Kindererziehung ist immer irgendwie eine Gratwanderung: Auf der einen Seite muss man sein Kind zur Selbstständigkeit erziehen, auf der anderen aber auch immer noch Entscheidungen für sie treffen, da sie noch nicht mündig sind. Im Netz ist genau darüber wieder eine Diskussion entbrannt: Ein Facebook-Post der neuseeländischen Community „Safe Kids, Thriving Families“ fordert Eltern dazu auf, Kindern beizubringen, dass sie selbst entscheiden dürfen, ob sie zum Beispiel von Oma geküsst und umarmt werden wollen, oder nicht. Handelt es sich hierbei um eine unnötige Debatte oder wirklich um ein bislang vernachlässigtes Erziehungsziel? Wir erklären Dir, warum es völlig in Ordnung ist, wenn Dein Kind körperliche Zuneigung verweigert.
Wie die Diskussion ins Rollen kam
Die CNN-Autorin Katia Hetter hatte bereits 2012 einen Artikel darüber verfasst, indem sie schilderte, wie ihre 5-jährige Tochter in eine Art Kuss-Streik getreten war. Hetter hatte ihrer Tochter nämlich beigebracht, dass sie körperliche Zuneigung von Familienmitgliedern auch ruhig verweigern dürfe. Ihre kleine Tochter nahm prompt von dem neuen Mitspracherecht Gebrauch und ließ sich nur noch dann von Erwachsenen liebkosen, wenn sie es selbst auch wirklich wollte. Der Mutter zufolge wird diese Erziehungsmaßnahme von vielen Eltern vernachlässigt. Ihr sei es aber wichtig ihrer Tochter schon von klein auf beizubringen, dass körperliche Berührungen nur dann in Ordnung sind, wenn sie im gegenseitigen Einvernehmen geschehen. Eine neuseeländische Kinderrechts-Organisation fand dieses Anliegen so wichtig, dass sie das Statement Hetters auf ihrer Facebookseite veröffentlichten, wo es mittlerweile tausende Male geteilt wurde.
Kinder mit Mitspracherecht werden selbstbewusster
Auch Kinderpsychologen befürworten den Vorstoß, den Kleinen schon früh beizubringen, dass sie ein Recht auf körperliche Unversehrtheit haben. Im Klartext bedeutet dies, dass sie niemals nur um anderen zu gefallen, Küsse, Umarmungen und Streicheleinheiten zulassen müssen. Denn nur so lernen sie von klein auf, selbstbewusst zu sein und auch im späteren Leben in brenzligen Situationen nein zu sagen. Auch wenn Küsschen von der Oma oder dem Onkel nur liebevoll gemeint und in keiner Weise sexuell konnotiert sind, sollten sie nur dann ausgeteilt werden, wenn Kinder auch ihre Zustimmungen geben. Wenn deutlich wird, dass sie sich diesen entziehen oder sich in irgendeiner Weise unwohl fühlen, sollte lieber das Gespräch mit ihnen gesucht werden, um ihnen zu vermitteln, dass auch diese Art von harmloser körperlicher Zuneigung keine Verpflichtung ist. Das Statement Hetters sollte aber auch nicht insofern missverstanden werden, dass sie Liebkosungen generell kritisch gegenübersteht. Solange Kinder diese selbst einfordern oder diese genießen, sind auch Küsse auf den Mund, die erst kürzlich einen Shitstorm auf Victoria Beckhams Instagram-Seite ausgelöst haben, völlig in Ordnung.
Was hältst Du von dieser Debatte? Findest Du es übertrieben, dass um harmlose Küsschen so ein Aufruhr betrieben wird, oder findest Du es auch richtig, dass Kinder unbedingt ihre Einwilligung geben müssen? Teile Deine Meinung mit uns in den Kommentaren! Auch bei anderen Themen wird debattiert, ob Kinder ein Mitspracherecht haben sollten. Ist es demnach auch bedenklich, wenn man Babys schon Ohrlöcher stechen lässt?
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