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„Ich hasse meine Mutter“: Wenn die Mutter-Kind-Beziehung belastet ist

„Ich hasse meine Mutter“: Wenn die Mutter-Kind-Beziehung belastet ist
© iStock/fizkes

Mal ehrlich: Wer hat als Teenager nicht das ein oder andere Mal gedacht: „Ich hasse meine Mutter so sehr!“. Wirklich ernst gemeint hat man das im Rausch der Pubertäts-Hormone höchstwahrscheinlich nicht. Das heißt aber nicht, dass es diese Hass-Gefühle gegenüber der eigenen Mutter nicht wirklich gibt. Was du dagegen tun kannst, wenn du wirklich so fühlst ...

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Die Essenz einer Mutter-Kind-Beziehung

Egal wie deine Gefühle gegenüber deiner Mutter gerade aussehen, eines lässt sich einfach nicht abstreiten: Eine Mutter-Kind-Beziehung ist eigentlich etwas Kostbares und ganz Besonderes. Biologisch gesehen beginnt diese spezielle Bindung nämlich schon während der Schwangerschaft im Mutterleib. Nach der Geburt entwickelt sie sich dann emotional und sozial vor allem durch viel Liebe, Fürsorge, körperliche Nähe und Kommunikation stetig weiter. Alles Elemente, die entscheidend für die Entwicklung des Kindes sind und den Grundstein für Vertrauen und emotionale Stabilität legen.

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Die ersten Lebensjahre sind deshalb auch besonders wichtig, denn hier wird das Urvertrauen des Kindes geformt, welches ihm ermöglicht, sich sicher und geborgen zu fühlen. Grundsätzlich und im Normalfall sollte daraus also eine gesunde Beziehung aufgebaut werden, die auf gegenseitigem Respekt und der Fähigkeit, Konflikte friedlich zu lösen, basiert. Doch leider ist das nicht immer der Fall.

„Ich hasse meine Mutter“-Gefühle sind real

Dass man Hass-Gefühle gegenüber seiner Mutter entwickelt, passiert nicht selten. Die Gründe dafür sind vielfältig. Zu den häufigsten Belastungen einer Mutter-Kind-Beziehung zählen unrealistische Erwartungen seitens der Mutter oder des Kindes (#Perfektionismus). Ein Gefühl des Nie-gerecht-werden-könnens. Doch auch Kommunikationsprobleme, emotionale Vernachlässigung oder eine übertriebene Kontrolle (#Helikoptereltern) können die Beziehung zur eigenen Mutter maßgeblich beeinflussen – im negativen Sinn. Die Folge: Hass-Gefühle.

Ist es normal, seine Mutter nicht zu mögen?

Unter bestimmten Umständen auf jeden Fall! Häufig sind Hassgefühle nämlich die Folge lang anhaltender negativer Erfahrungen, die zu Emotionen wie Enttäuschung, Wut oder Hilflosigkeit führen. Diese Gefühle können durch wiederholte Konflikte oder durch das Gefühl, einfach nie verstanden oder wertgeschätzt zu werden, ausgelöst werden. In speziellen Fällen kann natürlich auch ein traumatisches Erlebnis, wie beispielsweise Missbrauch oder Vernachlässigung, der Grund für diese tief sitzenden negativen Emotionen sein. Die Frage ist nur: Wie kommst du aus dieser negativen Hass-Spirale raus?

Auch wenn du deine Mutter vielleicht gerade nicht magst, in unserem Video erfährst du, was Mütter eigentlich immer perfekt können (oder können sollten):

10 Dinge, die Mütter einfach perfekt können Abonniere uns
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Was tun, wenn man seine Mutter nicht leiden kann?

Zuallererst solltest du dir bewusst machen, dass niemand ein Leben lang unter negativen Gefühlen leiden muss. Ein erster Schritt zur Bewältigung deiner Hassgefühle ist also die Anerkennung und Akzeptanz deiner Emotionen. Im nächsten Schritt spielt die offene Kommunikation mit deiner Mutter eine zentrale Rolle. Ein ehrlicher Dialog kann helfen, Missverständnisse aus dem Weg zu räumen und neue Perspektiven zu gewinnen.

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Wenn das allerdings gar nicht hilft, weil deine Mutter vielleicht eine Narzisstin ist, bleibt noch der Weg, sich professionelle Unterstützung durch eine Psychotherapie zu holen – als Einzel- oder Familientherapie.

Therapeut*innen sind nämlich in der Lage, neutrale Impulse zu geben und dabei zu helfen, Muster zu erkennen und zu durchbrechen. Dabei ist es wichtig, auch die eigenen Erwartungen zu hinterfragen und gegebenenfalls anzupassen. Das Problem muss nämlich nicht nur ausschließlich deine Mutter sein (Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel!).

Real Talk: Was sagt eine Psychologin zum Thema Hassgefühle gegenüber der Mutter?

Weil es sich bei diesem Thema um ein sehr sensibles handelt, habe ich die Psychologin Sonya Anders aus München kontaktiert. Sie ist Mitglied im Berufsverband deutscher Psychologinnen und Psychologen und kennt sich mit dem Thema Hass gegenüber der Mutter nur allzu gut aus.

desired.de: Die Mutter-Kind-Beziehung ist zweifellos etwas ganz Besonderes. Was muss passieren, damit dieses Band reißt und das Kind Hass-Gefühle gegenüber der eigenen Mutter entwickelt?

Sonya Anders: „Für solche Gefühle braucht es tiefe Verletzungen, die aus einer komplexen Mischung von Ursachen entstehen können. Nicht zwangsläufig störungsbedingte Ursachen, wie beispielsweise emotionale Vernachlässigung, spielen hier oft eine große Rolle – besonders, wenn die Mutter selbst kein emotionales Vorbild hatte und diese Distanz unbewusst weitergibt. Ein weiteres Beispiel ist die 'Double Bind'-Kommunikation: wenn Worte und Körpersprache im Widerspruch stehen, etwa wenn eine Mutter beim Tadeln lächelt. Diese Widersprüchlichkeit kann tiefe Verunsicherung hervorrufen und langfristig psychische Probleme, u.a. sogar eine spätere Schizophrenie fördern.

Störungsbedingte Ursachen, wie z. B. eine narzisstische oder emotional instabile Persönlichkeitsstörung der Mutter, führen oft dazu, dass das Kind aufwächst, ohne emotionale Sicherheit und stabile Bindungen entwickeln zu können. Beide Ursachen können beim Kind komplexe Traumafolgestörungen oder Persönlichkeitsstörungen hervorrufen, die bis ins Erwachsenenalter anhalten und das Vertrauen in zwischenmenschliche Beziehungen nachhaltig beeinträchtigen.“

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Wie äußern sich Hass-Gefühle Ihrer Erfahrung nach in der Regel?

„Hass gegenüber der Mutter ist oft mit einem starken inneren Konflikt verbunden. Viele Betroffene erleben diesen Hass als 'verboten' und fühlen sich gleichzeitig schuldig – sie denken oft: 'Ich kann doch nicht meine Mutter hassen.' Dies führt dazu, dass solche Gefühle lange unterdrückt und verdrängt werden und oft erst in der Therapie durch den geschützten Raum an die Oberfläche kommen. Diese Widersprüche können sich in starker innerer Unruhe, Selbstzweifeln oder Rückzug äußern und sind nicht selten von körperlichen Beschwerden begleitet. Es ist ein langwieriger Prozess, diese ambivalenten Gefühle bewusst zu machen und zu akzeptieren.“

Was kann man gegen solche Hass-Gefühle tun? Was raten Sie Betroffenen?

„Es ist entscheidend, diese Gefühle ernst zu nehmen und sich nicht zu verurteilen. Der erste Schritt ist, die eigenen Emotionen zu erkennen und anzuerkennen. Ziel ist es nicht, die Gefühle zu 'löschen', sondern sie aktiv zu verarbeiten, sodass sie ihre Macht verlieren. Ein wichtiger Teil der Verarbeitung kann das psychologische Verzeihen sein – hierbei geht es weniger darum, zu entschuldigen und zu vergessen, sondern eher darum, den inneren Groll ggü. der Mutter loszulassen und die Vergangenheit in die Vergangenheit zu entlassen.

Dies ist ein Akt der Selbstfürsorge und des inneren Friedens, nicht der Versöhnung. Tiefe Emotionen allein zu bewältigen kann schwierig sein, daher ist es ratsam, Unterstützung in Form von Psychotherapie oder Selbsthilfegruppen in Anspruch zu nehmen. Betroffene unter Betroffenen sind hier häufig sehr gute Ratgeber. Und auch das Gefühl zu bekommen 'Ich bin nicht allein. Es geht nicht nur mir so', kann ein bedeutender Schritt in Richtung Heilung sein.“

Wann lohnt es sich, an der Mutter-Kind-Beziehung zu arbeiten und wann sollte man seine Mutter aus seinem Leben streichen?

„An einer Beziehung zu arbeiten, lohnt sich nicht erst, wenn Konflikte überhandnehmen. Beziehungen, auch die Mutter-Kind-Beziehung, benötigen Pflege und Achtsamkeit. Mit dem Unterschied, dass es anfangs nur einseitig funktioniert, weil das Kind noch nicht die notwendige Reife besitzt, aber irgendwann anfangen wird, sich reziprok (gleichartig) zu verhalten. Wenn Probleme bereits im Kindes- oder Jugendalter bestehen, kann eine Familientherapie oder -beratung wertvoll sein, um einander besser zu verstehen und Konflikte konstruktiv zu lösen.

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Wichtig ist es auch für die Mütter zu wissen, dass sie nicht versagt haben, wenn sie sich Unterstützung holen. Es ist eher ein Zeichen besonderer Lösungsorientiertheit, Problemlösekompetenz und Stärke und unterstreicht das Verantwortungsbewusstsein und die Liebe zum Kind. Das Kind lernt dadurch gleichzeitig Bewältigungskompetenzen.

In manchen Fällen, wenn die Mutter-Kind-Beziehung zu toxisch ist und ernsthafte psychische Schäden verursacht, kann es sinnvoll sein, den Kontakt zu reduzieren oder, wenn nötig, ganz zu beenden. Alternativ bietet sich eine „emotional distanzierte“ Beziehung an, bei der man (zunächst einmal) auf das Nötigste beschränkt im Kontakt bleibt. Diese Entscheidung ist persönlich und sollte wohlüberlegt getroffen werden.“

Haben Sie konkrete Tipps, wie man mit den Hass-Gefühlen gegenüber seiner Mutter umgehen soll?

„Ja, es hilft oft, sich Raum für eigene Grenzen zu schaffen. Sich auf die eigenen Bedürfnisse zu konzentrieren und kleine Auszeiten zu nehmen, fördert die Klarheit über die Beziehung. Trauen Sie sich, Ihre tiefsten Gefühle wahrzunehmen, wie sie sich zeigen. Reden und Schreiben hilft: Gefühle in einem Brief, (der nicht abgeschickt werden muss), niederzuschreiben, kann entlasten und zur Klarheit beitragen.

Unterstützung durch Freunde oder Therapien oder Selbsthilfegruppen ist auch hilfreich, um eine unabhängige Perspektive zu entwickeln. Es geht nicht darum, eine schuldige Person für den eigenen Zustand zu finden, sondern darum, Verantwortung für seine eigene Heilung zu übernehmen. Sofern beide noch am Leben sind, ist es nie zu spät, den Versuch einer Aussöhnung zu wagen. Gerade bei Persönlichkeitsstörungen kann es aber schwierig sein, dass die erwartete Einsicht eintritt. Daher liegt die größte Verantwortung der Heilung in uns selbst und kann auch geschehen, wenn die Mutter für das Kind nicht mehr erreichbar oder bereits verstorben ist.“

Mach den Mutter und Tochter-Test und finde heraus, ob du später wie deine Mutter wirst!

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