwei Millilitern. Wenn die Menge niedriger ist, liegt höchstwahrscheinlich eine Störung der Samenbläschenfunktion vor. Denn die Samenbläschen sind für das Volumen der ejakulierten Flüssigkeit verantwortlich. Außerdem enthält die Flüssigkeit der Samenbläschen Fruktose, die den Samenfäden Energie liefert und somit ihre Beweglichkeit fördert. Wird beim Spermiogramm ein zu geringes Volumen festgestellt, besteht ebenfalls die Möglichkeit, die Spermien aufzubereiten und anschließend mit einer Insemination fortzufahren.
Schlechtes Spermiogramm: Was nun?
Grundsätzlich ist ein schlechtes Spermiogramm kein Grund, den Kinderwunsch aufzugeben. Ganz im Gegenteil ist es eine Ursache für Kinderlosigkeit, die noch relativ gut behandelt werden kann. Die Chancen, dass Ihr doch noch Eltern werdet, stehen also gut. Sofern nicht der absolut schlimmste und sehr seltene Fall eintritt, nämlich dass Dein Partner gar keine Spermien produziert, ist eine Insemination meist erfolgreich. Hierbei werden die Spermien Deines Mannes entsprechend der Diagnose des Spermiogramms aufbereitet und anschließend mit Deiner Eizelle in Kontakt gebracht. Je nachdem wie die Qualität des Spermas aussieht, kann dies entweder durch eine Insemination in Deine Gebärmutter oder direkt in die Eileiter erfolgen oder im Reagenzglas mittels einer sogenannten In-vitro-Fertilisation (IVF). Die Erfolgsrate bei einer Einspritzung der Spermien in Deine Gebärmutter liegt in etwa bei 15 Prozent, also so hoch wie bei einer Schwangerschaft mit gesundem Sperma auf normalem Weg. Bei einer IVF erhöht sich die Wahrscheinlichkeit noch einmal. Etwa jede dritte Behandlung ist erfolgreich, wobei dies auch davon abhängt, wie viele Embryonen Dir eingesetzt werden. Beachte jedoch, dass mehrere befruchtete Eizellen auch eine höhere Wahrscheinlichkeit von Mehrlingen bedeuten. Da es also einige Anläufe dauern kann, um auf diesem Weg schwanger zu werden, solltest Du Dich rechtzeitig über die Kosten informieren. Viele Krankenkassen übernehmen für eine bestimmte Anzahl an Versuchen gut 50 Prozent der Kosten. Am besten informierst Du Dich also im Vorfeld.
Wenn sich ein Kinderwunsch einfach nicht erfüllt, liegt dies mit einer genauso großen Wahrscheinlichkeit an Deinem Partner, wie es an Dir oder Euch beiden liegen könnte. Als eine der ersten Untersuchungen bietet sich daher ein Spermiogramm geradezu an. Es ist schnell erledigt und Ihr habt im Nu die Gewissheit, ob dort das Problem liegt. Sollte dies der Fall sein, kann Euch in den meisten Fällen eine Insemination oder eine IVF-Behandlung doch noch den Kinderwunsch erfüllen.