Chronische Krankheiten beeinflussen die Fruchtbarkeit, aber nicht in allen Fällen muss der Kinderwunsch deswegen aufgegeben werden. Wenn der Wunsch nach einem Baby entsteht, tun sich eine ganze Reihe von neuen Fragen auf: Welchen Einfluss hat die Krankheit auf die Chance, Mutter zu werden? Welche Möglichkeiten gibt es, um schwanger zu werden? Mit welchen Hindernissen musst Du rechnen?
Der weibliche Zyklus ist ausgesprochen komplex und wird von vielen Faktoren beeinflusst. Neben zahlreichen hormonellen Störungen, die Deiner Fruchtbarkeit zu schaffen machen können, gibt es allerdings auch noch einige chronische Krankheiten, die einen negativen Einfluss auf Deine Zeugungsfähigkeit haben können. Dabei müssen die Krankheiten nicht einmal Dich direkt betreffen, um einen Einfluss auf Deinen Kinderwunsch zu haben. Häufig wird durch sie nämlich auch die Spermienqualität Deines Partners nachhaltig geschädigt, wenn er erkrankt ist. Doch bei welchen Krankheiten ist ein Kinderwunsch wirklich aussichtslos und welche klingen dramatisch, lassen Dir bei der Kinderplanung jedoch noch Spielraum?
Diabetes
Ungefähr sechs Prozent aller Menschen leiden an Diabetes. Bevor die Krankheit ab 1922 mit Insulin behandelt werden konnte, brachten nur wenige zuckerkranke Frauen gesunde Kinder zur Welt, denn die Krankheit der Mutter kann schwere Mangelerscheinungen und lebensbedrohliche Fehlbildungen beim Baby auslösen. Durch die Insulinbehandlung ist die Sterblichkeit von Kindern im Mutterleib aber unter zwei Prozent gesunken. Trotzdem entstehen während einer Schwangerschaft Risiken für Mutter und Kind, die unbedingt im Vorhinein bedacht und mit einem Arzt besprochen und abgewägt werden müssen. Wenn Deine Nieren durch die Zuckerkrankheit geschädigt wurden, kann es durch die Belastung der Schwangerschaft unter Umständen zu einem Nierenversagen kommen. Bei einer Herzkranzgefäßverkalkung raten Ärzte sogar grundsätzlich von einer Schwangerschaft ab. Das ungeborene Kind reagiert viel empfindlicher auf Stoffwechselunregelmäßigkeiten als die Mutter. Darum muss schon vor der Empfängnis – sofern sie geplant ist – auf jeden Fall der Stoffwechsel mit ärztlicher Hilfe ausgeglichen werden, um Missbildungen und Fehlgeburten zu vermeiden. Der behandelnde Arzt wird während einer Schwangerschaft sehr streng vorgehen, aber diese Betreuung ist für das Wohlergehen von Dir und Deinem Kind unbedingt notwendig. Mit dem Schwangerwerden solltest Du bei Diabetes hingegen keinerlei Probleme haben. Leidet Dein Partner jedoch an der Krankheit wirkt sich dies negativ auf die Spermienqualität aus. Über die Hälfte der Spermien waren in einer entsprechenden Studie beschädigt.
Krebs
In der Regel wirkt sich bei einer Krebserkrankung vor allem die Chemotherapie negativ auf die Fruchtbarkeit aus. Eine Unfruchtbarkeit muss dies aber längst nicht mehr zur Folge haben. Je nach notwendiger Dosierung und zusätzlichen Medikamenten können aber auch Keimzellen wie Ei- und Samenzellen geschädigt werden. Bei Frauen kann sich das bemerkbar machen, indem durch die Hormonverschiebung die Regelblutung ausbleibt und vorzeitig Wechseljahresbeschwerden auftreten. Mit einer Hormonersatztherapie kann aber in vielen Fällen vorübergehender Unfruchtbarkeit abgeholfen werden. Bei Männern kann dagegen durch eine Strahlenbehandlung der Testosteronspiegel sinken. Um die Muskulatur, die Potenz und die Libido aufrechtzuerhalten, können zum Ausgleich Hormonpflaster oder -spritzen gegeben werden. Nach der Behandlung von Hodenkrebs kann es sein, dass überhaupt keine Spermien mehr produziert werden. Nach einiger Zeit läuft die Produktion aber wieder an. Für den Zeitraum von einem halben Jahr nach der Chemotherapie sollten Männer und Frauen auf jeden Fall verhüten, damit es durch eventuell beeinträchtigte Keimzellen zu keiner Gefahr für das ungeborene Kind kommt. Ausnahmen bilden natürlich Tumore an den primären Fortpflanzungsorganen der Frau. Auch hier kommt es jedoch auf den Schweregrad des Tumors an. Heutzutage ist es zum Beispiel selbst bei Gebärmutterhalskrebs nicht zwingend nötig, dass die komplette Gebärmutter entfernt wird.
Multiple Sklerose
Multiple Sklerose beeinträchtigt nicht die Chancen, schwanger zu werden. Es ist sogar erwiesen, dass sich die Anzahl der Schübe bei erkrankten Frauen während der Schwangerschaft vermindert. Mit dem behandelnden Neurologen und dem Gynäkologen solltest Du Dich aber rechtzeitig beraten, sobald der Kinderwunsch konkreter wird. Denn eine Schwangerschaft ist nur in einer stabilen Phase ratsam. Falls in der Therapie Immunsuppressiva eingenommen werden, sollten diese während der Schwangerschaft abgesetzt oder durch ein anderes Medikament ersetzt werden, weil sie die Entwicklung des ungeborenen Kindes beeinträchtigen und Fehlbildungen verursachen können. Die üblichen Schmerz- und Narkosemittel, die während der Entbindung eingesetzt werden, haben keinen negativen Einfluss auf das Kind oder auf den Krankheitsverlauf der Mutter. Wenn Du stillen möchtest, kläre mit Deinem Arzt, welche Medikamente Du nehmen darfst.
HIV
HIV ist für die meisten Menschen nach wie vor eine absolute Horrordiagnose. Doch mittlerweile ist die Ansteckung mit dem Virus in keinster Weise mehr ein Todesurteil. Auch wenn Du mit HIV starke Medikamente einnehmen musst und die Nebenwirkungen alles andere als angenehm ausfallen können, kannst Du nach der richtigen Einstellung der Medikamente ein nahezu normales Leben führen. Dazu gehört auch das Kinderkriegen. Natürlich solltest Du dies allerdings nicht auf natürlichem Weg versuchen, da Du sonst Deinen Partner anstecken könntest. Auch wenn Dein Partner ebenfalls an HIV erkrankt ist, sollte dies tunlichst vermieden werden, da der Austausch unterschiedlicher Virenstämme die Krankheit bei Euch beiden drastisch verschlimmern kann. Einer künstlichen Befruchtung via In-vitro-Fertilisation steht jedoch nichts im Weg. Ist Dein Partner erkrankt, werden seine Spermien vorher speziell gereinigt und mehrmals auf das Virus untersucht, bevor die Eizelle befruchtet und Dir eingesetzt wird. Solltest Du erkrankt sein, heißt das ebenfalls nicht zwangsläufig, dass Dein Baby auch erkranken muss. Bei entsprechender Therapie während der Schwangerschaft liegt die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung bei gerade einmal einem Prozent. Auf eine natürliche Geburt und auf das Stillen solltest Du jedoch nach Möglichkeit verzichten, um das Ansteckungsrisiko so gering wie möglich zu halten.
Neben zahlreichen hormonellen Störungen können auch chronische Krankheiten die Fruchtbarkeit negativ beeinflussen. Heutzutage heißt dies allerdings nicht zwangsläufig, dass Du Deinen Kinderwunsch komplett auf Eis legen musst. Selbst bei schwerwiegenden Erkrankungen wie Krebs und HIV besteht mittlerweile berechtigte Hoffnung.