Es ist eine verdammt schwere Zeit für Familien! Dienstagabend beschlossen Bund und Länder, den Lockdown bis zum 14. Februar 2021 zu verlängern, die Präsenzpflicht an Schulen bleibt somit weiterhin aus. Heißt: Die Schulen bleiben grundsätzlich geschlossen, Schüler*innen bilden sich weitere Wochen im Homeschooling fort. Und das kann schwerwiegende Konsequenzen für sie mit sich bringen. Viele Kinder werden noch lange darunter leiden, das zumindest nehmen Experten an.
Die Pandemie macht es uns allen nicht leicht, verändert unser Leben seit Monaten! Nicht nur Politiker*Innen stehen vor einer großen, bisher nicht da gewesenen Situation, auch Familien müssen ihren Alltag komplett neu strukturieren. Denn viele Eltern sitzen seit Wochen im Home-Office, müssen neben ihrer regulären Arbeit auch noch ihre Kinder betreuen UND ihnen den aktuellen Unterrichtsstoff näher bringen. Dazu kommt, dass die Digitalisierung nicht an jeder Schule rund läuft. Eltern müssen sich also mit verschiedensten Lernplattformen auseinandersetzen, um sicher zu stellen, dass ihre Kinder im Anschluss an die Pandemie den Unterrichtsstoff nicht versäumt haben.
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Langwierige Konsequenzen
Und diese Situation kann weitreichende Konsequenzen für Kinder haben. „Internationale Studien zeigen, dass sich die Lernentwicklung in den Zeiten, in denen Schulen wegen Corona geschlossen waren, verlangsamt hat, dass Lernzeiten sich verkürzt haben“, sagt Kai Maaz, geschäftsführender Direktor des Leibniz-Instituts für Bildungsforschung und Bildungsinformation (DIPF), wie t-online.de berichtet. Dabei müsse man immer den Unterschied zwischen leistungsstarken und leistungsschwachen Schüler*innen im Blick haben, auch die soziale Herkunft spiele eine große Rolle.
Maaz schlussfolgert, dass Kinder aus sozial schwierigen Verhältnissen eher Gefahr laufen, größere Lernrückstände zu entwickeln. Logisch: Denn sie bekommen zuhause vielleicht weniger Unterstützung, sind mehr auf sich alleine gestellt. Sie haben keinen Lehrer vor Ort, der darauf achtet, dass sie mitkommen, den Stoff verinhaltlichen. Die Ungleichheit von leistungsstarken und leistungsschwächen Schüler*innen werde sich also in diesen Monaten vergrößern. Und es werde somit eine große Aufgabe auf die Schulen zukommen, mit dieser Heterogenität umzugehen. Natürlich werde es aber auch Schüler*innen geben, die völlig unbeschadet aus dieser Situation gehen werden.
Kritik an Digitalisierung
Der Experte kritisiert außerdem, dass die Schulen digital schlecht aufgestellt seien. Das Bildungsangebot sei nicht so, wie es sein sollte. „Dass wir da im internationalen Vergleich bereits weiter hinten liegen, fällt uns jetzt möglicherweise auf die Füße“, sagt Maaz.
Das sieht auch Nicola Brandt, Leiterin des OECD Berlin Centre, so. Deutschland stehe bei der digitalen Bildung noch ganz am Anfang. Es gehe ja nicht nur darum, ein Arbeitsblatt auf einer Lernplattform hochzuladen, um die Schüler*innen dann damit alleine zu lassen.
Aktuell fehle es den Kindern zuhause zudem auch an Interaktionen mit anderen Kindern und Lehrer*Innen. Es mangele also an sozialen Kontakten, gemeinsamen Problemlösungen und dem Schutzraum Schule. „Das ist natürlich wichtig für Kinder aus benachteiligten Familien, wo der Wohnraum beengt ist. Wenn das wegfällt, hat das auch Einfluss auf die Lernergebnisse der Kinder“, sagt Brandt.
Schaden vor allem für jüngere Kinder
Und sie mahnt, dass die Schulschließungen vor allem jüngeren Kindern schaden können. „Für die Jüngsten ist es am schwierigsten, Defizite beim Lesen oder Rechnen wieder aufzuholen, denn Lernen baut auf dem bereits Gelernten auf.“ Homeschooling sei für sie am wenigsten geeignet.
Da kann man wirklich nur hoffen, dass wir es bald schaffen, das Corona-Virus so unter Kontrolle zu bekommen, dass es schon im Frühjahr die Hoffnung gibt, ein bisschen Normalität wiederzubekommen. Und unsere Kinder endlich wieder die Schulbank drücken können!
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Bildquelle: Getty Images / Marco VDM