Wenn der Hormonhaushalt aus den Fugen gerät, kann das einer Schwangerschaft im Weg stehen. Ganz besonders, wenn es um das Hormon Progesteron geht. Das Sexualhormon ist nicht nur für einen stabilen Menstruationszyklus zuständig, sondern bereitet die Gebärmutter auf die Einnistung der befruchteten Eizelle vor.
Hormone, die chemischen Botenstoffe, sind für eine ganze Menge in Deinem Leben verantwortlich. Von der Verdauung über das Wachstum bis hin zum Gefühls- und Sexualleben steuern sie viele verschiedene Prozesse in Deinem Körper. Eins dieser Hormone ist Progesteron. Das Steroidhormon spielt eine große Rolle beim Menstruationszyklus und bereitet den Körper der Frau auf die Schwangerschaft vor. Es gehört zur Gruppe der Gestagene, wird bei Frauen also hauptsächlich im Gelbkörper gebildet und deshalb auch als Gelbkörperhormon bezeichnet. Progesteron kommt zwar auch bei Männern vor, jedoch in einer wesentlich geringeren Konzentration. Das Hormon sorgt auch dafür, dass es Mutter und Kind während der Schwangerschaft gut geht, denn es hat eine beruhigende Wirkung und lässt zudem Deine Haare schön glänzen. Progesteron ist also ein wahres Multitalent unter den Hormonen, das gerade bei der Fortpflanzung eine zentrale Rolle spielt.
Progesteron: Bildung und Aufgaben
Wie der Name schon sagt, wird das Gelbkörperhormon Progesteron im Gelbkörper gebildet. Der entwickelt sich in der zweiten Phase des Menstruationszyklus aus den Resten des aufgeplatzten Follikels. Die Produktion von Progesteron wird durch das luteinisierende Hormon (LH) angeregt, das mit der sogenannten LH-Spitze, also dem Zeitpunkt mit der größten LH-Konzentration im Blut, auch den Eisprung auslöst. Nach dem Eisprung wird also vermehrt Progesteron vom Gelbkörper gebildet und die Gebärmutter wird dadurch auf die Einnistung einer befruchteten Eizelle vorbereitet, indem sie stärker durchblutet wird und die Gebärmutterschleimhaut sich weiter verdickt. In etwa am siebten Tag nach dem Eisprung ist die Gebärmutter dank Östrogen und Progesteron bereit für die Einnistung des befruchteten Eis. Diese beiden Hormone sorgen auch dafür, dass die Produktion anderer Hormone wie LH und FSH, dem follikelstimulierenden Hormon, unterdrückt wird. Das Gelbkörperhormon Progesteron kann übrigens auch vorher schon die Beweglichkeit von Spermien fördern und weist ihnen durch verschiedene chemische Prozesse den Weg zur Eizelle. So ist Progesteron maßgeblich daran beteiligt, ob Du schwanger wirst oder nicht. Wenn es nicht zur Befruchtung der Eizelle kommt, löst sich der Gelbkörper nach ungefähr zehn Tagen wieder auf, die Produktion von LH und FSH wird nicht mehr unterdrückt, und ein neuer Menstruationszyklus beginnt mit dem Einsetzen der Periode.
Progesteron während der Schwangerschaft
Progesteron ist maßgeblich daran beteiligt, Deinen Körper auf eine Schwangerschaft vorzubereiten. Der Gelbkörper produziert so lange das Gelbkörperhormon, bis entweder durch die Einnistung einer erfolgreich befruchteten Eizelle eine Schwangerschaft eintritt, oder er sich wieder auflöst und es in den nächsten Zyklus übergeht. Kommt es zur Schwangerschaft, ist der Job des Progesteron allerdings noch lange nicht vorbei. Der Gelbkörper bleibt bestehen und produziert das Hormon so lange weiter, bis dies in der 12. Schwangerschaftswoche die Plazenta übernimmt.
Während der Schwangerschaft sorgt Progesteron dafür, dass deine Gebärmuttermuskeln entspannt bleiben und es nicht zu vorzeitigen Wehen kommt. Die ungewohnt hohe Konzentration des Gelbkörperhormons in Deinem Körper ist übrigens auch dafür verantwortlich, dass Du gerade in den ersten Wochen der Schwangerschaft so müde bist. Progesteron entspannt nicht nur Deine Muskeln, sondern auch Dich selbst und Dein Baby. Schließlich soll es Euch während der für den Körper anstrengenden Zeit beiden gut gehen. Belohnt wirst Du jedenfalls mit schönen Haaren und Nägeln und diesem Strahlen, das Schwangeren immer nachgesagt wird. Auch dafür ist Progesteron verantwortlich. Es erweitert außerdem Deine Gefäße und schwemmt überschüssige Flüssigkeiten aus. Das kann kurzzeitig Falten glätten und sorgt dafür, dass Deine Brüste nicht mehr so spannen.
Gelbkörperschwäche durch Mangel an Progesteron
Wenn der Gelbkörper während der zweiten Zyklusphase nicht genügend Progesteron produziert, spricht man von einer Gelbkörperschwäche. Diese ist eine der häufigsten hormonellen Ursachen für einen unerfüllten Kinderwunsch. Da Progesteron so wichtig für das Eintreten einer Schwangerschaft ist und die Befruchtung und Einnistung der Eizelle begünstigt, kann ein Mangel an dem Hormon Unfruchtbarkeit oder eine Fehlgeburt in den frühen Schwangerschaftswochen bewirken. Die Ursachen für eine Gelbkörperschwäche sind vielfältig und von vielen Faktoren abhängig. Häufig tritt sie allerdings bei Frauen ab 35 Jahren auf. Spezifische Symptome gibt es kaum, daher ist die Diagnose schon das Schwierigste an einer Gelbkörperschwäche. Häufig wird sie erst nach einer Fehlgeburt überhaupt festgestellt. Dann ist die Behandlung jedoch unproblematisch und erfolgversprechend. Der Mangel an Progesteron wird durch die Gabe von Medikamenten wie Clomifen oder Utrogest ausgeglichen und einer Schwangerschaft steht nichts mehr im Wege. Eine ähnliche Wirkung soll übrigens auch Mönchspfeffer besitzen, allerdings ist sie wissenschaftlich nicht nachgewiesen.
Das Gelbkörperhormon Progesteron ist ein wahrer Alleskönner unter den Hormonen. Gemeinsam mit Östrogen reguliert es den Zyklus und bereitet den Körper auf eine Schwangerschaft vor. Während der Schwangerschaft unterstützt es das Wachstum, entspannt Mama und Baby und lässt Deine Haare in neuem Glanz erstrahlen. Wenn durch eine Gelbkörperschwäche nicht genügend Progesteron produziert wird, können Medikamente den Mangel gut wieder ausgleichen.
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