Für ein Paar kann es schnell zur Belastungsprobe werden, wenn auch nach monatelangem Versuchen keine Schwangerschaft eintritt. Wenn der natürliche Weg einfach nicht der richtige zu sein scheint, gibt es aber auch einen anderen Weg zum Wunschkind und der führt häufig über eine Kinderwunschklinik.
Sobald ein Paar sich ein Kind wünscht, ist es ganz schön frustrierend, wenn die Schwangerschaftstests auch nach vielen Monaten nicht positiv ausfallen. Nach zwölf Monaten ungeschützten Geschlechtsverkehrs ohne Schwangerschaft spricht man von Unfruchtbarkeit. Das heißt jedoch noch lange nicht, dass es danach keine Möglichkeiten mehr gibt, ein eigenes Kind zu bekommen. Dank der Reproduktionsmedizin gibt es viele Wege zum Wunschkind. Um Dich über diese verschiedenen Möglichkeiten zu informieren, solltest Du mit Deinem Partner eine Kinderwunschklinik aufsuchen. Dort findet von der Sterilitätsdiagnose über Hormonbehandlungen bis hin zur In-vitro-Fertilisation alles in einer Praxis statt. Ein Team aus qualifizierten Reproduktionsmedizinern, Biologen, Psychologen und spezialisiertem Praxispersonal kümmert sich ausschließlich um Deinen Kinderwunsch. Eine Behandlung in der Kinderwunschklinik ist zwar teuer, kann aber in einigen Fällen zur Hälfte von der Krankenkasse übernommen werden. Das Wichtigste ist, dass es bei ungefähr 60 Prozent der Patienten einer Kinderwunschklinik früher oder später zu einer Schwangerschaft kommt. Doch auch bei einer Schwangerschaft auf dem künstlichen Weg müssen Du und Dein Partner ein wenig Geduld aufbringen.
Die Behandlung in der Kinderwunschklinik
Die Behandlung in der Kinderwunschklinik beginnt, wie jede andere Behandlung auch, mit einem ausführlichen Beratungsgespräch. Anhand Eurer bisherigen Krankheitsgeschichte und erster Untersuchungen wird schnell festgestellt, warum es nicht zu einer Schwangerschaft kommt. Die Gründe für Unfruchtbarkeit sind häufig eine schlechte Spermienqualität, eine Beschädigung der Reproduktionsorgane, hormonelle oder psychische Probleme. Bei Deinem Partner wird ein Spermiogramm, also die Untersuchung der Qualität des Spermas, in der Kinderwunschklinik durchgeführt und auch Deine Fruchtbarkeit wird überprüft. Dazu wird ein Bluttest gemacht und Deine Gebärmutter, Eileiter und Eierstöcke werden per Ultraschall untersucht. Im sogenannten Zyklus-Monitoring wird mit einfachen Mitteln der weibliche Zyklus überwacht und gegebenenfalls ein Eisprung mit Hormoninjektionen ausgelöst. Sollte die Kinderlosigkeit an körperlichen Störungen liegen, werden die weiteren Möglichkeiten besprochen und nach Bedarf Behandlungen durchgeführt. Die Behandlungsmöglichkeiten in der Kinderwunschklinik sind zahlreich und umfassen beispielsweise die Insemination, also das Einspritzen von Spermien in die Gebärmutter und die künstliche Befruchtung außerhalb des Körpers (In-vitro Fertilisation bzw. IVF). Dazu werden Spermien und Eizellen von Dir und Deinem Partner entnommen und in einem Reagenzglas zusammengebracht. Falls die Qualität des Spermas dann noch nicht ausreichend ist, kann in der Kinderwunschklinik auch eine ausgewählte Samenzelle mittels der Intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI) direkt in die Eizelle gespritzt werden. Nach erfolgreicher Berfruchtung werden meist zwei Embryonen in die Gebärmutter eingesetzt. Die Erfolgsaussichten einer solchen Behandlung liegen bei 20 bis 40 Prozent. Häufig klappt es auch auf diesem Wege nicht direkt beim ersten Versuch. Daher muss ein Paar mit Kinderwunsch einfach am Ball bleiben.
Kinderwunschklinik: Voraussetzungen für die Behandlung und die Kostenübernahme
Die Behandlung in der Kinderwunschklinik ist an einige Voraussetzungen gekoppelt. Am wichtigsten ist, dass das Paar gesund ist und ein positiver Röteln-Immunstatus vorliegt und kein HIV oder Hepatitis bei einem der Partner diagnostiziert wird. Eizelle und Sperma müssen von dem behandelten Paar selbst stammen. Samenspende und Leihmutterschaft sind bei einer Behandlung in der Kinderwunschklinik nicht möglich. Bei der Frau müssen zudem mindestens ein Eierstock und die Gebärmutter funktionstüchtig sein. Auch die Kostenübernahme durch die Krankenkasse ist von verschiedenen Voraussetzungen abhängig: Das Beratungsgespräch in der Kinderwunschklinik, die Untersuchung zur Ursache der ungewollten Kinderlosigkeit und sogar die Hormontherapie werden in der Regel von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen. Möchte man darüber hinaus die weiteren Angebote in Anspruch nehmen, die das Kinderwunschzentrum bietet, wie In-vitro Fertilisation oder Insemination, zahlt die Kasse immerhin die Hälfte, aber nur, wenn die Partner verheiratet sein, die Frau zwischen 25 und 39 Jahren alt ist und der Mann nicht älter als 49 Jahre. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, zahlt die Krankenkasse für bis zu drei Versuche der künstlichen Befruchtung. Auch unverheiratete Paare können sich in einer Kinderwunschklinik behandeln lassen. Sie müssen jedoch vor einer Ethik-Komission der Ärztekammer vorsprechen und dort nachweisen, dass es sich um eine stabile Partnerschaft handelt, bei der keiner der Partner bereits verheiratet ist. Eine Kostenübernahme durch die Krankenkasse ist bei unverheirateten Paaren allerdings nur bei Privatversicherten möglich. So oder so lohnt es sich, bei ungewollter Kinderlosigkeit zuerst einmal die einführenden Untersuchungen in der Kinderwunschklinik durchführen zu lassen. Sollte eine IVF oder ICSI nötig werden, kann man immer noch die verschiedenen Möglichkeiten der Finanzierung durchgehen.
Wie findest Du eine geeignete Kinderwunschklinik?
Kinderwunschkliniken gibt es inzwischen viele, aber da der medizinische Weg zum Wunschkind langwierig werden kann, ist es wichtig, dass Du Dich mit der Kinderwunschklinik Deiner Wahl auch wohl fühlst. Erstberatungs- und Informationsgespräche sind in der Regel kostenlos, sodass Du Dir ruhig von mehreren Kliniken ein Bild machen kannst, bevor Du Dich entscheidest. Trotz teilweiser Übernahme durch die Krankenkassen ist die Reproduktionsmedizin noch immer recht teuer. Scheue Dich daher nicht, Dir die Kinderwunschklinik nach Deinen eigenen Wünschen auszusuchen. Kleinere Kliniken bieten häufig ein persönlicheres Umfeld als ein großes Kinderwunschzentrum. Große Kliniken haben jedoch oft eine höhere Erfolgsquote, da die Experten dort mehr Erfahrung haben. Generell sollten Du und Dein Partner das Gefühl haben, dass in der Kinderwunschklinik auf Eure Fragen, Wünsche und auch Sorgen individuell und einfühlsam eingegangen wird. Die Zeit der medizinischen Kinderwunschbehandlung kann sehr stressig und frustrierend für ein Paar sein, wenn es trotz Reproduktionsmedizin nicht gleich klappt. Daher sollte der behandelnde Arzt auch ein guter Zuhörer und Ansprechpartner sein.
Für viele Paare führt der Weg zum Wunschkind über eine Kinderwunschklinik. Die moderne Medizin bietet so manche Möglichkeit, auch bei Fruchtbarkeitsproblemen doch noch schwanger zu werden. Eine Garantie bietet auch die Behandlung in der Kinderwunschklinik zwar nicht, aber häufig ist die assistierte Empfängnis zumindest einen Versuch wert.
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