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Kommentar

Hört auf, Männer zu loben, nur weil sie Windeln wechseln

Windeln_wechseln

Seit etwas mehr als zwei Jahren bin ich jetzt schon Mama. Und ich liebe es! Der ständige Schlafentzug, kaum Zeit für sich selbst zu haben, ja selbst die To-Do-Liste, so lang wie die chinesische Mauer, machen mir nichts aus. Denn wenn ich meine Tochter nach der Arbeit von der Kita abhole, weiß ich, warum ich das alles tue. Es gibt aber eine Sache, die mich wirklich so richtig nervt: die fehlende Wertschätzung für uns Mütter. Von allen Seiten! Und damit einhergehend das übertriebene Lob, das Väter bekommen, wenn sie sich um die Kleinen kümmern. Deswegen verlange ich: Hört endlich auf, Männer zu loben, nur weil sie Windeln wechseln!

Frauen werden schwanger. So weit so gut. Frauen bekommen die Babys. Ebenfalls kein Problem. Ist schließlich von der Evolution so vorbestimmt. Alles andere nach der Geburt aber, muss nicht zwangsläufig die Mutter machen. Baden, Windeln wechseln, Nägel schneiden, die mit Brei verschmierte Kleidung waschen, die Kleinen ins Bett bringen – alles Aufgaben, die auch die Papas machen können. Aber viele tun es nicht!

Das falsche Rollenbild der Gesellschaft

Noch immer sind es fast ausschließlich die Frauen, die sich um die Kinder kümmern. Auch bei meinem Freund und mir verschwand die faire Rollenverteilung nach der Elternzeit. Mein Freund ging wieder arbeiten (Oft deutlich mehr als die üblichen acht Stunden!) und auf einmal war ich die Einzige, die nachts aufstand und stillte, die Kleine wickelte, um sie dann wieder in den Schlaf zu wiegen. Er wurde in der Regel nicht einmal wach. Auch heute (Ich arbeite seit knapp einem Jahr wieder.) kümmere ich mich um die meisten Belange der Kleinen. Kita-Suche, Einkauf, Wäsche, Playdates am Nachmittag – das erledige alles ich. Papa-Zeit gibt es fast nur am Wochenende. Meist bin ich es auch, die zu Hause bleibt, wenn unsere Tochter krank ist.

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Aber wehe, ich kann mal nicht und er springt für mich ein! Dann kann er sich vor Bewunderung und Lob der anderen gar nicht mehr retten. Selbst als unsere Tochter gerade mal ein paar Tage alt war, bewunderten alle Familienmitglieder, wie toll er sich als Papa kümmert und dass er doch tatsächlich selbst die Windeln wechselt. Auch der Bundestagsabgeordnete Sigmar Gabriel bekam vor zwei Jahren, als er sich öffentlich „abmeldete“, um ein paar Tage bei seiner kranken Tochter zu bleiben, unzählige Schlagzeilen mit Lob. Der Schauspieler Dwayne Johnson wurde unter einem Foto auf Instagram sogar als „Heldenvater“ betitelt, nur weil er seine Frau fütterte, die während des Stillens keine Hand für ihr Besteck frei hatte. Ich frage mich: Sollte das nicht eigentlich alles völlig selbstverständlich sein?

Ständig werden Väter gefeiert und in den Himmel gelobt, wenn sie nur den kleinen Finger rühren. Dabei wird von uns Müttern ständig erwartet, dass sie nach der Geburt eines Kindes ihre persönlichen Bedürfnisse zurückstellen und im Zweifelsfall auch komplett alleine für das Kind sorgen. Ich weiß, dass die Männer selbst nichts dafürkönnen. Es ist die Gesellschaft, die offensichtlich noch immer glaubt: Frauen und Kinder, Männer und Karriere. Wenn dann ein Mann einmal das Muster durchbricht, muss er dafür gelobt werden. Aber das muss aufhören!

Vater hält seinen Sohn an der Hand
Es geht nicht um die Erfüllungen von Pflichten, sondern darum für das Kind da zu sein.
Jessica Kühne

Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr!

Wir alle müssen aufhören, Männer für ihre Elternzeit und alles, was sie für ihre Kinder tun, in den Himmel zu loben. Es ist normal, dass auch Väter sich krankmelden, zum Elternabend gehen, die Trikots der Fußballmannschaft waschen oder sich ihre Babys auf die Brust legen.

Hört auf vor Begeisterung in die Luft zu springen, weil ein Papa in der Bahn seinen Sohn tröstet und klatscht keinen Beifall, weil ein Bekannter von euch freiwillig mit seiner Tochter und ihren Barbies spielt. Männer brauchen kein Extra-Lob, kein Schulterklopfen, nur weil sie in ihrer Rolle als Vater aufgehen. Sie sind schließlich ebenfalls ein Elternteil und kein Babysitter.

Jessica Kühne
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Bildquelle: Unsplash/Zelle Duda/Julie Johnson