Während Demonstrant*innen weltweit immer und immer wieder für das Recht auf Abtreibung – und damit für das Recht, über ihren eigenen Körper zu bestimmen – auf die Straße gehen, kämpfen konservative politische Kräfte im Gegenzug dafür, ihre bisherigen Erfolge zunichte zu machen. So auch aktuell in den USA. Was sich dort abspielt und in welchen Ländern Schwangerschaftsabbrüche eigentlich erlaubt sind und wo Gesetze sie verbieten, erfährst du hier.
USA kippt das Recht auf Abtreibung
Kürzlich wurde durch ein offizielles Dokument bekannt, dass das Oberste US-Gericht plant, das Recht auf Abtreibung zu kippen. Wie die Tagesschau berichtet, erklärte der Richter Sam Alito, dass es in der Verfassung kein verankertes Recht auf Abtreibung gebe und die Entscheidung seiner Vorgänger von 1973 „von Anfang an unerhört falsch gewesen“ sei. Ende Juni 2022 hat das Oberste Gericht seinen Plan tatsächlich umgesetzt und nach fast 50 Jahren das Abtreibungsrecht in den USA gekippt, sodass die Entscheidung nun wieder bei den einzelnen Bundesstaaten liegt.
Da die konservativen Richter seit Trumps Präsidentschaft in der Überzahl sind, könnte es nun in insgesamt 26 Bundesstaaten, die bereits vor der endgültigen Entscheidung planten, Schwangerschaftsabbrüche in Zukunft teilweise oder ganz zu verbieten, zu Gesetzesänderungen kommen. 13 von diesen Bundesstaaten hatten bereits entsprechende Gesetze vorbereitet, die nun in Kraft treten können. Dazu gehören unter anderem Texas und Ohio, wo eine Abtreibung nach der 6. Schwangerschaftswoche verboten ist, sowie Oklahoma, wo ein Schwangerschaftsabbruch nicht mehr erlaubt ist, sobald der Fötus einen Herzschlag hat. Eric Schmitt, der Justizminister von Missouri, verkündete schon jetzt, dass Abtreibungen in seinem Bundesstaat gänzlich verboten werden sollen. Aktuell wird erwartet, dass weitere Bundesstaaten nachziehen, so die Tagesschau. Kalifornien und New York hingegen möchten das Recht auf Abtreibung beibehalten und auch in Kentucky wurde eine entsprechende Gesetzesänderung abgelehnt.
Diese Ländern erlauben Abtreibungen – und diese nicht
Obwohl gebärfähige Personen in etwa 70 Ländern der Welt das Recht auf einen Schwangerschaftsabbruch haben, werden die geltenden Gesetze immer wieder angefochten und teilweise sogar von den Regierungen angepasst, um die Hürden für Betroffene zu erhöhen. Damit bleibt das Thema Abtreibung – egal, ob gesetzlich erlaubt oder nicht – ein endloser Kampf, unter dem vor allem Frauen leiden. Während es in Europa bis auf Malta aktuell kein Land gibt, in dem Abtreibungen vollständig verboten sind, sieht das im Rest der Welt ganz anders aus. Vor allem in Afrika, Südamerika und Südostasien verbieten Gesetze, dass Betroffene über ihren eigenen Körper bestimmen und sich bewusst gegen eine Schwangerschaft entscheiden dürfen. Einige Länder machen hierbei Ausnahmen, wenn gesundheitliche oder sozioökonomische Gründe vorliegen. In anderen Ländern sind Schwangerschaftsabbrüche hingegen vollständig verboten oder nur bei akuter Lebensgefahr zulässig. Wo aktuell welches Gesetz gilt, zeigt dir diese Grafik von Statista:
Wie ist die Gesetzeslage in Deutschland?
Laut Gesetz, genauer gesagt nach §218 StGB, ist ein Schwangerschaftsabbruch in Deutschland nicht erlaubt. Es gibt jedoch bestimmte Indikatoren, die dazu führen, dass eine Abtreibung straffrei bleibt. In den meisten Fällen greift hierbei die sogenannte Beratungsregel: Betroffene sind verpflichtet, sich in einer staatlich anerkannten Beratungsstelle beraten zu lassen und dürfen spätestens drei Tage später durch einen Arzt oder eine Ärztin eine Abtreibung durchführen lassen. Innerhalb der ersten 12 Schwangerschaftswochen ist ein Abbruch in diesem Fall erlaubt. Des Weiteren gibt es in Deutschland den medizinischen und den kriminologischen Indikator. Ersterer erlaubt einen Schwangerschaftsabbruch auch über die 12. Woche hinaus – theoretisch sogar bis zur Geburt–, wenn eine ernsthafte Gefahr für das Leben oder die körperliche oder seelische Gesundheit der schwangeren Frau besteht. Letzterer erlaubt eine Abtreibung bis zur 12. Woche ohne Beratung, wenn die Schwangerschaft durch eine Straftat entstanden ist.
Nachdem sich die Ampel-Koalition dafür einsetzte, dass auch das geltende Werbeverbot für Schwangerschaftsabbrüche (§219a StGB) in Zukunft abgeschafft wird, stimmte der Bundestag im Juni 2022 mehrheitlich dafür. Unterstützt wurde der Entwurf von den Linken, der SDP, der FDP und den Grünen – Union und AfD lehnten die Abschaffung des Paragraphen 219a ab. Seit 2019 ist es Ärzt*innen zwar erlaubt, in ihren Praxen und auf ihren Websites auf die Möglichkeit einer Abtreibung hinzuweisen – genauer informieren dürfen sie über unterschiedliche Methoden allerdings nicht. Mit dem Ende des Werbeverbots für Schwangerschaftsabbrüche soll sich das nun ändern und Mediziner*innen müssen keine Strafverfolgung mehr fürchten.
In der Vergangenheit haben auch bekannte Stars ihr Schweigen gebrochen und öffentlich über ihren Schwangerschaftsabbruch gesprochen. Welche Promi-Damen den mutigen Schritt gegangen sind und sich auf diese Weise für die Rechte aller anderen Frauen eingesetzt haben, erfährst du in unserer Bildergalerie:
Bildquelle: Getty Images / Daniel de la Hoz