Wenn dein Kind in die Schule kommt, wird es mit unterschiedlichen Formen des Unterrichts konfrontiert werden. Von Gruppenarbeit über Stationenlernen bis hin zur Projektarbeit – vieles davon wird es im Kindergarten bestimmt noch nicht in dieser Form kennen gelernt haben. Neben diesen Unterrichtsformen spielt auch der Frontalunterricht nach wie vor eine große Rolle in der Schule. Wir zeigen dir die Nachteile der viel mittlerweile wenig beliebten Methode, aber auch, welche Vorteile Frontalunterricht bietet.
Was ist Frontalunterricht?
Frontalunterricht bezeichnet eine Form des kontrollierten Unterrichts, bei dem – wie der Name bereits sagt – der Lehrer oder die Lehrerin die Kinder von vorne unterrichtet. Er oder sie steuert und lenkt somit den Lernprozess in eine vorgegebene Richtung. Mit Hilfe von Tafel, Lehrbüchern etc. werden auf diese Weise alle Kinder gleichzeitig unterrichtet, damit sie allesamt auf dem gleichen Stand sind. Beim Frontalunterricht steht daher vor allem die Aufnahme des Lehrstoffs im Vordergrund. Eine eigene Erschließung eines Themengebietes ist nicht nötig.
Diese Art des Unterrichts dient daher eher dazu, die Schüler mit vorgefertigten Fakten vertraut zu machen. Nachfragen, wenn etwas nicht verstanden wird, sind zwar üblich, aber große Diskussionen, wenn ein Schüler einen Punkt anders sieht, sind im Prinzip nicht vorgesehen. Zu diesem Zweck stellt sich der Lehrer oder die Lehrerin selbst in den Mittelpunkt und übernimmt die Kontrolle über sämtliche Interaktionen und Kommunikationen, um einen möglichst reibungslosen Ablauf zu garantieren.
Die Nachteile von Frontalunterricht
Der Frontalunterricht war im Laufe der Zeit immer wieder Ziel heftiger Kritik. Hierbei stand hauptsächlich im Vordergrund, dass ein bloßes „Füttern mit Fakten“ nicht dem entspricht, was wir heutzutage als Bildung ansehen. Fakten bilden zwar eine wichtige Grundlage der Bildung; wenn sie nur aus solchen besteht, ist sie allerdings wenig wert. Bei Dingen, die stur gelernt werden können, wie etwa das Alphabet oder das Einmaleins, stellt Frontalunterricht daher oft kein Problem dar. Sobald jedoch komplexere Themen behandelt werden, ist es nötig, dass die Schüler lernen, über das Gelernte zu reflektieren, um selbst Urteile und Argumente bilden zu können.
Auch die sozialen Kompetenzen der Kinder werden bei einem bloßen Frontalunterricht wenig gefordert. Es wird in dem Sinne lediglich das gelernt, was der Lehrer gerade an Informationen hergibt, und manchmal ist nicht einmal das möglich, denn kein Schüler lernt gleich schnell. Der Lehrer mag sich bemühen, in einem angemessenen Tempo für alle zu unterrichten, doch letztlich wird es immer einige Kinder geben, die sich über- oder unterfordert fühlen. Vor allem schüchterne Schüler haben außerdem das Problem, dass bei möglichen Unklarheiten eine größere Hemmschwelle besteht, nachzufragen, wenn die ganze Klasse zuhört.
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Die Vorteile von Frontalunterricht
Trotz aller Nachteile bietet der Frontalunterricht auch einige Aspekte, die so in anderen Unterrichtsformen gar nicht oder nur schwer erreicht werden können. So ist er ein probates Mittel, um ein bestimmtes Grundgerüst an Informationen zu vermitteln. Wenn gerade eine neue Themenreihe beginnt, sind nicht immer alle Schüler auf dem gleichen Wissensstand. Durch den Frontalunterricht kann der Lehrer oder die Lehrerin sicherstellen, dass alle Kinder zumindest ein Grundwissen über das Thema aufweisen. Auch nach einer Themenreihe kann diese Form des Unterrichts der Zusammenführung der einzelnen Erfahrungen und Lernerfolge der Schüler sowie der Formulierung eines gemeinsamen Fazits dienen. Darüber hinaus hat sich der Frontalunterricht ebenfalls für Wiederholungen und die Einübung bestimmter Fakten bewährt.
Frontalunterricht früher vs. heute
Der Frontalunterricht ist einer der ältesten Unterrichtsformen aller Zeiten und wurde durch jede nur denkbare Epoche in der einen oder anderen Form praktiziert. Aufgrund der Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg geriet er jedoch stark in die Kritik. Eine Form des Unterrichts, bei der eine Person lehrt und alle anderen kommentarlos folgen, führte in den Augen vieler Kritiker zu einem obrigkeitshörigen Denken, das man vornehmlich in der NS-Zeit vorfand. Diese Kritik führte jedoch keinesfalls dazu, dass der Frontalunterricht komplett abgeschafft wurde. Er wandelte sich vielmehr, sodass er sich nahtlos in andere Formen des Unterrichts einfügen konnte. Heutzutage ist er nicht mehr der Hauptweg des Unterrichtens, sondern dient einem bestimmten Zweck und kann Hand in Hand mit Projekten, Gruppenarbeit und vielen anderen Unterrichtsformen gehen.
Wie sieht guter Frontalunterricht aus?
Ein guter Frontalunterricht sollte kein einziger langer Monolog des Lehrenden sein. Mit Ausnahme der Uni, an der solche Vorlesungen einen wichtigen und unerlässlichen Teil des Alltags in vielen Fächern bilden, ist es Kindern in der Grundschule und auch in den weiterführenden Schulen schlicht und ergreifend nicht zuzumuten, sich so lange auf eine Person zu konzentrieren und dabei durchgehend voll und ganz aufnahmefähig zu sein. Aus diesem Grund muss auch im Frontalunterricht die Möglichkeit gegeben sein, dass die Schüler Fragen stellen können.
Der Lehrende sollte mit den Kindern in Kommunikation treten, ihre Ergebnisse aus der vorherigen Unterrichtseinheit festhalten und zusammenfügen. So können alle Schüler gemeinsam mit Unterstützung des Lehrers Probleme besprechen und lösen. Am ehesten bietet sich immer eine Abwechslung der einzelnen Lehrmethoden an. So kann zu Beginn einer Unterrichtsreihe eine Einführung frontal gegeben werden, während die einzelnen Probleme in Gruppenarbeit bearbeitet werden und am Ende die Lösungen wieder frontal zusammengefasst werden, und das am besten mit Hilfsmitteln wie Folien, Tafelbildern etc.
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Der Frontalunterricht ist eine häufig kritisierte Unterrichtsform, die jedoch ebenfalls ihre Berechtigung hat. Vor allem um alle Schüler zu Beginn eines neuen Themenkomplexes auf einen Stand zu bringen, ist er sehr gut geeignet. Der Lehrer sollte allerdings darauf achten, dass es nicht zu sehr in einseitige Monologe ausartet und der Frontalunterricht nicht zur einzigen Unterrichtsform wird.
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