Insbesondere bei der In-vitro-Fertilisation, der künstlichen Befruchtung im Glas, kommt es manchmal zu Problemen beim sogenannten Hatching – dem Ausschlüpfen des Embryos aus seiner Schutzhülle. Das Verlassen dieser Gewebehülle ist jedoch eine grundlegende Voraussetzung für die Einnistung des Embryos in der Gebärmutterschleimhaut und somit auch für die Entstehung einer Schwangerschaft. Beim Assisted Hatching wird der Embryo durch Mediziner dabei unterstützt, seine Hülle abzulegen. Die Wirksamkeit des Verfahrens ist jedoch noch umstritten.
Assisted Hatching: Schlüpfhilfe für den Embryo
Der Begriff Assisted Hatching heißt ins Deutsche übersetzt etwa so viel wie „unterstütztes Schlüpfen“ oder auch „Schlüpfhilfe“ und bezeichnet ein Verfahren, das bei der künstlichen Befruchtung zum Einsatz kommt. Jede Eizelle ist von einer elastischen, aber gleichzeitig festen Gewebeschicht umgeben, die als Zona pellucida (lateinisch für „Glashaut“) bezeichnet wird. Die Zona pellucida beschützt die Eizelle vor äußeren Einflüssen und ist gleichzeitig eine natürliche Barriere für Spermien, die verhindert, dass bei der Befruchtung mehr als ein Spermium in die Eizelle eindringt. Auch nach der Befruchtung bleibt die Eizelle noch einige Tage in ihrer Schutzhülle und teilt sich in ihr, ohne zunächst größer zu werden. Die Zona pellucida hält die geteilten Zellen zusammen, bis die Eizelle das Achtzellstadium erreicht, in dem die einzelnen Zellen zusammenwachsen. Etwa am fünften Tag nach dem Eisprung erreicht die Eizelle dann das sogenannte Blastozystenstadium. Dies bedeutet, dass sich im Inneren des Embryos ein mit Flüssigkeit gefüllter Hohlraum bildet, der dafür sorgt, dass die Zona pellucida zu eng wird und sich durch das Wachstum des Embryos öffnet. Der Embryo schlüpft nun aus seiner Hülle und kann sich anschließend in der Gebärmutterschleimhaut einnisten – eine Schwangerschaft beginnt. In einigen Fällen weist die Zona pellucida allerdings Veränderungen auf, die es dem Embryo unmöglich machen, seine Schutzhülle zu verlassen. Einige Mediziner vermuten, dass gerade die künstliche Befruchtung und auch das Einfrieren von Eizellen – die sogenannte Kryokonservierung – solche Veränderungen hervorrufen und eine Schwangerschaft so erschweren können. In solchen Fällen stellt das Assisted Hatching ein mögliches Verfahren dar, um dem Embryo das Verlassen seiner Hülle zu erleichtern.
Das passiert beim Assisted Hatching
Beim Assisted Hatching wird die Zona pellucida angeritzt oder ausgedünnt, damit der Embryo diese durch sein Wachstum leichter öffnen und ihr so entschlüpfen kann. Hierbei ist Präzisionsarbeit gefragt, denn eine zu geringe Öffnung kann das Schlüpfen des Embryos trotz des Eingriffs verhindern. Gleichzeitig muss der Reproduktionsmediziner selbstverständlich darauf achten, dass der Embryo nicht verletzt wird. Als sicherste Methode gilt dabei die Lasertechnik, bei der die Zona pellucida mit einem gezielten Laserstrahl geöffnet wird. Alternativ lässt sich das Assisted Hatching auch mit Enzymen durchführen. Dabei wird eine Enzymlösung auf die Glashaut gegeben, die diese ausdünnt und dem Embryo so den Weg frei macht. Allerdings ist noch nicht geklärt, ob der Kontakt mit der Lösung möglicherweise negative Auswirkungen auf die weitere Entwicklung des Embryos hat. Die dritte und letzte Möglichkeit beim Assisted Hatching ist die Verwendung einer Glasnadel, mit der die Zona pellucida leicht eingeritzt wird. Anders als bei der Lasermethode, die sich im Vorfeld sehr genau einstellen lässt, ist das Ergebnis bei der Nadeltechnik jedoch stark vom Geschick des ausführenden Mediziners abhängig und eine Verletzung des Embryos somit wahrscheinlicher.
Kommt Assisted Hatching für Dich in Frage?
Wenn sich auch nach drei Versuchen der künstlichen Befruchtung keine Schwangerschaft eingestellt hat, kann das darauf hindeuten, dass die Eizelle Schlüpfprobleme hat und sich deshalb trotz einer Befruchtung nicht in der Gebärmutterschleimhaut einnisten konnte. In solchen Fällen kann das Assisted Hatching dem kinderlosen Paar doch noch zu ihrem Wunschbaby verhelfen. Das Verfahren kommt darüber hinaus vor allem bei Frauen ab einem Alter von 37 Jahren zum Einsatz. Aber auch Patientinnen, bei denen eine ungewöhnlich dicke Eizellhülle nachgewiesen werden konnte, können vom Assisted Hatching profitieren. Bei diesen drei Gruppen von Frauen mit Kinderwunsch konnten verschiedene Statistiken nachweisen, dass das Öffnen der Glashaut die Chancen auf eine Schwangerschaft deutlich erhöhte. Allerdings fehlen noch wichtige Langzeitstudien – so ist zum Beispiel noch nicht erwiesen, ob auch die Rate der Lebendgeburten nach dem Assisted Hatching ansteigt. Daher raten viele Ärzte davon ab, das Assisted Hatching als Routinemethode in die künstliche Befruchtung einzubinden. Weitere Kritikpunkte sind, dass der Embryo bei allen Techniken der Schlüpfhilfe beschädigt werden kann und es noch unklar ist, ob durch die Methode eventuell vorhandene natürliche Einnistungsblockaden übergangen werden, die dazu da sind, die Einnistung von Embryonen zu verhindern, die über genetische Auffälligkeiten verfügen.
Beim Assisted Hatching wird die Eizellhülle, die sogenannte Zona pellucida, leicht geöffnet oder ausgedünnt, um dem Embryo das Schlüpfen aus dieser zu erleichtern und die Chancen auf eine Schwangerschaft so zu erhöhen. Da die Methode noch nicht endgültig erforscht wurde, ist es wichtig, dass Du Dich von Deinem Arzt ausführlich über die Risiken und Erfolgschancen beraten lässt, bevor Du Dich dafür entscheidest, ein Assisted Hatching durchführen zu lassen.
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