Wenn Du Dir ein Kind wünschst, kann es nicht schaden, dass Du Dich mit den einzelnen Entwicklungsstadien des Embryos näher auseinandersetzt. So weißt Du genau, was während der Schwangerschaft in Deinem Körper vor sich geht. Das Stadium der Blastozyste – eine frühe Form des Embryos – ist insbesondere auch für die künstliche Befruchtung von Bedeutung.
Was ist eine Blastozyste?
Ganz egal, ob Du auf natürlichem Wege schwanger werden möchtest oder eine künstliche Befruchtung in Erwägung ziehst – es ist ratsam, sich über die einzelnen Entwicklungsstadien des Embryos zu informieren, damit Du weißt, wie sich die Entwicklung Deines Babys in Deinem Körper vollzieht. Der Blastozyste – eine frühe Form des Embryos – kommt sowohl bei der natürlichen Fortpflanzung als auch bei der künstlichen Befruchtung eine besondere Bedeutung zu. Bei der natürlichen Fortpflanzung im weiblichen Körper ist sie das letzte Stadium des Embryos, bevor dieser sich in die Gebärmutterhöhle einnistet. Zu diesem Zeitpunkt – am fünften Tag nach der Befruchtung – ist der Embryo eine mit Flüssigkeit gefüllte kleine Kugel, die über circa 200 Zellen verfügt. Diese Blastozyste besteht aus zwei Zellgruppen: Bei einer natürlichen Entwicklung wird aus der inneren Zellgruppe der menschliche Fötus, die äußere Zellgruppe bildet hingegen die Plazenta und die Fruchtblase, welche sich in den Uterus einnistet. Die Fruchtblase dient Deinem Baby während der gesamten Schwangerschaft als Schutz und reißt erst im Zuge der Geburtswehen ein. Bei einer künstlichen Befruchtung mit einer Blastozyste setzt der Arzt diese am fünften Tag nach der Zeugung in die Gebärmutter ein. Im Labor können Forscher aus einem Embryo im Blastozystenstadium zudem embryonale Stammzelllinien entstehen lassen.
Wie entsteht eine Blastozyste?
Die Entwicklung der befruchteten Eizelle zur Blastozyste wird auch Blastulation oder Blastogenese genannt. Am ersten Tag nach der Befruchtung befindet sich die befruchtete Eizelle im sogenannten Vorkernstadium. Das heißt, dass die Erbträger der Ei- und Samenzelle noch nicht miteinander verschmolzen sind. Dies geschieht erst in den folgenden Stunden, sodass die Vorkerne schließlich den Zellkern des Embryos bilden. Anschließend beginnt sich die Eizelle, die um ein Vielfaches kleiner als ein Millimeter ist, zu teilen, bis ein Zellhaufen, die sogenannte Morula, entsteht. Diese wandert über den Eileiter zur Gebärmutter. Am fünften Tag nach der Befruchtung bildet sich schließlich aus der Morula durch eine Flüssigkeitsabsonderung nach innen die Blastozyste.
Was geschieht mit der Blastozyste beim Blastozystentransfer?
Wenn Du Dir ein Baby wünschst und auf natürlichem Wege nicht schwanger werden kannst, bietet der sogenannte Blastozystentransfer eine Möglichkeit, mit der Du Dir Deinen Kinderwunsch trotzdem erfüllen kannst. Dieses Verfahren stellt eine Alternative zur In-vitro-Fertilisation (IVF) und Intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI) dar. Während bei der IVF und der ICSI der Transfer der Embryonen üblicherweise am zweiten oder dritten Tag nach der Eizellenentnahme stattfindet, werden die Embryonen beim Blastozystentransfer zunächst fünf Tage lang kultiviert, damit sie das Stadium der Blastozyste erreichen, bevor sie in die Gebärmutter eingesetzt werden. Die längere Kultur führt somit dazu, dass der Transfer erst zu dem Zeitpunkt erfolgt, an dem die Embryonen auch bei einer natürlichen Empfängnis die Gebärmutter erreichen und sich dort einnisten. Diese Methode hat den Vorteil, dass die Aufnahmebereitschaft der Gebärmutterschleimhaut zu diesem Zeitpunkt am höchsten ist, denn wenn ein Embryo außerhalb des weiblichen Körpers zur Blastozyste heranreift, stellt er gewissermaßen unter Beweis, dass er sogar unter den Bedingungen im Brutschrank ein gutes Entwicklungspotential für die Einnistung erlangen kann. Dementsprechend hoch sind die Erfolgsraten für eine gute Weiterentwicklung nach dem Embryotransfer. Dennoch solltest Du Dir dessen bewusst sein, dass sich der Embyo beim Blastozystentransfer zwei Tage länger in einer unnatürlichen Umgebung aufhält. Ob dies möglicherweise einen negativen Einfluss auf seine Entwicklung hat, ist bislang nicht bekannt.
Blastozyste: Stammzellengewinnung
Eine Blastozyste ist aber nicht nur für Paare mit Kinderwunsch von Bedeutung. Auch in der Stammzellenforschung spielt dieses Entwicklungsstadium des Embryos eine entscheidende Rolle, da aus Blastozysten Stammzellen gewonnen werden können, die zur Heilung von schweren Erkrankungen dienen sollen. Ethisch ist die Methode allerdings höchst umstritten, da die Blastozysten hierbei zerstört werden: Zur Gewinnung der embryonalen Stammzellen werden zunächst Embryonen mit der gleichen Technik im Reagenzglas erzeugt, wie sie auch bei der IVF Anwendung findet. Wenn die befruchtete Eizelle fünf bis sechs Tage nach der Befruchtung zu einer Blastozyste herangereift ist, wird deren umhüllende Zellschicht durch den Einsatz von Antikörpern oder durch Laserstrahlen zerstört, sodass eine Fortentwicklung des Embryos unmöglich wird. Die durch die Zerstörung der umhüllenden Zellschicht nun zugängliche innere Zellmasse kann jetzt kultiviert werden und weiter wachsen, ohne sich zu differenzieren. Aus der Zellmasse gehen schließlich die embryonalen Stammzellen hervor, die verschiedene Krankheiten heilen sollen.
Blastozyste: Ethische Diskussion
Diese Art der Stammzellenforschung sorgt jedoch für heftige ethische Diskussionen, die sich stets um die Frage drehen, ob eine Blastozyste lediglich ein Zellhaufen ist oder bereits als Lebewesen betrachtet werden sollte. Weder Religion noch Philosophie oder Naturwissenschaften können diese Frage eindeutig beantworten, sodass letzten Endes jeder für sich selbst eine Antwort finden muss. Auch beim Blastozystentransfer spielt der ethische Gesichtspunkt eine Rolle. Eine entscheidende Frage bei der ethischen Diskussion ist etwa, was mit den „guten“ Embryonen, die überzählig sind und nicht übertragen werden, geschieht. In Deutschland regelt dies das sogenannte Embryonenschutzgesetz (ESchG). Es soll die missbräuchliche Verwendung von Embryonen, etwa zu Forschungszwecken, verhindern. Auch das Einfrieren ist laut ESchG unzulässig. So soll vermieden werden, dass „elternlose“ Embryonen entstehen, beispielsweise wenn sich der Kinderwunsch eines Paares erfüllt hat, aber noch tiefgefrorene Embryonen des Paares vorhanden sind.
Die Blastozyste ist eine frühe Form des Embryos, die am fünften Tag nach der Befruchtung entsteht. Wenn Du einen Kinderwunsch hegst, empfiehlt es sich, dass Du Dich mit den einzelnen Entwicklungsstadien des Embryos genau auseinandersetzt, damit Du weißt, was während der Schwangerschaft in Deinem Körper vor sich geht. Zudem kommt der Blastozyste auch bei der künstlichen Befruchtung eine wichtige Rolle zu: Während bei der IVF und der ICSI der Embryotransfer am zweiten oder dritten Tag nach der Befruchtung erfolgt, wird beim sogenannten Blastozystentransfer der Embryo erst am fünften Tag nach der Befruchtung – also als Blastozyste – in die Gebärmutter eingesetzt.