Viele Kindergärten veranstalten regelmäßig einen Morgenkreis. Dabei finden sich die Erzieherinnen und die Kinder zu einem Sitz- oder Stuhlkreis zusammen, um gemeinsam zu musizieren, zu tanzen, zu spielen und Geschichten zu lauschen. Auf diese Weise stärkt der Morgenkreis das Gemeinschaftsgefühl und fördert die Kreativität, die soziale Kompetenz, die kognitiven und die motorischen Fähigkeiten deines Kindes. Wir zeigen dir die schönsten Ideen für den Morgenkreis und warum das Ritual auch kritisiert wird.
Was ist ein Morgenkreis?
Viele Kindergärten und Kinderläden starten mit einem sogenannten Morgenkreis in den Tag. Die Bezeichnung steht aber nicht nur für die morgendlichen Zusammenkünfte. Auch wenn die Erzieherinnen und Kinder sich zu einer anderen Tageszeit in einem Sitz- oder Stuhlkreis zusammenfinden, um gemeinsam zu singen, zu musizieren, zu spielen und Geschichten zu lauschen, spricht man oft von einem Morgenkreis. Im Idealfall ist in solch einer Runde der Blickkontakt zu jedem Kind gewährleistet, denn sie dient dazu, das Gemeinschaftsgefühl zu stärken und die kognitiven Fähigkeiten sowie die Fantasie und die Sinneswahrnehmung der Kinder zu fördern.
Die morgendliche Versammlung kann auch unter einem bestimmten Themenschwerpunkt stehen. Wenn das Thema beispielsweise „Wald“ lautet, lesen die Erzieherinnen Waldgeschichten vor und die Kinder können waldbezogene Lieder singen und Spiele spielen. An besonderen Tagen, etwa wenn ein Kind Geburtstag hat oder wenn Karneval ist, wird der Morgenkreis entsprechend angepasst, indem die Kinder zum Beispiel Geburtstags- und Karnevalslieder singen. In einigen Kindergärten sind alle Kinder dazu verpflichtet, an dem Morgenkreis teilzunehmen, in anderen Einrichtungen ist die Teilnahme freiwillig, sodass sich dein Kind, wenn es einmal kein Interesse an der Runde haben sollte, währenddessen unter der Aufsicht einer Erzieherin mit anderen Dingen beschäftigen kann.
Spiele im Morgenkreis
Besonders beliebt im Morgenkreis sind Spiele, bei denen sich die Kinder aktiv einbringen können. Diese eignen sich vor allem für die frühen Morgenstunden, in denen die Kinder oft noch sehr müde sind, denn indem die Spiele sie zum Mitmachen anhalten, wecken sie ihre Lebensgeister. Hier bieten sich vor allem tänzerische Spiele oder Fingerspiele an, die überdies die Grob- und Feinmotorik deines Kindes und seiner Spielkameraden fördern. Bei Tanzspielen können zum Beispiel bunte Tücher zum Einsatz kommen, mit denen die Kinder im Takt der Musik wedeln. Auch Pantomime ist ein beliebtes Spiel für den Morgenkreis. Wenn die Runde unter einem bestimmten Thema steht, kann das Pantomime-Spiel entsprechend angepasst werden. Lautet das Thema zum Beispiel „Wald“, gibt die Erzieherin einem Kind eine waldbezogene Tätigkeit vor, die es anschließend den anderen Kindern vorführt, damit diese sie erraten können. Dein Kind kann hier zum Beispiel vormachen, wie es Pilze sucht, wie ein Eichhörnchen seine Nüsse versteckt oder wie ein Vogel ein Nest baut und seine Jungen füttert. Beim Thema „Meer“ bietet sich zum Beispiel die pantomimisch Darstellung vom Schwimmen oder vom Sandburgenbauen an. Auch klassische Spiele, die die Aufmerksamkeit schärfen und die Konzentration fördern, wie etwa „Stille Post“ oder „Ich packe meinen Koffer“ bereiten den meisten Kindern viel Freude.
Lieder im Morgenkreis
Überdies ist die Zusammenkunft im Morgenkreis besonders geeignet, um die Musikalität der Kinder zu fördern. Dafür wird nicht nur gemeinsam gesungen, sondern die Erzieherinnen führen die Kinder auch an Musikinstrumente heran. Während die Betreuerinnen zu den gesungenen Liedern oftmals Gitarre spielen, erhalten auch die Kinder die Möglichkeit, die Songs mit einfachen Musikinstrumenten zu begleiten. So lernt dein Kind im Morgenkreis etwa, wie es ein Tamburin, eine Triangel oder Klangstäbe im Rhythmus der Musik zum Klingen bringen kann.
Geschichten im Morgenkreis
Wenn sich der Kindergartentag dem Ende entgegen neigt und die Kinder langsam müde werden, kommen im Morgenkreis oft Geschichten zum Einsatz. Während die Erzieherin eine Geschichte vorliest oder erzählt, können sich die Kinder entspannen, bevor sie von ihren Eltern abgeholt werden. Für den Morgen eignen sich hingegen auch sogenannte Mitmachgeschichten, die die Fantasie der Kinder anregen und ihren sprachlichen Ausdruck und das aktive Zuhören fördern. Wie der Name schon verrät, kann dein Kind sich bei dieser Art von Geschichte aktiv einbringen. Oftmals sind die Geschichten so aufgebaut, dass die Kinder immer dann, wenn ein gewisses Wort fällt, eine bestimmte Bewegung ausführen müssen. Das kann zum Beispiel ein Klatschen, ein Aufstampfen oder ein Sich-im-Kreis-Drehen sein. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dass die Kindergärtnerin eine Geschichte vorliest, in die sich einige Fehler eingeschlichen haben. So kann in der Geschichte etwa die Rede von fliegenden Kühen oder Kindern, die auf dem Küchentisch schlafen, sein. Aufgabe deines Kindes und seiner Spielkameraden ist es dann, die Fehler aufzudecken und zu korrigieren. Beliebt sind auch sogenannte Lückengeschichten, bei denen die Kinder fehlende Wörter ergänzen dürfen.
Kritik am Morgenkreis
Einige Erzieherinnen stehen dem Morgenkreis kritisch gegenüber, da sie die Runde, sofern die Teilnahme an dieser nicht freiwillig ist, als eine Art Zwangsveranstaltung ansehen. Sie befürchten, dass die Zusammenkunft vielen Kindern aus diesem Grund keine Freude bereitet und es infolgedessen zu Teilnahmslosigkeit oder auch Unruhe kommt. Des Weiteren glauben einige Kritiker, dass im Morgenkreis Leistungsdruck aufkommen könnte. Dies könne vor allem dann der Fall sein, wenn die Kinder gegen ihren Willen etwas vorführen oder vortragen müssen. Die Kritiker plädieren deshalb dafür, dass der Morgenkreis auf freiwilliger Basis stattfindet und kein Kind gegen seinen Willen etwas vortragen oder vorführen muss. Auf diese Weise soll gewährleistet sein, dass die Runde allen Kindern Spaß macht.
Im Morgenkreis sollen Kinder oft auch selbst von ihrem Wochenende erzählen. Bleibt nur zu hoffen, dass dein Kind keine Geheimnisse offenbart wie diese Kinder:
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