Viele Frauen können wegen einer hormonellen Störung nicht schwanger werden. Die häufigste dieser Störungen ist das Polyzystische Ovarsyndrom. Das Antidiabetikum Metformin kann dafür sorgen, dass sich der Stoffwechsel der Betroffenen normalisiert und ein Eisprung wieder vorkommt. Inwiefern kann dadurch Metformin den Kinderwunsch erfüllen?
Unfruchtbarkeit und Zyklusstörungen sind für Frauen mit Kinderwunsch die bitteren Auswirkungen des Polyzystischen Ovarsyndroms (PCO-Syndrom oder PCOS). Betroffen von PCOS sind etwa fünf bis zehn Prozent aller geschlechtsreifen Frauen weltweit, darunter auch viele Frauen mit Übergewicht. Die hormonelle Störung ist eine der häufigsten Ursachen für Unfruchtbarkeit. Metforminhydrochlorid, kurz Metformin, wird eigentlich bei Diabetes Typ II eingesetzt. Es hat sich jedoch gezeigt, dass Polyzystische Ovarien gerade bei den übergewichtigen Betroffenen häufig infolge einer Insulinresistenz entstehen. Bei Frauen mit einer solchen messbaren Resistenz kann daher das insulinsenkende Metformin den Kinderwunsch positiv beeinflussen. Das Antidiabetikum verbessert das Ansprechen des Körpers auf Insulin und reguliert den Ablauf des Zuckerstoffwechsels. Das kann die Wirkung einer ovariellen Stimulationsbehandlung, zum Beispiel mit dem Wirkstoff Clomifen, verbessern, oder sogar zu spontanen Ovulationen führen. Obwohl die Behandlung im sogenannten Off-Label Use erfolgt, also außerhalb des zugelassenen Indikationsgebiets oder der zugelassenen Personengruppe, kann Metformin bei Kinderwunsch eingesetzt werden.
Wie wirkt Metformin bei Kinderwunsch?
Die Therapie des PCO-Syndroms richtet sich nach der im Vordergrund stehenden Symptomatik. Ist die Unfruchtbarkeit das Hauptproblem, erfolgt meist eine Behandlung mit Clomifen, um bei den an Zyklusstörungen leidenden Frauen einen Eisprung auszulösen. Die hormonelle Störung verursacht einen Überschuss an männlichen Hormonen. Da ein kleiner Prozentsatz der Frauen mit PCOS zusätzlich eine Insulinresistenz aufweisen, wird Metformin bei Kinderwunsch eingesetzt. Ähnlich wie beim Altersdiabetes muss ihr Körper immer mehr Insulin produzieren, um den Blutzuckerspiegel im Zaum zu halten. Dabei werden noch mehr männliche Hormone produziert. Der Wirkstoff Metformin verbessert die Wirkung von Insulin und dadurch wird insgesamt der Hormonhaushalt normalisiert und der Eisprung findet wieder regelmäßig statt. So kann Metformin den Kinderwunsch im Idealfall erfüllen. Viele Frauenärzte wissen um diese Wirkung des Antidiabetikums und behandeln Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch damit, obwohl Metformin zu diesem Zweck nicht offiziell zugelassen ist. Davon muss die Patientin jedoch vorher in Kenntnis gesetzt werden, vor allem, da die Krankenkasse die Behandlung mit Metformin bei Kinderwunsch bisher noch nicht übernimmt. Darüber hinaus bewirkt die Metformin-Therapie eine Normalisierung des Spiegels der Hormone LH (Luteinisierendes Hormon) und FSH (Follikelstimulierendes Hormon) und bei übergewichtigen PCOS-Erkrankten auch eine deutliche Reduzierung des Körpergewichts. Beides wirkt sich zusätzlich positiv auf die Fruchtbarkeit aus.
Metformin bei Kinderwunsch: Nebenwirkungen
Das Antidiabetikum wird in erster Linie bei Patienten mit Typ II Diabetes eingesetzt. Für Patienten mit Typ I Diabetes, sowie bei Nierenerkrankungen oder Azidose, also einer Störung des Säure-Basen-Haushalts, ist Metformin kontraindiziert, das heißt, es darf nicht eingesetzt werden. Bei anderen Personengruppen ist die Behandlung mit Metformin bei Kinderwunsch möglich, bewirkt aber vor allem Nebenwirkungen im gastro-intestinalen Bereich, wie zum Beispiel Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Blähungen. Deswegen sollte zu Beginn nur eine kleine Dosis Metformin eingenommen und die Dosis allmählich erhöht werden. Nach einigen Wochen sollten die Nebenwirkungen dann verschwinden. Dauerhafte Müdigkeit und Angeschlagenheit, Schmerzen in den Muskeln, oder anhaltende Atmungs- und Verdauungsprobleme sind Anzeichen für eine Azidose. Deshalb sollte hier die Einnahme von Metformin bei Kinderwunsch abgebrochen werden. Kontrovers diskutiert ist die Frage, ob nach Eintritt einer Schwangerschaft die Behandlung fortgeführt werden sollte oder nicht. Im Falle eines Typ-II-Diabetes kann in der Schwangerschaft auf Insulin umgestellt werden.
Wie erfolgversprechend ist eine Therapie mit Metformin bei Kinderwunsch?
Die Ergebnisse der Studien zum Erfolg von Metformin bei Kinderwunsch gehen auseinander. Einige Studien zeigen, dass bis zu 90 Prozent der übergewichtigen Frauen mit PCO-Syndrom ohne Eisprung mit Metformin einen Eisprung haben. Die Werte bei einer Behandlung mit Clomifen oder einem Placebo liegen deutlich darunter. Durch mehr Ovulationen kommt es demnach auch zu einer erhöhten Schwangerschaftsrate. Eine neuere Studie von 2007 zeigt jedoch, dass Metformin bei Kinderwunsch nur bedingt eine Schwangerschaft nach sich zieht und es auch eine erhöhte Fehlgeburtenrate gibt. Dr. Ute Schäfer-Graf vom Vivantes Kompetenzzentrum für Diabetes und Schwangerschaft in Berlin rät daher zu einer „primären Monotherapie mit Clomifen“. Andere Studien sprechen sich positiv für eine kombinierte Behandlung mit Clomifen und Metformin bei Kinderwunsch aus, da so sowohl der unregelmäßige Zyklus als auch die Insulinresistenz gleichzeitig in Angriff genommen werden. Die Gruppe der Patientinnen, für die eine Behandlung mit Metformin endlich zum Wunschkind führen kann, ist also noch nicht eindeutig definiert und dieses Verwendungsgebiet des Antidiabetikums noch nicht offiziell. Da die Nebenwirkungen sich jedoch in Grenzen halten und Frauen mit Kinderwunsch dazu neigen, nichts unversucht zu lassen, setzen viele Frauenärzte und Reproduktionsmediziner Metformin bei Kinderwunsch ein.
Ob eine Behandlung mit Metformin den Kinderwunsch erfüllen kann, ist umstritten. Erwiesen ist jedoch, dass bei einigen Frauen mit dem Polyzystischen Ovarsyndrom zusätzlich eine Insulinresistenz vorliegt, die mit Metformin behandelt werden kann. Dies hat schon in einigen Fällen den Weg zum Wunschkind erleichtert und ist deshalb mit Sicherheit für viele Frauen einen Versuch wert.