Wenn Kinder tragischerweise nach vermeintlich harmlosen Badeunfällen versterben, liest man überall von den Gefahren des sogenannten sekundären oder trockenen Ertrinkens. Während diese Diagnosen medizinisch zwar umstritten sind, können insbesondere Kinder in seltenen Fällen durchaus noch viele Stunden nach dem Untertauchen oder Verschlucken von Wasser sterben. Warum Ärzt*innen die Bezeichnung Beinahe-Ertrinken bevorzugen und worauf du beim Planschen deiner Kinder unbedingt achten musst, erfährst du hier.
Was sekundäres oder trockenes Ertrinken?
Wenn man nach seriösen Informationen über das sekundäre Ertrinken recherchiert, ist man hinterher verwirrter als vorher. Teilweise ist nach Vorfällen von sekundärem, teils von trockenem Ertrinken die Rede. Diese Begriffe werden häufig synonym verwendet, in manchen Berichten werden sie aber auch voneinander abgegrenzt. Während in vielen Medien von den Symptomen des sekundären oder trockenen Ertrinkens berichtet wird, liest man an anderer Stelle, dass diese Diagnosen medizinisch nicht haltbar seien. Laut der Weltgesundheitsorganisation gelten sie sogar als veraltete Begriffe, die für Betroffene irreführend seien.
Was ist Beinahe-Ertrinken?
In einer Publikation der Universität Heidelberg wird daher der Begriff Beinahe-Ertrinken bevorzugt, der Krankheitsverläufe beschreibt, die noch 24 Stunden nach dem Badeunfall zum Tod führen. In der Regel handelt es sich dabei um Fälle, bei denen durch ein überraschendes Untertauchen, wie zum Beispiel durch eine Welle oder einen Sprung, Wasser verschluckt wird und sich in den Atemwegen oder in der Lunge ablagert. Dies ist aufgrund der geringen Größe der Organe vor allem für kleine Kinder lebensbedrohlich, da das eingeatmete Wasser zu Entzündungen oder Sauerstoffmangel führen kann.
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Beispiel für Beinahe-Ertrinken: Tragischer Badeunfall in Texas
Leider kommen jedes Jahr immer noch viel zu viele Menschen bei Badeunfällen ums Leben. Laut der DLRG wurden 2021 allein in Deutschland 299 Fälle erfasst. Besonders beunruhigend ist jedoch ein Fall, der 2017 durch die Medien ging: In Texas verstarb der vierjährige Frankie Delgado eine Woche, nachdem ihm beim Planschen im seichten Meer eine Welle umgeworfen hatte. Wie die Eltern CNN berichteten, sei der Junge nur kurz mit dem Kopf unter Wasser gewesen und habe danach selbst geäußert, dass es ihm gut gehe.
In der Folgenacht musste Frankie sich allerdings übergeben und bekam Durchfall. Aufgrund eines Magen-Darm-Infekts einige Wochen zuvor vermuteten die Eltern lediglich einen Rückfall. Wenige Tage nach diesem Vorfall wachte der kleine Junge den Berichten seines Vaters zufolge nachts auf, klagte über Schmerzen in der Schulter und atmete tief ein, ohne auszuatmen. Obwohl Frankie daraufhin sofort ins Krankenhaus gebracht wurde, konnten ihn die Ärzte nicht mehr retten. Weil in seinen Lungen und in seiner Herzgegend Wasseransammlungen gefunden wurden, vermuten die Ärzte ein sogenanntes sekundäres Ertrinken als Todesursache. Während die endgültige Todesursache noch geklärt werden muss, scheint ein Zusammenhang zwischen dem Badeunfall eine Woche zuvor ziemlich sicher zu sein. Frankies Vater, Francisco Delgado, setzt sich nun dafür ein, dass Eltern über diese Gefahr aufgeklärt werden, damit diese nicht den gleichen Schock erleben müssen.
Wie verhindert man Beinahe-Ertrinken?
Als besorgter Elternteil möchte man sein Kind nach diesen Berichten am liebsten gar nicht mehr in die Nähe von Wasser lassen. Es bringt jedoch auch nichts, in Panik zu verfallen. Das Allerwichtigste ist, dass du deine Kinder beim Baden niemals unbeaufsichtigt lässt.
Zudem sollten kleine Kinder bei Wellengang nicht im Meer planschen und größere Kinder sollten dazu angehalten werden, Kleinere nicht überraschend unterzutauchen. Wenn du diese Sicherheitshinweise beachtest, kannst du dein Kind ohne Sorge mit Schwimmflügeln im Wasser spielen lassen.
Woran erkennt man Beinahe-Ertrinken?
Kommt es trotz Vorsichtsmaßnahmen dazu, dass dein Kind von einer Welle überrascht wird oder untertaucht und dabei Wasser verschluckt, solltest du es ganz genau beobachten. Bei folgenden Symptomen, die kurz danach oder auch erst Stunden später auftreten können, solltest du unbedingt ins Krankenhaus fahren oder einen Notarzt anrufen:
- wiederholtes Husten
- schnelle und flache Atmung
- Schmerzen im Brustkorb (oder auch im Bereich der Schulter, da Kinder Schmerz nicht immer genau lokalisieren können)
- Durchfall und/oder Erbrechen
- Lethargie oder unüblich starke Müdigkeit
- Fieber
- ungewöhnliche Verhaltensänderung wie Unruhe oder Aggression
- bläuliche Lippen und blasse Haut
Bei lebenswichtigen Vorsichtsmaßnahmen, solltest du Klartext mit deinen Kindern reden. Ab und an ist es jedoch auch erlaubt, als Eltern etwas zu flunkern:
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