Wenn Du Deinen Körper aufmerksam beobachtest, hast Du vielleicht schon einmal festgestellt, dass sich die Konsistenz Deines Scheidensekrets, also dem Zervixschleim, regelmäßig verändert. Genau dieses Phänomen machte sich das Ärzteehepaar Billings zu Nutze und entwickelte daraus vor rund 50 Jahren eine neue Methode zur natürlichen Familienplanung: die Billingsmethode. Bei dieser kannst Du über den Zervixschleim, wie viele Tage vor dem Eisprung er sich verändert, Deine fruchtbaren Tage ermitteln.
Die Beschaffenheit von Zervixschleim und die Billingsmethode
Um die Billingsmethode erfolgreich zu praktizieren, benötigst Du keinerlei Hilfsmittel. Das Einzige, was Du täglich tun musst, ist die Beschaffenheit von Deinem Scheidensekret, also von Deinem Zervixschleim, zu untersuchen. Da der Zervixschleim im Laufe des Zyklus sein Aussehen und seine Beschaffenheit verändert, kannst Du bei regelmäßiger Kontrolle schon bald mühelos feststellen, in welchem Teil Deines Zyklus Du Dich befindest. So fällt es nicht nur leichter, bei einem Kinderwunsch Deine fruchtbaren Tage zu bestimmen, unter bestimmten Umständen und mit ein paar weiteren Hilfsmitteln kannst Du mit Hilfe der Billingsmethode sogar relativ erfolgreich verhüten und das ohne Hormone.
Dünnflüssiger oder spinnbarer Zervixschleim: Wie viele Tage vorm Eisprung bemerkt man Veränderungen?
Der Zervixschleim ist normalerweise zäh, dickflüssig oder milchig. Manche Frauen beschreiben ihn auch als klebrig. Durch diese Beschaffenheit kann der Zervixschleim den Gebärmutterhals wie ein Pfropf verschließen und die Gebärmutter vor Bakterien und sogar Spermien schützen. Etwa drei Tage vor und nach dem Eisprung nimmt der Zervixschleim jedoch eine dünne und klare Konsistenz an. Er wird flüssiger, durchsichtig und erinnert an rohes Eiweiß. Mit zwei Fingern kannst Du den Zervixschleim nun zu Fäden ziehen. Das heißt, der Zervixschleim wird dehnbar oder „spinnbar“.
Während der fruchtbaren Tage fühlt sich die Scheide meist sehr feucht an, da der Zervixschleim nicht nur dünnflüssiger ist, sondern auch vermehrt produziert wird. Diese Beschaffenheit des Zervixschleims ermöglicht es den männlichen Samenzellen, zur Eizelle zu gelangen und diese zu befruchten. Kurze Zeit vor und nach der Regelblutung wird kaum Zervixschleim produziert, die Scheide ist zu diesem Zeitpunkt recht trocken. Wie viele Tage vor dem Eisprung Dein Zervixschleim sich in seiner Beschaffenheit verändert, ist also ein gutes Indiz für Dich, Deine fruchtbaren Tage jeden Monat grob (!) zu berechnen.
Wie untersucht man den Zervixschleim für eine zeitgenaue Befruchtung richtig?
Den Zervixschleim untersuchst Du am besten jeden Morgen während Deiner Morgentoilette. Hierzu ertastest Du Deinen Muttermund (er fühlt sich an wie eine Nasenspitze) und nimmst ein bisschen Zervixschleim ab. An den fruchtbaren Tagen musst Du meist nicht so weit in die Scheide greifen, der Zervixschleim befindet sich dann meist auch schon am Scheidenausgang in ausreichender Menge. Hast Du den Zervixschleim auf Deinem Finger, kannst Du die Farbe ausmachen und die Konsistenz testen. Diese Fragen kannst Du Dir dabei selbst beantworten:
- Wie viel Zervixschleim ist vorhanden?
- Lässt er sich zwischen Daumen und Zeigefinger spinnbar in Fäden ziehen?
- Oder ist der Zervixschleim dünnflüssig und klar?
Trifft letzteres zu, dann ist nun ein guter Zeitpunkt, um schwanger zu werden. Im Allgemeinen geht man von sechs fruchtbaren Tagen pro Zyklus aus: Der Tag des Eisprungs selbst, außerdem die drei vorhergegangenen und die zwei folgenden Tage. Wenn ein Kinderwunsch besteht, kann man diese Tage also für ungeschützten Sex nutzen. Für Frauen, die noch lange nicht Mutter werden wollen, gilt in dieser Zeit: Safer Sex! Lies bei uns lieber nochmal genau nach, wie man ein Kondom richtig überzieht.
Zervixschleim-Untersuchung zur Verhütung
Wer über einen längeren Zeitraum hinweg den Zervixschleim und seine Beschaffenheit beobachtet, kann damit Rückschlüsse auf den Zeitpunkt des Eisprungs ziehen. Aber Vorsicht: Krankheiten wie Entzündungen oder Scheidenpilz und die Samenflüssigkeit nach dem Geschlechtsverkehr können die Konsistenz des Zervixschleims beeinflussen. Außerdem gibt es keine allgemeingültige Regel für die Beschaffenheit des Zervixschleims. Bei jeder Frau sind die Unterschiede beim Zervixschleim jedoch mehr oder weniger leicht festzustellen. Es lohnt sich also, sich mit dem eigenen Körper zu beschäftigen und über Monate hinweg die eigene Zervixschleim-Struktur kennenzulernen und am besten die Ergebnisse in einem Protokoll festzuhalten. Nur anhand der Struktur des Zervixschleims können die fruchtbaren Tage lediglich grob eingegrenzt werden. Wenn die Billingsmethode korrekt angewandt wird, liegt ihr Pearl-Index bei etwa 5-15, also relativ hoch. Sie als einziges Verhütungsmittel anzuwenden, ist also eher riskant. Wird die Billingsmethode aber mit der Temperaturmethode kombiniert, ergänzen sich diese beiden Strategien und liefern zusammen einen Pearl-Index von 0,4. Diese sogenannte symptothermale Methode ist dann in puncto Sicherheit mit der Pille vergleichbar.
Der Zervixschleim und die symptothermale Methode
Für sich allein genommen ist die Auswertung von Deinem Zervixschleim noch keine sichere Methode, um Deine fruchtbaren Tage zu bestimmen. Eine gute Möglichkeit, um die Tage, an denen Du fruchtbar bist, genauer einzugrenzen, stellt die symptothermale Methode dar. Hierbei werden neben dem Zervixschleim auch noch die Basaltemperatur und der Muttermund mit einbezogen. Um die Basaltemperatur zu ermitteln, solltest Du jeden Morgen, wenn Du ausreichend Schlaf erhalten hast, Deine Temperatur für drei Minuten messen. Achte hierbei darauf, dass Dein Thermometer bis auf zwei Stellen nach dem Komma genau anzeigt. Sobald Deine Temperatur drei aufeinanderfolgende Tage um 0,2°C erhöht ist, kannst Du sicher sein, dass Dein Eisprung stattgefunden hat.
Zur weiteren Auswertung hilft Dir hierbei auch Lage und Härte des Muttermundes. Dieser ist während der fruchtbaren Zeit sehr hoch gelegen und weich. Liegt er jedoch tief und fühlt sich hart an, ist die Wahrscheinlichkeit gering, schwanger zu werden. Alle Methoden gemeinsam angewandt haben einen Pearl-Index von gut 0,4 und sind somit in etwa so sicher wie die Pille, sofern Du die Zeichen Deines Körpers richtig zu deuten verstehst.
Der Zervixschleim verändert seine Konsistenz im Laufe Deines Zyklus von milchig-trüb bis hin zu flüssig-klar, sodass Du Deine (un)fruchtbaren Tage ziemlich genau bestimmen* kannst. Um auf Nummer sicher zu gehen, kannst Du neben Deinem Zervixschleim auch noch Deinen Muttermund untersuchen und Deine Basaltemperatur messen. So erhöht sich die Genauigkeit auf bis zu 0,4 im Pearl-Index. Du kannst somit nicht nur sicher Deinen Eisprung ermitteln, um schwanger zu werden, sondern auch sicher verhüten, sofern Du ein wenig Erfahrung mit der Methode gesammelt hast.
Bildquelle: JackF/iStock/Thinkstock, iStock/CentralITAlliance, iStock/janulla, iStock/jes2ufoto
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