Hochsensible Kinder, die selbst bei Kleinigkeiten an die Decke gehen können, stellen eine Herausforderung für viele Eltern dar. Und nicht nur für die, sondern oftmals das gesamte Umfeld. Doch ein hochsensibles Kind für seine übersteigerte Emotionalität auszuschimpfen ist nicht die Lösung. Vermutest Du, dass Dein Kind hochsensibel ist, solltest Du lernen, die Hintergründe seines Verhaltens zu verstehen und wie Du ihm am besten helfen kannst, im Alltag klarzukommen. Wir geben Dir ein paar Tipps, wie Du die Erziehung Deines Sprösslings meistern kannst.
Manche Kinder scheinen besonders feinfühlig, aber ebenso zartbesaitet zu sein. Hochsensibilität ist heutzutage bei den Kleinsten ebenso verbreitet wie ADHS. Während Kinder beim Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom jedoch allgemein unruhig und unkonzentriert sind, gelingt das hochsensiblen Kindern durchaus gut. Jedoch können auch sie mal hyperaktiv werden, schreien und weinen, ja nahezu explodieren. Eine Hochsensibilität hat Licht- und Schattenseiten. Daran erkennst Du, ob Du ein hochsensibles Kind hast.
Hochsensible Kinder: Das sind typische Symptome
Im Kindergarten und in der Schule fallen hochsensible Kinder aus dem klassischen Verhaltensmuster ihrer Spielfreunde heraus. Kinder mit einer hohen Emotionalität haben ein Gespür für die Empfindungen anderer, nehmen Sinneseindrücke wie Gerüche oder Geschmäcke intensiver wahr und betrachten auch in ihrer Umwelt jedes noch so kleine Detail. Sie sind empathisch veranlagt, also einfühlsam bzw. mitfühlend und spüren oftmals auch kleine Gefühlsveränderungen im Umfeld. Das sind alles durchaus positive Eigenschaften, jedoch haben sie auch Nachteile.
Folgende Symptome weisen in diesem Zuge noch auf ein hochsensibles Kind hin:
- Es reagiert öfter mal überempfindlich. In Folge seiner Überreaktion kommen Gefühlsausbrüche mit Weinen, Schreien, Trotzverhalten und anschließendem Rückzug vor.
- Trotz bzw. eher dank ihrer Feinfühligkeit haben hochsensible Kinder oft eine kreative Ader und viel Fantasie.
- Menschenmengen überfordern das Kind schnell. Die Hektik sowie zu viele Reize und Sinneseindrücke prasseln auf es ein und fordern seine Emotionalität heraus. Ein hochsensibles Kind ist dann sichtbar gestresst und möchte sich der Situation am liebsten entziehen.
- Sogar körperlich wirkt sich die Hochsensibilität nicht selten auf die Kleinen aus. Der dauernde Konflikt mit seiner Umwelt, das Ausgeliefertfühlen an zu viele Reize auf einmal, das kann sich psychosomatisch erkennbar machen. Allergien, Unverträglichkeiten bei bestimmten Lebensmitteln, Herumkränkeln, ständige Müdigkeit, ein gesteigertes Schmerzempfinden, all das kann auf ein hochsensibles Kind hinweisen.
Schließlich wird noch zwischen dem Hyper- und dem Hypo-Typus bei hochsensiblen Kindern entschieden:
Hyper-Typus: Kinder, die diese Form von Hochsensibilität vorweisen, sind impulsiv und explodieren schnell, wenn ihnen alles zu viel wird. Starke Gefühlsschwankungen zeichen den Charakter aus.
Hypo-Typus: Hochsensible Kinder von diesem Typus sind oftmals introvertiert. Sie fragen viel und sind schnell verunsichert und ängstlich. Sie versuchen, sich anzupassen und fressen negative Gefühle in sich hinein.
Ein hochsensibles Kind richtig behandeln und fördern
Hochsensible Kinder nur mit Samthandschuhen anfassen? Das muss nicht sein. Auch ein Kinderpsychologe oder Eltern-Berater ist nicht zwingend notwendig (auch wenn man sich gerade bei letzterem natürlich ein paar wertvolle Tipps zum richtigen Verhalten einholen kann). Wenn Dein Kind auffällig viele der genannten Verhaltensweisen an den Tag legt, solltest Du die Situation erst mal annehmen und lernen, die richtige Balance zwischen Feinfühligkeit und Entschiedenheit bei der Erziehung zu finden. Schwer erziehbar ist Dein Kind nämlich nicht unbedingt, wenn Du die richtige Herangehensweise hast.
Um dem Kind den Umgang mit seiner eigenen Feinfühligkeit einfacher zu machen, solltest Du einmal folgende Methoden ausprobieren:
- Routine, Regeln und Rituale schaffen: Feste Strukturen helfen dem Kind, Ordnung in seinem Kopf zu schaffen und sich auf einzelne Schritte zu konzentrieren.
- Fernseher und andere Medien nur reduziert konsumieren lassen: TV-Shows und Co. machen unruhig und hektisch. Besser ist es, wenn hochsensible Kinder mit einfachen Spielen unterhalten werden.
- Die Freizeit von Sohn bzw. Tochter möglichst wenig durchplanen: Kindergarten und Schule sorgen schon für genug Aufregung und äußere Reize. In seiner Freizeit sollte Dein Kind herunterkommen und sich erholen können. Wenn es jetzt noch von Hobby zu Hobby, Verpflichtung zu Verpflichtung hetzen muss, dann fördert das nur seine Überforderung und Übersensibilität.
- Das Kind nicht in Watte packen: Trotz hoher Emotionalität und Empfindlichkeit solltest Du Deinen Sprössling nicht mit allen Mitteln von seiner Umwelt abschotten. Viel besser ist es, wenn Du mit ihm redest und vielleicht gemeinsam einen Plan ausarbeitest, wie er sich aktiv am Leben beteiligen kann, ohne dass es ihm zu viel wird.
Hochsensible Kinder sollten Dich als Mutter nicht zur Verzweiflung bringen. Versuche lieber, die Umstände zu akzeptieren und gemeinsam mit Deinem Kind das Beste daraus zu machen. Und wer weiß, vielleicht wird die starke Sensibilität mit der Zeit geringer.
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